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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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herein.« Er nahm Merina in die Arme. Ein warmer Schauer rieselte ihren Rücken hinab. »Wir müssen uns ein Lager suchen. In nur einer Viertelstunde können wir nicht einmal mehr die Hand vor Augen erkennen. Geschweige denn Gefahren, die uns in der Dunkelheit von der Variökologie drohen. Es ist zwecklos, Merina. Wie können nicht weiter.«
    Sie schwieg. Sie wußte, daß Curn recht hatte.
    Vorsichtig drangen sie weiter vor. Geräusche ertönten nun von allen Seiten, dort der Ruf eines Blattregenerierers, dort ein Kriechkrokus mit schabenden Wurzeln, das Zirpen von Bestäubern. Manchmal gab der Boden unter ihren Füßen federnd nach, und dann dachte Merina daran, daß sich nicht weit darunter das Nordmeer befand. Grundlose Tiefen, erfüllt mit nun giftigen Pollen- und Sporenschwärmen.
    Ihr fröstelte.
    Ihr fröstelte. Es wurde kalt. Die Wärmeverteilungsfunktion der Variökologie hatte sich ebenfalls verändert. Und nach Curns Worten befanden sie sich sicher in einer weit nördlich gelegenen Region, in der vor dem Öko-Schock eisige, stumme Gletscher sich erhoben hatten.
    Sie trug nur das Gewand einer Phönixjüngerin am Leib. Mehr nicht.
    Irgend etwas machte laut und deutlich »knack!« und Curn Sheshona versank bis zu den Hüften im Boden. Seine Arme suchten nach Halt. Wasser quoll über fahlgrünes Moos.
    Curn schrie. Merina packte seine Arme, und wenn sie dabei mit der Flüssigkeit in Berührung kam, brannte ihre Haut, und Blasen bildeten sich.
    Der Schrei Curns brach ab, und sein Kopf sank baumelnd zur Seite. Merina gab nicht auf. Sie zerrte und zerrte, und schließlich gelang es ihr, Curn aus dem morastigen Wasser herauszuziehen.
    Die Haut an seinen Beinen begann sich aufzulösen. Blut rann aus unzähligen winzigen Wunden. Er war schwer verletzt. Merina zog ihn weiter mit sich, bis sie der Meinung war, die Entfernung zum hervorquellenden und sich über Moos und Flechten ergießendem Wasser sei groß genug. Dann konzentrierte sie sich auf ihre Heilkraft und regenerierte die Wunden Curn Sheshonas. Sie kannte ihn noch nicht lange, und doch hatte sich eine unausgesprochene Übereinstimmung zwischen ihnen gebildet. Der Gedanke, er könnte sterben, schmerzte.
    Ihre Kraft ließ wieder nach. Die Kalte Starre … sie breitete sich wieder in ihr aus. Die Heilung Curns kam nur langsam voran.
    Nein, so hatten sie keine Chance. Merina begriff die Ausweglosigkeit ihrer Situation plötzlich in ganzem Umfang. Wenn sie weiterhin versuchten, zu Fuß Ultima Thule zu erreichen, würden sie früher oder später sterben. Mit jeder verstreichenden Stunde veränderte sich die Variökologie weiter. Sie wurde immer mehr zu einem gefräßigen Gegner, gegen den es keinen Widerstand – jedenfalls nicht auf Dauer – geben konnte.
    Es blieb nur noch eine einzige Möglichkeit.
    Furcht kroch ihren Nacken hinab, als sie daran dachte. Sie erkundete Curns schwache Gedanken. Ja, sie hatte sich nicht getäuscht. Er selbst ahnte nichts davon, aber er war tatsächlich ein rezessiver Psioniker mit einem noch rudimentär ausgebildeten Mentalpotential.
    Sie nickte sich selbst zu. Ja, sie hatten nur noch diese eine Chance.
    Sie umfaßte die psionische Energie, die tief in Curns Bewußtsein schlummerte, vereinte sie mit ihrer eigenen und öffnete ihren Geist.
    Llewellyn. Ich bin’s, Merina DeNeuven. Wir sind in Gefahr. Schick uns Hilfe. Schnell. Ich habe eine wichtige Botschaft. Der Anschlag auf die Variökologie … Es ist kein Angriff der Technowelten. Es …
    Die Starre.
    Ein frostiger Arm, der ihre Gedanken betäubte und ihr die Kraft stahl. Sie wehrte sich dagegen. Wie immer. Und wie immer war es zwecklos.
    Kälte.
    Sie wußte nicht, ob man sie in Ultima Thule empfangen hatte. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt. Denn den drei Eliminatoren war ihr verzweifelter telepathischer Hilferuf bestimmt nicht entgangen. Sie wußten nun, wo sie Merina DeNeuven zu suchen hatten.
    Und sie würden alles daransetzen ihre Aufgabe zu erfüllen.
     
    *
     
    Nebbia, 6. Februar 251
     
    Der Körper bewegte sich unruhig. Nayala legte Piter VanLoren die Hand auf die Stirn. Sie schien glühend heiß.
    »Ich habe kein gutes Gefühl «, sagte Narda leise. »Offenbar konnte er einen Kontakt herstellen aber …«
    VanLoren begann leise zu wimmern und sich stärker zu bewegen. Dann riß er die Augen auf und schrie.
    »Nayala!« rief Narda. »Schnell. Er sitzt fest …«
    Die beiden Drachenhexen faßten sich an den Händen, schlossen die Augen und konzentrierten sich.

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