Die Terranauten 076 - Krieg der Kasten
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Die Ayhyma konnte sich nicht mehr rühren. Sie stürzte mit angelegten Farbschwingen dem Eis entgegen, prallte auf, schabte an Kanten und Vorsprüngen entlang. Der Körperpanzer war in der Festkonsistenz stark genug, um Verletzungen zu verhüten.
Der Zerotransferierer gellte in den psionischen Äther hinein. Die Ayhyma verstand seine Signale nicht mehr. Sie konnte sich noch immer nicht rühren. Und sie erkannte die Gefahr.
Wenn sie in diesem Zustand von Menschen entdeckt wurde, war sie ihnen wehrlos ausgeliefert …
*
Bordeaux, Region FRANK, 22. September 2503, 17.20h Standardzeit
Der Raum war spartanisch eingerichtet. Kahle Wände, nur drei Fluoreszenzplatten, ein langer Tisch und sieben Stühle aus Hartprotop. Keine Fenster. Nur eine Tür.
Ein ungemütlicher, düsterer Raum. Und zweckbestimmt. Vor wenigen Monaten waren hier noch von anderen Konzernen in die Organisation von Export-Kartell eingeschleuste Agenten verhört worden. Heute diente der Raum anderen Zwecken. Er hatte nämlich einen entscheidenden Vorteil: Er war sicher.
Zwei Etagen höher nahm die Party ihren Fortgang. Eine Monstrositätenschau. Generalmanags, Manags, Sekretäre und einige hochgestellte Arbiter, die absolut vertrauenswürdig waren, hatten ihre Körper mit Biofleisch-Kulturen verbunden, die mit bestimmten elektrostatischen Signalen zu wuchern begannen und jede Form und Konsistenz annehmen konnten. Dort oben feierten nun einarmige Schleimmonster, wabbelige Algenklumpen und diverse andere Phantasiegeschöpfe.
Anlyka terCrupp schüttelte sich angeekelt, als sie Platz nahm. »Widerwärtiges Zeug!«
»Abschirmung steht«, meldete Timian Mira, der bärtige Generalmanag von Transport-Kartell. »Sarym-Projektoren ebenfalls aktiv. Wir sind ungestört.«
»Hoffentlich bleiben wir’s auch!« brummte Tariah daMarden von Transport-Stellar.
»Niemand wird unsere Abwesenheit oben bemerken«, sagte Wilbert terBarden von Grüne Hügel leise. »Die Elektronikdoubles sind von uns nicht unterscheidbar.«
»Aber wenn Schatten dabei sind …«
»Wir alle kennen die augenblickliche Lage«, begann Timian Mira. »Bleibt die Frage, was wir dagegen zu unternehmen gedenken.«
»Manchmal«, sagte Anlyka terCrupp leise, »glaube ich, es war ein Fehler, Valdec davonzujagen.« Kein Widerspruch. »Zwar, hat er unsere Exportquoten beschnitten, aber wir konnten wenigstens noch ein- und ausführen. Ich bin bei einem Satz von nur noch sieben Prozent angelangt. Nach den Konzilsstatuten hätte ich schon längst Konkurs anmelden müssen und meinen Sitz verloren.« Die alte Dame, die sonst so harmlos wie eine Oma im Park wirkte, hatte nun das wenig entzückende Äußere eines Molluskenzyklopen von Dhersh. »Wir müssen mehr KK-Schiffe bauen. Das ist der einzige Ausweg.«
»Und das sagen Sie?« wunderte sich Wilbert terBarden. »Ausgerechnet Sie? Denken Sie an Gorthaur.«
Der Molluskenzyklop schüttelte sich. Anlyka terCrupp war beim ersten Schlag der Entitäten gegen die Erde von Gorthaur übernommen und geistig versklavt worden. Sie hatte sehr persönliche Erfahrungen mit Kaiserkraft und deren Folgen gesammelt.
»Einige Kaiserkraftschiffe mehr oder weniger machen den Kohl auch nicht fett«, schnaubte Anlyka. Die anderen Generalmanags reagierten verwirrt auf diese Wortspielerei. Sie winkte ab. »Lassen wir diese Frage vorerst. Wir wissen alle, daß wir in einigen Monaten, ändert sich die finanz-ökonomische Lage nicht drastisch, erledigt sind. Ich habe in erster Linie aus einem anderen Grund um diese Zusammenkunft gebeten.« Das Breitmaul des Molluskenzyklopen verzog sich. »Ein Manag von TBK hat mir über einen Mittelsmann eine wichtige Information angeboten.«
»Ein Manag vom Terranischen Banken-Konsortium?« fragte Tariah daMarden überflüssigerweise. Nicken.
»Die leider umgekommene Generalmanag von TBK gehörte zu der Verschwörung, die einen Putschversuch plante und an verschiedenen konzilsinternen Zwistigkeiten beteiligt war. Shamir Zhymer von Wehrtechnik AG und Hendrick dalghson von Ziolkowski gehörten ebenfalls dazu. Sie sind in Haft.«
Sie lächelte.
»Nun, ich habe die Informationen gekauft. Es hat sich gelohnt.« Sie beugte sich vor. »Einer der drei Generalmanags hat dafür gesorgt, daß sämtliche Gespräche, die im Büro von Lordoberst Ignazius Tyll stattfinden, abgehört werden können. Das Elektronische Ohr ist bisher noch nicht gefunden worden. Ich habe hier Berichte über die letzten
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