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Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock

Titel: Die Terranauten 099 - Der Öko-Schock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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das Schmatzen des Mooses.
    Neben dem zunehmenden Rascheln war dies der einzige Laut.
    Ungeheure Vitalität drückte das Wuchern der fremdartigen und gleichzeitig vertraut wirkenden Vegetation aus.
    Wovon ernähren sich die Pflanzen? dachte Chron, während er lief und dem fernen Schott entgegeneilte, das in den eigentlichen Wohn- und Arbeitsbereich der Basis führte. Es gibt keine Erde, keine Nährstoffe, nur Plastik und Stahl und Protop …
    Er stolperte, rutschte und bewahrte sich nur mit Mühe vor einem Sturz.
    Endlich erreichte er das Schott.
    Es war halb überwuchert. Chron beugte sich nach vorn und entdeckte, daß das Material des Schotts porös, wie von Säure angenagt, wirkte. Wurzeln bohrten sich in winzige Öffnungen.
    Schweiß tropfte in Chrons Augen.
    Unglaublich, durchfuhr es ihn. Die Pflanzen … Sie scheinen sich von Stahl und Protop zu ernähren. Sie zersetzen die Legierung, die selbst Laserschüssen und heftigen Explosionen widerstehen kann.
    Chron drehte den Kopf.
    Erst jetzt entdeckte er den Nebel, der hier und da in dichten Schwaden über den moosbedeckten Boden driftete.
    Nein, korrigierte sich Chron. Das ist kein Nebel. Das sind Sporen. Ganze Wolken winziger Sporen.
    Aber wie sind sie in die Station gelangt?
    Eine Vermutung keimte in ihm auf.
    Ob die Außerirdischen dafür verantwortlich waren? Jene extraterrestrischen Rassen, die wahre Monstren sein mußten, wollte man der Propaganda der RMN-Sender glauben?
    Aber wer, fragte sich Chron, glaubt RMN noch, seitdem Valdecs Schergen die Programme bestimmen?
    Vorsichtig berührte Chron das Schott.
    Ein Knirschen. Staub wallte auf. Risse durchliefen die einst massive Tür, und sie zerbarst mit einem Dröhnen auf dem Boden.
    Alles mürbe, schauderte es Chron.
    Er äugte in den breiten Korridor. Auch er war pflanzenüberwuchert.
    Kurzstielige Blumen wuchsen auf den trüben Kaltkristallbändern. Moos überzog wie Bartstoppeln die Protopwände. Ranken bewegten sich wie riesige Würmer. Lianen bildeten Vorhänge aus Grün und Blau.
    Chron biß die Zähne zusammen. Seine rechte Hand umklammerte den Laser, als sei er ein Rettungsanker.
    Wo waren die Gardisten? Wo war Tian?
    Er mußte in die Zentrale. Die Zentrale war der bestgeschützte Raum der Basis. Vermutlich hatte sich die Besatzung in die Zentrale zurückgezogen.
    Chron ging weiter, schob die Lianen zur Seite und wich einer seltsamen Eingebung folgend jenen Stellen aus, an denen türkisfarbene, kniehohe Blumen wuchsen.
    Sie sind schön, dachte er fast widerwillig. Zu schön, um sie niederzutrampeln.
    Chron blieb abrupt stehen.
    Vor ihm, neben der gläsernen, von einer Art Efeu umrankten Röhre eines Pneumoliftes, lag ein Mann.
    Ein Kaisergardist.
    Wie schlafend lag er im Moos, und sein Gesicht verriet einen sonderbaren, tiefen inneren Frieden.
    Aber sein Gesicht war grün.
    Seine gesamte Haut … Seine Montur … Selbst der Mehrzweckkarabiner in den erschlafften Händen …
    Von kleeähnlichen Pflanzen befallen.
    Chrons Herz hämmerte.
    Er bückte sich und berührte den Gardisten. Die Sensornerven in den Handschuhen des Raumanzugs vermittelten ihm die Empfindung von Wärme.
    Also war der Gardist nicht tot.
    Er lebte noch. Er war über und über grün, aber er lebte.
    Chron schluchzte. Schreckliche Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    »Tian!« brüllte er. »Tian! Wo bist du?«
    Chron hastete an der Liftröhre vorbei, durch einen Seitengang, in dem goldenes Schilf raschelte, und erreichte endlich die Nottreppe.
    Auf den Stufen hatten purpurne, faustgroße Knollen einen Nährboden gefunden und zersetzten den Kunststoff.
    Vorsichtig stieg Chron in die Tiefe.
    Hin und wieder traf er auf einen weiteren Gardisten oder auf eine Queen. Alle schienen sie zu schlafen. Und alle waren von Kopf bis Fuß grün.
    Aber ihre entspannten Mienen drückten Frieden aus.
    Einen Frieden, den sie nicht gekannt hatten, seit ihnen durch die Schnitte im Gehirn Gefühl und Menschlichkeit genommen worden waren.
    Ob sie glücklich sind? durchfuhr es Lannister Chron auf seinem einsamen, gespenstischen Marsch durch den Dschungel, in den sich die antiseptische Metall- und Kunststoffwelt der Pluto-Basis verwandelt hatte.
    Ob die Gardisten jetzt endlich glücklich sind? Die Gehirnoperation hat sie entmenschlicht, und die harte, rohe Ausbildung hat sie in Roboter verwandelt. In Roboter mit lebenden Herzen und mit Gedanken, die in ihrer Kälte die einer Maschine sein könnten.
    Chron fand keine Antwort. Sporennebel schwebte in der

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