Die Terranauten 082 - Das Mistel-Syndikat
Sie ließen nicht darauf schließen, daß uns Haapala etwas antun wollte.
»Kommen wir zur Sache«, sagte Siri Lankard. »Was willst du von uns?«
»Nichts will ich von euch«, antwortete Haapala. »Andere werden euch für eure Verbrechen zur Verantwortung ziehen. Das ist nicht meine Sache. Ich will nur eins: daß ihr mir nicht in die Quere kommt. Und dafür werde ich jetzt sorgen!«
Sein Strahler richtete sich auf Siri Lankard, der Daumen legte sich auf den Auslöser.
»Kirju!«
Lankards Aufschrei half ihm nichts. Wie von einem Hammerschlag getroffen sackte er in sich zusammen.
Zeus sprang aus seinem Schalensitz hoch. »Du verdammter …«
Haapalas zweiter Schuß streckte ihn nieder.
Oona Karf schrie, als habe sie der Pruut in den Klauen. Der Strahler brachte sie abrupt zum Schweigen.
Haapalas nächstes Opfer war Ain Lavalle, dann war der Logenmeister an der Reihe.
Nur zwei Logenmitglieder waren jetzt noch übrig: meine Clanschwester und ich.
Und schon zeigte die Mündung des Strahlers auf mich …
*
»Seien Sie nicht ungerecht, Llewellyn«, sagte Schaganok, der Verteidigungssekretär Parisiennes. »Den Schmugglern wäre die Flucht bestimmt auch dann gelungen, wenn Sie sich höchstpersönlich an der Verfolgung beteiligt hätten, meinen Sie nicht?«
»Das bezweifle ich«, antwortete der Riemenmann mit spürbarer Verbitterung. »Es gab eine Zeitspanne, in der die Schmuggler zu greifen gewesen wären. Eine Zeitspanne, in der sie so gut wie hilflos waren, und ein entschlossener Zugriff hätte …«
»So? Wie wollen Sie das von hier aus beurteilen können?«
»Indem ich hiervon Gebrauch mache«, sagte Llewellyn und tippte gegen das goldene Riemengeflecht, zwischen dem nur seine Augen hervorlugten. »Es besteht kein Zweifel, daß sich die Schmuggler durch eine Transition in Weltraum II ihren Verfolgern entzogen haben. Zu diesem Zweck mußten sie vorher ihren PSI-Schirm zusammenbrechen lassen. Wenn Ihre Leute in diesem Augenblick zugegriffen hätten …«
»Meine Leute gingen davon aus, daß die Schmuggler kapituliert hatten!«
»Das ist es ja, was ich ihnen vorwerfe. Die angebliche Kapitulation war natürlich nur ein Täuschungsmanöver. Und Ihre Leute sind auch prompt darauf reingefallen!«
Schaganok zuckte die Achseln. »Tut mir leid. Aber meine Leute sind nun mal keine Grauen Garden, die das Kriegsspielen im Blut haben.«
»Schon gut, schon gut«, sagte Riemenmann beschwichtigend.
Er wußte, daß er tatsächlich etwas ungerecht war. Die Besatzungsmitglieder der Patrouillenschiffe waren wirklich keine ausgebildeten Soldaten. Bevor sich die Grauen Garden auf den Konzilsbefehl hin von Parisienne zurückzogen, hatten Schaganoks Leute als Zivilpiloten, als Polizisten oder als Konzernangestellte gearbeitet. Man konnte von ihnen nicht erwarten, daß sie ihr neues Handwerk von heute auf morgen perfekt beherrschten.
»Was schlagen Sie jetzt vor, Llewellyn?« fragte der Verteidigungssekretär. »Geben wir auf? Jetzt, wo die Schmuggler das Weite gesucht und wohl auch gefunden haben …?«
»Aufgeben?« echote der Riemenmann. »Unter keinen Umständen! Ich bin nicht davon überzeugt, daß die Schmuggler das Gallia-System verlassen haben. Vielleicht haben sie sich nur ein paar Lichtstunden außerhalb der Grenzen zurückgezogen. Vielleicht sind sie aber auch sonneneinwärts geflohen. Vergessen wir nicht, daß sie hergekommen sind, um ein dickes Geschäft zu machen. Das gibt man nicht so schnell auf.«
»Wenn Sie meinen …«
»Ja. Es ist also unabdingbar, daß Sie Ihre Patrouillenschiffe veranlassen, weiterhin alle Kanäle, Antennen und Augen offenzuhalten. Und das gilt selbstverständlich auch für alle stationären Beobachtungs- und Überwachungsposten.«
»Ich werde sofort entsprechende Anweisungen geben«, versprach der Sekretär.
»Und Sie können noch ein übriges tun«, sagte Llewellyn. »Sehen Sie allen sogenannten Oppositionellen, die Ihnen bekannt sind, mit verstärkter Aufmerksamkeit auf die Finger. Die Brüder werden natürlich unseren Funkverkehr abgehört haben und wissen nun, daß das Schmugglerschiff aufgetaucht ist. Ihr Ziel wird es daher sein, möglichst schnell mit den Schmugglern in Kontakt zu treten.«
Schaganok wiegte den Kopf hin und her. »Das mit dem Überwachen der Opposition ist so eine Sache. Wie Sie wissen, bemühen wir uns, auf Parisienne ein demokratisches System aufzubauen. Solange wir unseren politischen Gegnern nicht beweisen können, daß sie in illegale
Weitere Kostenlose Bücher