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Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner

Titel: Die Terranauten 092 - Das Geheimnis der Genessaner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erno Fischer
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eigenen Kehle kam.
    Schlagartig war ich wach.
    Es war eine Szene, die teils real und teils irreal erschien. Ich schwamm auf der Oberfläche eines Silbersees und starrte in einen silbrig glänzenden Himmel. Zu meinen Füßen erhob sich eine grau-, braun- und grüngefleckte Wildnis. Darin bewegten sich Schatten, die scheinbar hilflos umherirrten und sich nicht mehr zurechtfanden. Ich drehte den Kopf zur Seite.
    Ich war nicht allein. Auf einer kleinen Insel standen Lineasker und Thor 51. Sie hielten sich umklammert wie ein Liebespaar und waren nicht bei Sinnen. Ich sah es ihnen an. Sie wirkten wie Statuen, denen ein besonderer Künstler den Anschein gegeben hatte, als würden sie leben.
    Und da waren Cantos und Jana. Sie schwammen wie ich auf dem Rücken und hatten alle Mühe, die Umgebung zu begreifen.
    Ich erhob mich vorsichtig. Es geschah in absoluter Lautlosigkeit. Die Stille marterte mich, und ich versuchte, sie zu ignorieren.
    Dann stand ich auf dem Silbersee und wunderte mich, daß ich nicht einsank. Es war der Zeitpunkt, an dem ich noch eine Veränderung bemerkte:
    Meine Riemen waren nicht mehr aus Gold, sondern ebenfalls aus Silber.
    Ein Krächzen drang zu mir her. Ich fuhr herum. Das Krächzen drang aus dem kranken Dschungel und brachte ihn zum Erzittern. Die schwarzen Schatten flohen davor. Etwas schob sich aus dem Dschungel heraus. Erst sah ich nur einen wirren Haarschopf, gigantisch vergrößert.
    Der krächzende Laut wiederholte sich.
    Der Haarschopf gelangte ins Freie. Ein Gesucht. Es schaute mich direkt an, verzerrt, mit einem grausamen Funkeln in den Augen.
    Das Gesicht von Thor 51.
    Ich sah zu ihm und Lineasker hinüber.
    Thor 51 hatte keinen Kopf mehr, denn der Kopf stieß langsam aus dem Dschungel. Der Mund öffnete sich. Er wollte mich verschlingen!
    Die Zunge erschien dick und rot. Sie verlängerte sich und leckte in meine Richtung.
    Ich schrie auf und wollte ausweichen, doch da stolperte ich und fiel mit dem Gesicht genau in den See aus glänzendem Silber.
    Das Silber klatschte über mir zusammen. Ich führte unwillkürlich Schwimmbewegungen aus. Mein Glück, denn nur so konnte ich das Abtreiben in dem seltsamen See verhindern.
    Das Wasser war glasklar, verzerrte jedoch alles zur Unwirklichkeit. Die Erinnerungen an den Silbersee und an den monströsen Kopf im Dschungel verblaßten. Ich vernahm einen fernen Ruf: »Llewellyn!«
    Ich kannte die Stimme, konnte sie jedoch nicht einordnen. Meine Erinnerung versagte, wenn ich mich darum bemühte.
    Mit meiner Schwanzflosse vollführte ich eine kräftige Schwimmbewegung, um nicht mit dem Korallenriff zu kollidieren. Ich bog um eine Riffecke.
    »Llewellyn!«
    Plötzlich wußte ich es: Jana, die Hexe! Obwohl ich mich nicht erinnern konnte, woher ich sie kannte.
    Und jetzt rief eine andere Stimme: »Jana!« Langgezogen und unendlich weit entfernt.
    Eifersucht entstand in mir. Meine Schwanzflosse peitschte das Wasser und trieb mich voran. Mit den seitlichen Steuerflossen korrigierte ich die Richtung. Ich öffnete weit mein Maul, schöpfte Wasser und ließ es durch die wedelnden Kiemen wieder austreten. Meine dicken Augen glotzten in das Wasser. Sie bewegten sich selbständig voneinander.
    Hinter dem Riff gab es braunen Sand. Ich sah verschwommen den hohen Rand einer Pflanzenansammlung. Wie ein Dschungelrand.
    Aber doch nicht unter Wasser! korrigierte ich mich.
    Langsam ging ich tiefer. Als ich dicht über dem braunen Boden dahinschwamm, wirbelte meine Schwanzflosse Fontänen auf.
    Ich wurde auf etwas aufmerksam, was direkt aus dem braunen Grund wuchs. Es pendelte langsam hin und her, von der seichten Strömung bewegt.
    Es war eine seltsame Blume, fest im Grund verankert. Sie war grün und hatte zwei Arme und einen Kopf. Im Kopf glühte ein rotes Zyklopenauge, das mich anstarrte. Jetzt öffnete die Blume den Mund und saugte. Eine ungeheure Strömung entstand und trieb mich auf den Mund zu.
    »Jana!« Die ferne Stimme.
    Die Stimme von Jana: »Llewellyn!«
    Mein Maul pumpte Wasser. Meine Steuerflossen flatterten erregt. Meine Schwanzflosse bemühte sich verzweifelt, mich in eine andere Richtung zu treiben.
    »Jana!«
    Der geöffnete Mund der grünen Blume mit dem roten Zyklopenauge saugte unerbittlich. Je näher ich ihm kam, desto mehr schrumpfte ich.
    Bis ich klein genug war, um genau in den Mund hineinzupassen.
    Im nächsten Augenblick sah ich Jana neben mir schwimmen. Sie lächelte grausam und sah mit Freude zu, wie mich die grüne Blume mit dem Zyklopenauge

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