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Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub

Titel: Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rolf W. Liersch
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im grauen Flanell ging die paar Stufen empor, die zum aus Stein geschnitzten Thron des Mannes führten, der als der Herrscher der Magischen Menschen gelten konnte, obwohl nichts Herrschsüchtiges an ihm war.
    Die große Höhle war in Dunkel getaucht. Fackeln blakten an den Wänden. Oben huschten die Schatten von Fledermäusen herum. Ebenso hätte der Chef der Magischen Menschen in einem modernen Verwaltungsbau aus Glas und Stahl sitzen können, umgeben von allen Annehmlichkeiten der Kommunikations-Elektronik, aber er kam auch so zurecht, der Meister der Magischen Menschen.
    VacQueiros ging zum Thron, dessen geschnitzter Stein auf die Wurzeln eines alten Dorrbaumes gesetzt worden war. Der Baum hatte die aus gewachsenem Stein gebildete Decke durchbrochen, zäh und unnachgiebig im Verlauf von vielen Jahrhunderten, und hatte die Höhle mit seinem Netzwerk ausgestattet. Deshalb war keine weitere Möblierung in der Versammlungshalle um den Thron nötig. Wer kam und sich setzen wollte, wer Zugang hatte und eintreten durfte, wer da war, setzte sich auf die großen Luftwurzeln.
    Der Baum sah alles und hörte alles. Und trotzdem war es nicht der Urbaum der Erde. Er hätte es sein können, aber er war es nicht.
    »VacQueiros«, sagte der Meister, »du bist zurückgekehrt. Du hast Menschen mitgebracht, die uns stärken und unserem Ziel näher bringen. Du hast den Sternenstaub gesammelt.« Es war keine Frage.
    »Ja, Meister, aber ich konnte nicht alle mitbringen. Wir mußten schnell fliehen, und zwei Menschen, darunter der Vielversprechendste von allen, mußten zurückbleiben. Sie leben noch, und wir hoffen, wieder mit ihnen in Verbindung treten zu können.«
    »Wohl getan«, sagte der Meister. »Aber eines kannst du nicht wissen, da du nicht die Gabe der Präkognition besitzt: Unheil wird über unsere friedliche Insel kommen, und es ist das Unheil und der Ungeist von den alten Menschen, die nichts gelernt haben. Du magst bleiben, du und deine Freunde, aber du wirst gehen müssen, und du wirst weiter Abenteuer bestehen, die dir noch fremd und unbegreiflich sind.«
    »Aber Meister«, stotterte VacQueiros, und alle Selbstsicherheit war von ihm abgefallen, »was habe ich falsch gemacht?«
    »Nichts. Es war etwas, das weder du noch irgend ein anderer wissen konnte.«
    »Dann kann ich nicht dazu beitragen, daß die Erde endlich neu geordnet wird?«
    »Du trägst dazu bei, aber auf andere Weise, als du dir es vorstellen kannst. Ich danke dir für deinen unermüdlichen Einsatz. Du hast klug und kompromißlos gehandelt. Der Segen der Götter der Erde, die sich mit den Göttern des Meeres vermählen, sei mit dir!«
    VacQueiros verneigte sich tief und blieb minutenlang in dieser Haltung, um die Aura des Meisters voll auf sich einwirken zu lassen.
    Ein Außenstehender, jemand, der nicht mit den Verhältnissen der Magischen Menschen vertraut war, hätte vielleicht laut aufgelacht, aber alles war anders geworden.
    Der Meister der Magischen Menschen war ein kleiner, unscheinbarer Mann, der zur Dicklichkeit neigte. Seine Haut war bleich, sein Körper wirkte wenig leistungsfähig. Nur seine Augen verrieten, was für eine Kraft in diesem Mann steckte, der als der Herrscher der Magischen Menschen angesehen wurde. Seine Kräfte waren nicht grenzenlos, aber keiner hatte seine Grenzen jemals kennengelernt. Das fanatische Feuer in seinen Augen glomm für eine bessere Welt, aber seine Gabe der Präkognition ließ ihn seufzen. Es würde niemals die bessere Welt geben, die ihm vorschwebte, wenngleich seine Machtmittel erstaunlich und seine Motive die besten waren.
    »Sagtet Ihr etwas, Meister?«
    »Du bist entlassen, mein Sohn. Genieße deine letzten Tage auf Bali. Feste werden bald gefeiert, viele Feste. Vielleicht solltest du dich erstmal umziehen«, fügte er nüchtern hinzu und blickte mit mildem Lächeln auf den warmen Anzug des Mannes mit dem dunklen Gesicht und den wilden schwarzen nach allen Seiten abstehenden Haaren.
    VacQueiros taumelte hinaus in das Licht des Tages, das so hell war, daß er die Augen schließen mußte.
    Er öffnete sie langsam wieder und rieb sich die Stirn. Er konnte nicht glauben, was er eben gehört hatte. Der Meister war ein nüchterner Mensch, der trotz seiner Hexenmeisterkünste einen glasklaren, immer etwas zum Pessimismus neigenden Verstand hatte. Er hatte sich die Sprache der Inselbewohner zu eigen gemacht, obwohl er nicht auf der Insel geboren war, und er hatte sein Leben dem Ziel gewidmet, mit Hilfe der

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