Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten
chemische PSI-Blocker zu sich genommen. Ebenso wie die anderen.
»Wer sind Sie? Und was haben Sie vor?«
»Zwei durchaus verständliche Fragen. Nummer eins: Ich bin Philip Moran, Vorsitzender von Anarcho-Syndikat. Nummer zwei: Ich kämpfe gegen das Konzil und die Generalmanags. Gegen alle Generalmanags. Besonders aber gegen Renegaten!«
»Da kommt jemand«, zischte einer der anderen Männer, und ein Arm zeigte auf eine schimmernde Geräteanzeige. Moran drehte sich um, warf einen Blick auf das Instrument und nickte. Er sagte kein Wort. David fing ein Gedankenfragment auf, das auf Unzufriedenheit und Frustrationen hindeutete.
Kurz darauf ertönte ein knirschendes Geräusch. Eine weibliche Stimme sagte: »Was ist denn hier los?«
Auch sie hatte PSI-Blocker zu sich genommen, doch die Gedankenverzerrungen waren bei ihr weniger ausgeprägt. Ein Name – Sarneyke Eloise.
»Eine weitere Falle«, knurrte Philip Moran und deutete auf seine Gefangenen. »Sie versuchen es mit der gleichen Taktik – angebliche Kooperation, dann eine Legion Graugardisten. Die Art des Konzils, Probleme zu lösen.«
Ein weiches Gesicht beugte sich über David terGorden.
»Keine Falle«, sagte David. »Ich bin Sonderbeauftragter des Konzils und befugt, Ihnen und den anderen Organisationen Kooperation anzubieten. Der Aufstand muß unter allen Umständen verhindert werden. Er würde das Chaos bringen.« Und David erläuterte in allen Einzelheiten die Vorschläge, die Chan de Nouille im Namen des Konzils den Aufständischen unterbreitete. Sarneyke Eloise sagte die ganze Zeit kein Wort. Sie war ein aufmerksamer Zuhörer.
»Binde ihn los«, sagte sie schließlich. Moran schnaufte.
»Ich höre wohl nicht richtig. Er ist Generalmanag! Und er hat zugegeben, diese ›Adresse‹ von Tyll erfahren zu haben. Tyll hat uns schon einmal in eine Falle gelockt. Menschenskind, Sarneyke: Welche Beweise willst du denn noch?«
Dieser Durst! »Ignazius Tyll hatte niemals die Absicht, Ihnen eine Falle zu stellen. Es war eine Aktion von Chan de Nouille. Sie schuf damit einen Hebel, mit dem sie einerseits den amtierenden Lordoberst kontrollieren konnte und andererseits einen Keil zwischen Sie und Tyll trieb.«
Sarneyke Eloise machte ein überraschtes Gesicht. »Erzählen Sie mehr.«
David erklärte die augenblickliche Situation und ließ auch nicht aus, daß die wirklichen Motive und. Absichten der Großen Grauen nach wie vor im dunkeln lagen.
Philip Moran lachte humorlos. »Die Große Graue hatte also vor einigen Wochen kein Interesse daran, den Kasten Mitspracherecht im Konzil einzuräumen. Warum sollte sie ihre Meinung jetzt geändert haben?«
»Ich verbürge mich für die Vorschläge, die ich Ihnen unterbreitet habe«, sagte David terGorden entschlossen. »Wenn es zum Krieg der Kasten kommt, wird auf der Erde das Chaos herrschen. Millionen Menschen werden sterben; an Hunger, an Seuchen. Und vergessen Sie eins nicht: Die Garden werden zuschlagen. Sie werden versuchen, den Aufstand niederzuschlagen. Wollen Sie einige Millionen Menschen einfach opfern, ohne nicht zumindest den Versuch gemacht zu haben, Ihre berechtigten Forderungen friedlich durchzusetzen?«
»Friedlich? Gegen das Konzil? Daß ich nicht lache!« Moran schnaufte erneut. »Es wäre das erste Mal, daß das Konzil auf dem Verhandlungswege Zugeständnisse macht. Der Bund der Freien Welten, Ginger – sind diese Planeten durch ›friedliche Verhandlungen‹ unabhängig geworden? Nein! Sie haben darum kämpfen müssen!«
»Die Situation hat sich geändert!« sagte David eindringlich. »Das Konzil ist auf Kooperation angewiesen, wenn es überleben will.«
»Eben! Und wir wollen nicht, daß das Konzil überlebt.«
David nickte. »Sie haben recht, ich stimme Ihnen zu. Daß ich Generalmanag geworden bin, hat auch völlig andere Gründe, als Sie annehmen, Philip.« Er erklärte sie kurz. Für ein paar Sekunden breitete sich daraufhin Schweigen aus.
»Auch Chan de Nouille ist klar, daß es zu einer Neuordnung der irdischen Gesellschaft kommen muß.« Ist das wahr? dachte David kurz. Ist ihr das wirklich lieber? »Sie erhalten ein verbürgtes Mitspracherecht im Konzil. Und außerdem ist meine eigene Position auch nicht unerheblich. Zwei Terranauten, die mich begleitet haben, unternehmen den Versuch, Yggdrasil zumindest zum Teil wiederzubeleben. Wenn das gelingt – und da bin ich ziemlich zuversichtlich –, erhalten wir weitere Misteln, die von Biotroniks A/S vertrieben werden. Wir Terranauten
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