Die Terranauten TB 01 - Sternenstaub
PSI-Eigenschaften der Menschheit die Erde zu einem ewigen Frieden zu bringen.
Wenn VacQueiros ihn richtig verstanden hatte, kamen seine letzten Worte einer Bankrotterklärung gleich. Nachdenklich legte VacQueiros seinen Anzug und die Unterwäsche ab und wusch sich langsam und bedächtig mit dem warmen Wasser des Baches. Der Bach hatte einen langen Weg zurückgelegt, und sein Wasser, das oben in den Bergen kalt und klar war, hatte sich in ein dunkles warmes Rinnsal verwandelt. Wie Blut, dachte VacQueiros.
Er drehte sich etwas, ließ seinen Körper vom sanften Wind bestreichen und legte dann einen kurzen Sarong an, den er unter dem Nabel verknotete.
Plötzlich war er von vielen spielenden Kindern umgeben. Sie hatten Osmo verlassen, als sie VacQueiros wiedererkannten.
»Komm mit. Magischer Mensch«, sagten sie, »heute werden Feste gefeiert. Und du bist dabei mit deinen Freunden.«
VacQueiros lächelte, dann ließ er sich mitziehen.
XXVI
Von fern tauchten die dunklen Klippen auf, gegen die sich das schäumende Meer in einer wilden Brandung brach.
Der Himmel war klar. Es herrschte ein starker, auflandiger Wind. Das Schiff wurde gegen die Felsen gedrückt, und die Mannschaft, Karl und Falster, mußten sanft dosiert die Maschine einsetzen, um freizukommen.
Die Steilküste ragte hoch auf. Mayor dachte schon daran, hier zu ankern, und den Mann mit einem Boot auszusetzen. Warum eigentlich?
»Ihr versteht mich, Schamane?« fragte Mayor langsam.
Der Eskimo machte eine zustimmende Gebärde und sackte wieder in sich zusammen.
Der Mann zitterte. Mayor dachte, daß er krank sei. Ein Wunder wäre dies allerdings nicht, wenn man daran dachte, was der Eskimo-Schamane durchgemacht hatte. Vielleicht hatte auch sein Geist gelitten. Vielleicht war der Mann niemals normal gewesen.
So normal wie immer, Sohn. Mach dir keine Sorgen.
Mayor faßte sich an die Stirn, als Freya und Tom neben ihn traten. »Er sitzt den ganzen Tag an Deck«, beschwerte er sich. »Nur mit Mühe läßt er sich dazu herab, etwas zu essen. Nicht, daß ich etwas dagegen habe, daß er über Bord pinkelt, aber er kommt keinen Moment nach unten, nicht mal nachts. Drei Tage und drei Nächte sind wir unterwegs, und der Mann wird mir immer unheimlicher. Was wird er tun?«
Langsam wandte sich das bärtige Gesicht des Schamanen ihm zu. »Du bist ein guter Mann, aber du verstehst nicht viel«, sagte er langsam. »Ich kann nicht viel sagen, weil ich meiner Bestimmung nahe bin, zu nahe.«
Tom lachte. »Er meint, daß du nicht gerade der Schlaueste bist.«
»Das weiß ich«, sagte Mayor ernst. Tom hielt sich die Hand vor den Mund und biß hinein. Er hatte Mayor nur ein bißchen ärgern wollen, aber jetzt merkte auch der Junge, wie ernst die Situation war.
Der Schamane streifte den Jungen mit einem Blick, dann fuhr er fort: »Ich danke euch für alles, was ihr für mich getan habt. Der Himmel ist groß genug, um zu begreifen, daß ihr mehr für mich getan habt als jeder andere Mensch in der Welt. Und dabei habt ihr mich nicht einmal gekannt.«
»Aber was hast du vor?« schrie Mayor. »Was treibt dich? Was macht dich so unbegreiflich und fern?«
»Ich werde bald sterben, aber vorher werde ich etwas Wichtiges tun. Etwas, das auch für euch wichtig ist. Ich werde in die Erde eingehen und ich werde die Erde selbst sein.«
»Eben hat er noch so verständlich geredet, und jetzt wieder das«, beschwerte sich Julian, der Freund Toms. Julian würde mit den Autisten gehen.
»Und noch mehr«, sagte der Eskimo-Schamane. »Wir werden zusammenbleiben. Ihr werdet mich rufen, und ich werde da sein. Ihr werdet mich brauchen, und ich werde in eurer Mitte sein. Ich werde tot sein, aber in euch werde ich leben.«
Mayor räusperte sich. Eine ironische Entgegnung lag ihm auf der Zunge, nur, um diese Situation irgendwie aufzulösen, aber er hielt den Mund, als er Freya sah. Die Frau war aschfahl geworden. Sie starrte den Eskimo-Schamanen wie einen Geist an.
»Was ist? Was hast du, Freya?« Mayor rüttelte sie an den Schultern. Sie kam wieder zu sich und brachte ein kleines Lächeln zustande.
»Ich habe tausend Menschen hinter ihm gesehen. Er ist ein Mensch, der ein ungewöhnliches Schicksal haben wird. Und, er hat recht. Wir werden ihn wiedertreffen. Wie und wo, und unter welchen Umständen, weiß ich nicht. Aber es wird bald sein.«
Sie trat vor und küßte den Eskimo-Schamanen auf die Stirn. Der Mann, dessen Alter unbestimmbar war, legte seine verwitterten Hände auf ihren Kopf
Weitere Kostenlose Bücher