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Die Terranauten 082 - Das Mistel-Syndikat

Die Terranauten 082 - Das Mistel-Syndikat

Titel: Die Terranauten 082 - Das Mistel-Syndikat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Roberts
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an und machte zwei Schritte in Richtung Wendeltreppe.
    Weiter kam er nicht.
    Ein gleißender, nadeldünner Lichtstrahl löste sich aus der Waffe Haapalas und fuhr unmittelbar vor Siri Lankards Füßen in den Boden.
    Abrupt blieb der Treiber stehen. »Kirju …«
    »Setz dich!« kommandierte Haapala.
    Lankard tat, was er verlangte.
    Der Strahler fuhr herum, zeigte jetzt genau auf die Brust des Logenmeisters.
    »Und du auch, Merlander!«
    Laacon Merlander tat es. Und auch ich nahm wieder in meinem Schalensitz Platz, bevor mich der kranke Treiber ausdrücklich dazu aufforderte. Haapala war nicht ganz richtig im Kopf, das hatten mir alle versichert. Und Verrückte sollte man nicht reizen.
    »Sei vernünftig, Kirju«, sagte der Logenmeister mit beschwörender Stimme. »Niemand will dir etwas tun!«
    Haapala lachte. »Dazu wird auch keiner Gelegenheit bekommen, verlaßt euch drauf!«
    »Ist ja schon gut, Kirju«, redete der Logenmeister weiter beruhigend auf den Strahlerschwinger ein, »ist ja schon gut. Wir meinen es alle gut mit dir und …«
    »Schluß mit dem albernen Gequatsche, Merlander! Du brauchst nicht so zu tun, als sei ich ein Idiot. Glaube mir eins: Ich war selten so vernünftig wie in diesem Augenblick.«
    Es sprach eigentlich alles dagegen, aber ich war mir auf einmal sicher, daß ich ihn falsch beurteilt hatte. Seine Augen waren ganz klar, ließen nicht im mindesten auf eine Geistesverwirrung schließen. Ich hätte wetten mögen, daß er nicht verrückt war, daß er vielmehr ganz genau wußte, was er tat – zumindest zum gegenwärtigen Zeitpunkt.
    Und nicht nur ich schien zu dieser Überzeugung gekommen sein. Auch Siri Lankard, der anfänglich jenes bewußte, freundliche Lächeln gezeigt hatte, mit dem man gemeingefährliche Irre normalerweise zu besänftigen sucht, sah Haapala auf einmal mit anderen Augen an.
    »In Ordnung, Kirju«, sagte er sachlich, »du hast uns in deiner Gewalt. Aber wenn Morgh, Jeng-Jeng und die übrige Besatzung aus dem Tief schlaf erwachen …«
    »Darauf würde ich an deiner Stelle nicht hoffen, Lankard«, unterbrach ihn der kranke Treiber. »Ihr habt den Flug durch Weltraum II viel schneller bewältigt, als wir erwartet hatten. Es wird noch einige Stunden dauern, bis die Nichttreiber aufwachen.«
    »Trotzdem hast du keine Chance«, blieb Siri Lankard beharrlich. »Wenn unsere Geschäftspartner auftauchen, um die Misteln in Empfang zu nehmen …«
    »Auch darauf solltest du nicht bauen, Bruder! Ich habe mich bereits über die Situation draußen informiert. Wir sind nur wenige Millionen Kilometer vom zweiten Planeten entfernt, aber weit und breit läßt sich kein fremdes Schiff orten. Unsere Geschäftspartner haben wohl lange genug gewartet und sind inzwischen bestimmt zu der Ansicht gelangt, daß die STORTIS hier nicht mehr auftaucht.«
    Alles, was er sagte, hörte sich wirklich nicht verrückt an, zeugte vielmehr von Umsichtigkeit und Logik. Nur das, was seine Motive anging, gab Rätsel auf.
    Ich sah Oona Karfs konzentrierten Gesichtsausdruck. Sie blickte Haapala in die Augen wie ein Pruut seiner Beute. Mit Sicherheit versuchte sie in diesem Augenblick, die Gedanken des kranken Treibers zu lesen. Offenbar kam dabei aber nichts heraus. Ein Zug des Unmuts huschte um ihre Mundwinkel.
    »Gut und schön, Kirju«, sagte sie, »du hast uns also alle in der Hand: Und was soll das Ganze? Willst du dich dafür rächen, daß wir dich sozusagen aus der Loge ausgestoßen haben?«
    Wieder lachte Kirju Haapala. »Eure Loge kümmert mich einen Dreck! Was seid ihr denn? Miese, armselige Kreaturen! Ohne eure Treibertalente wärt ihr Nomans, die man nach Belieben abknallen kann.«
    Wie spielerisch hob er den Strahler und zielte auf Oona Karf. »Das gilt ganz besonders für dich, du kleine Hure!«
    Die Treiberin zuckte zusammen. »Mach keinen Unsinn, Kirju. Ich … Ich habe dir doch nie etwas getan, oder? Ich war immer nett zu dir. Das kannst du doch nicht leugnen?« Die Todesangst stand in ihren Augen.
    »Wie ich schon sagte«, wiederholte Haapala, »du bist eine miese, armselige Kreatur – wir ihr alle! Nein, nicht alle. Diese beiden …«, sein Strahler beschrieb einen Halbkreis, der mich und Jelina umfaßte, »… sind anders als ihr. Anständige junge Leute, die gegen ihren Willen in schlechte Gesellschaft geraten sind. Sie haben Besseres verdient, als mit euch eines Tages zugrunde zu gehen.«
    Ich war mir nicht sicher, ob ich mich über diese Worte freuen sollte. Immerhin beruhigten sie mich.

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