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Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten

Titel: Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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einer der Läuterer seinem Versteck näherte. Durch das transparente Gewand hindurch war es deutlich zu erkennen. Zwischen seinen Beinen war … nichts. Alles glatt.
    »Du gehörst ebenfalls zu den Sündern!« bellte der Läuterer, als er den Relax entdeckte. »Du hast dich Vergnügungen hingegeben, dich vom Großen Geist abgewandt. Auch du mußt geläutert werden. Die Zeit ist gekommen.« Und er holte mit seiner Fackel aus. Cuny riß in einer fließenden Bewegung seinen Laser hervor und betätigte den Aktivator. Der Glutstrahl – ebenfalls reinigendes Feuer – leckte über das Gesicht des Läuterers hinweg, verbrannte. Ohne noch einen Laut von sich zu geben, stürzte der Fanatiker zu Boden.
    Gian Cuny beeilte sich, sein Versteck zu verlassen, in eine Seitenstraße zu wechseln und die Zone des Feuers und der Gefahr hinter sich zu lassen. Allmählich war er wieder zu klarem Denken fähig. Er orientierte sich, überlegte kurz, ob er eine weitere SME-Dröhnung zu sich nehmen sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sein Vorrat war nicht groß, und es war fraglich, wann er ihn wieder aufstocken konnte. Ganz in seiner Nähe, nur etwa zwei Dutzend Meter entfernt – eine andere Seitengasse? – brüllte eine Mobilanemone mit ihren Zirpmembranen. Offenbar hatte die Pflanze aus dem Zoo ein Opfer gefunden … Cuny erhöhte sein Tempo.
    Das Atmen fiel inzwischen sogar durch die Atemmaske schwer. Immer wieder mußte er innehalten und die Filterelemente reinigen. Wenn er dann – ohne die Maske – seine Lungen füllte, erlitt er einen Hustenanfall, der ihm die Tränen in die Augen trieb. Die Atmosphärenfilter arbeiteten nicht mehr; die Schadstoffe hüllten das ganze Stadtgebiet ein. Aber das stationäre Hochdruckgebiet konzentrierte auch die Qualmwolken der vielen Brände, nichts wurde abgeleitet. Wann wurde die kritische Grenze überschritten?
    Zwei Straßen weiter erreichte er seinen Wohntrakt – oder das, was von ihm übriggeblieben war.
    Das mehrstöckige, konkave Gebäude war nur noch eine staubige Trümmerruine. Einige Tote blickten ihn aus gebrochenen Augen an.
    Cuny schluckte und versuchte, diesen Schock zu verdauen. Offenbar war hier in unmittelbarer Nähe eine mittelgroße Bombe detoniert. Seine Wohneinheit existierte nicht mehr. Also kein Ort mehr, an den er sich zurückziehen konnte.
    Der Relax taumelte fort.
    Zweihundert Meter weiter wurde er aus dem Hinterhalt von einem anderen Relax erschossen. Er hatte es nur auf Cunys Atemmaske abgesehen.
     
    *
     
    Grönland, Heiliges Tal Ödrödir, 22. September 2503, 6.47h Standardzeit
    Vor einer halben Stunde war die Große Graue mit einem schlanken Langstrecken-MHD-Gleiter im Heiligen Tal eingetroffen, um sich mit eigenen Augen vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen. Sie gab sich weiterhin alle Mühe, Mandorla zu ignorieren, die zusammen mit den Techno-Arbitern die Einstellungen der Geräte umjustierte.
    »Kommen Sie voran?« fragte sie Narda und Nayala. »Brauchen Sie weitere Materialien?«
    Narda schüttelte den Kopf.
    »Das ist nicht notwendig. Wir haben zweimal einen Rudimentärkontakt mit Yggdrasil herstellen können. Der Weltenbaum ist also, wie David schon vermutete, nicht tot. Der Versteinerungsprozeß hat noch nicht alle Bereiche erreicht. Bleibt die Frage, ob er zurückgedrängt werden kann. Möglicherweise gelingt uns das, wenn wir die PSI-Fokussierung weiter verstärken.«
    Sie war müde, aber sie ließ es sich nicht anmerken.
    Da ist es wieder, vermeldete ihre Clanschwester telepathisch. Wenn wir es nur fassen und festhalten könnten! Aber selbst die Bannworte versagen. Ob sie eine modifizierte PSI-Abschirmung besitzt?
    Vielleicht, gab Narda zurück. Auch ihre psionischen Tastsinne stießen immer wieder auf diese Barriere. Möglicherweise ließ sie sich durchbrechen. Aber nur mit Gewalt. Und das konnte der Großen Grauen unmöglich entgehen.
    »Es ist alles vorbereitet!« rief Mandorla und winkte. Narda und Nayala winkten ebenfalls, sahen dann zum wiederholten Male an Yggdrasils Stamm empor. Chan de Nouille folgte ihren Blicken.
    »Wenn wir einen zweiten Mistellieferanten gewinnen könnten …«, sagte sie leise und wie zu sich selbst.
    Hast du es gespürt? rief Nayala. Diesmal war es ganz deutlich! Es geht ihr nicht um die Misteln!
    »Kommt David voran?« erkundigte sich Narda wie beiläufig.
    Chan de Nouille lächelte.
    Vorsichtig! Unterschätze sie nicht …
    »Keine Angst, Narda. David ist nicht in Gefahr. Eine von meinen Queens und einige

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