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Die Terranauten 081 - Treiber-Piraten

Die Terranauten 081 - Treiber-Piraten

Titel: Die Terranauten 081 - Treiber-Piraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roberts
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unterdrückt. Die Analyse des Ersten Offiziers traf den Kern der Wahrheit wahrscheinlich ziemlich genau. Die Hoffnungen, daß Kirju Haapala hier Heilung finden konnte, sanken auf ein Minimum.
    »Landen wir trotzdem?« fragte er Jeng-Jeng leise.
    Der Angesprochene zuckte die Achseln. »Wenn wir nun schon mal hier sind …«
    Er ließ den Ringo wieder in den Vorwärtsflug übergehen.
     
    *
     
    Bis jetzt war alles gutgegangen. Unten in den Korridoren hatten wir keine Menschenseele gesehen, und wir durften wohl davon ausgehen, daß auch uns niemand gesehen hatte. Ohne Schwierigkeiten war es uns gelungen, den Treppenaufgang zu erreichen, an dem ich in der vergangenen Nacht gescheitert war.
    Ohne zu zögern, machten wir uns daran, die Treppenstufen emporzusteigen. Ob wir Jelina tatsächlich oben auf der Dachplattform finden würden, wußten wir natürlich nicht. Aber was blieb uns anderes übrig? Die Plattform war unser einziger Anhaltspunkt.
    Die Fackel in der Hand kam mir höchst überflüssig, ja, geradezu albern vor. Ich war drauf und dran, sie wegzuwerfen, aber Falk hinderte mich daran.
    »Ich weiß nicht, wozu die Dinger gut sein sollen«, meinte er. »Aber ich habe irgendwie den Eindruck, daß sie mehr als nur kultische Bedeutung haben. Und darum werden wir sie auch weiterhin tragen, klar?«
    »Klar«, bestätigte ich.
    Er war der Erfahrenere von uns beiden. Und wenn er wirklich einen Sinn darin sah …
    Auf jedem Zwischenpodest war ein großes Fenster in die Wand eingelassen, durch das wir nach draußen blicken konnten. Viel zu sehen gab es allerdings nicht. Ein paar kleinere Bauten, ein ausgedehntes freies Feld, das so eben war wie ein plangeschliffenes Eisenstück, und viel Himmel. Wolkenloser Himmel, wie ich ihn bisher niemals kennengelernt hatte. Der Lavaball der Sonne kletterte ganz langsam seinem höchsten Punkt entgegen.
    Wir stiegen die Treppen sehr zügig hinauf, nahmen des öfteren zwei Stufen auf einmal. Es war ziemlich anstrengend, und ich fragte mich, wie es die Himmelswächter schafften, diesen Weg wieder und immer wieder zu bewältigen, vielleicht sogar mehrmals an einem Tag. Schon die Treppe war ein Beweis für ihre Verrücktheit. Leute, die vernünftig dachten, wären bestimmt nicht auf den Gedanken gekommen, ihre Kultstätte so weit nach oben zu legen.
    Je höher wir kamen, desto unwohler fühlte ich mich in meiner Haut. Jeden Augenblick rechnete ich damit, daß Atembeschwerden und Kopfschmerzen wieder über mich herfallen würden. Überraschenderweise geschah das jedoch nicht. Wir legten Treppe auf Treppe zurück, aber an meinem körperlichen Wohlbefinden änderte sich nichts. Abgesehen von einer leichten Erschöpfung, verstand sich, die man aber wohl als normal ansehen mußte.
    »Was habe ich dir gesagt?« meinte mein Clanbruder. »Die Fackeln schützen uns!«
    Langsam begann ich, daran zu glauben, daß an dieser Verrücktheit doch etwas Wahres dran war, auch wenn ich es nicht verstand.
    Plötzlich zuckte ich zusammen, als habe mich ein Hammerschlag am Kopf getroffen.
    Wir hatten gerade eines der zahllosen Zwischenpodeste erreicht, und mein Blick ging mehr zufällig nach draußen. Und dabei sah ich etwas! Falk war mein Zusammenzucken nicht entgangen. Mit fragender Miene blickte er mich an.
    »Was ist los, Bruder Thor? Spürst du etwas – Atemnot, Schwindelgefühle oder …?«
    »Nein! Es ist …« Ich deutete mit dem Zeigefinger auf die Fensterscheibe. »Dort, Bruder Falk, dort am Himmel!«
    Ein dunkler Punkt war am Himmel erschienen, ein dunkler Punkt, der vorher nicht dagewesen war. Und dieser dunkle Punkt wurde zusehends größer, was bedeutete, daß er immer näher kam.
    Falk legte die Stirn in nachdenkliche Falten. »Du glaubst, daß das das Sternenschiff aus deiner Vision ist?«
    »Natürlich, was sonst?«
    Ich schrie diese Worte fast, dachte im Augenblick gar nicht daran, daß dadurch jemand auf uns aufmerksam werden konnte.
    Das Sternenschiff!
    Nur allzu deutlich erinnerte ich mich an die schrecklichen Szenen, die mir das Licht der Erkenntnis gezeigt hatte …
    In kürzester Zeit würde das Schiff von den Sternen auf dem freien Feld vor dem Turm niedergehen. Und genau in diesem Augenblick würden die Himmelswächter Jelinas Scheiterhaufen in Brand setzen – als Willkommensgruß für die Fremden, die mit dem Schiff gekommen waren.
    Die Zeit verging rasend schnell. Das Sternenschiff war so nahe herangekommen, daß man bereits seine äußere Form erkennen konnte. Es war kugelförmig und

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