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Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix

Titel: Die Terranauten TB 02 - Der grüne Phönix Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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draußen herrschen Elend und langsamer Tod. Wir sind die einzige Hoffnung.«
    Die Tochterkalbung, mit der der Phönix gelandet war, entwickelte Stummelbeine und kroch heran. Ein Spalt öffnete sich in der Außenschale.
    »Ich bin der Wahre Erbe der Macht, ausgeschickt vom Einzigen Urbaum, ein Botschafter der Uralten, die durch mich zu euch sprechen. Und ich sage nun: Schließt euch mir an. Bilden wir die Allianz für den Heiligen Krieg, den die Technos uns aufzwingen. Der Tag für die Grüne Invasion ist gekommen.«
    Llewellyn setzte zu einer Erwiderung an, doch er brachte kein Wort über die Lippen.
    Der Phönix wandte sich zu ihm um. »Ich werde nun die Erde verlassen. Nebbia wird mein Ziel sein. Ich überbringe die Nachricht vom Angriff auf die Erde.«
    »Phönix, ich …«
    »Mein Angebot besteht noch immer. Schließen Sie sich uns an. Gemeinsam sind wir stärker. Gemeinsam sind wir unschlagbar. Lernen Sie aus den Fehlern, die Sie gemacht haben.«
    Damit schritt der Grüne Phönix der Tochterkalbung entgegen. Jubelnde Stimmen. Arme, die ihm zuwinkten.
    »Sie schließen sich ihm an«, sagte Farrell und deutete auf die Scharen von PSI-Schülern, die den Phönixjüngern entgegenliefen. Vom großen Organsegler über ihnen lösten sich weitere Kalbungen.
    »Das«, sagte Llewellyn heiser, »ist der Anfang vom Ende.« Vorsichtig trat Curn Sheshona an das Ufer des Sees. Die Sonne neigte sich bereits dem Horizont entgegen. Bald würde die Dunkelheit anbrechen, und dann gab es keine Nachtseher, die die Sinne verstärkten.
    Das Wasser war trüb, mit ganzen Schwärmen aus Blütenpollen und Sporen neuen Lebens durchsetzt. Curn hütete sich davor, sie zu berühren. Bereits vor einigen Stunden hatten sie schon einmal schlechte Erfahrungen damit gemacht. Die Nässe wirkte wie zersetzende Säure. Er sah auf. Nicht weit von ihm entfernt erhob sich ein Pflanzenberg aus dem Wasser. Er schüttelte den Kopf. Nein, hier kamen sie nicht weiter.
    Erste Sterne glänzten am Himmel. Merina DeNeuven trat an seine Seite. »Endstation.« Sie deutete auf den See. »Das bedeutet, wir müssen zurück und ihn umgehen. Hindurchschwimmen können wir ja wohl kaum.«
    »Du hast recht.« Seine Stimme war düster. »Das wäre nicht gerade empfehlenswert. Wir können den Pflanzenberg dort nicht erreichen. Vorher hatten wir uns aufgelöst. Keine angenehme Art zu sterben.«
    Welche Art zu sterben, dachte Merina, ist schon angenehm?
    Sie kehrten den Weg zurück, den sie gekommen waren, und achteten dabei sorgfältig auf ihre Umgebung. Sie befanden sich hier direkt über dem vom Grün bedeckten Nordmeer, wie Curn ihr versichert hatte. Nur wenige Menschen lebten in dieser Region. Sie waren vor einigen Stunden auf einen Himmelbaum gestoßen, dessen Schlaf- und Nährnischen verlassen waren.
    »Sie können nicht fliehen«, sagte Merina nachdenklich. »Das Grün bedeckt die ganze Welt. Jetzt ist die Variökologie eine einzige große Falle.«
    Curn nickte stumm. Furchen hatten sich in sein Gesicht gegraben.
    Vor ihnen raschelte es.
    Unwillkürlich blieben sie stehen und horchten. Kurz darauf schob sich ein Grüner Freund zwischen einigen Silberfäden und Stauden aus Tanzpilzen hervor. Augenknospen beobachteten sie. Curn widerstand der Versuchung, an seine Seite zu treten und die Blütenknospen zu berühren. Jetzt war es kein Grüner Freund mehr, sondern ein Feind. Die Variökologie hatte begonnen, alle Fremdkörper zu eliminieren. Und Menschen wurden offenbar als Fremdkörper eingestuft. Noch war die Abwehrreaktion vergleichsweise sehr schwach, aber sie verstärkte sich.
    Der Untergang einer ganzen Welt stand bevor.
    Sie wichen nach links aus und folgten dem Pfad, der vor nicht allzu langer Zeit von einem Wandernden Blütenwandler geschaffen worden sein mußte. Der Korridor in der Variökologie begann bereits wieder zuzuwachsen. Schilfgräser tasteten nach ihren Füßen, als sie den Weg entlangeilten. Der Grüne Freund, der nun kein Freund mehr war, blieb rasch hinter ihnen zurück.
    Die Dunkelheit kam nun.
    Sie überzog den Himmel mit einer finsteren Decke. Sterne glänzten kalt und fern.
    Die Gefahr nahm zu.
    Curn Sheshona blieb stehen. Merina wäre beinah auf ihn geprallt. »Wir können nicht mehr weiter«, sagte er.
    »Wir müssen weiter. Du sagtest doch, bis nach Ultima Thule sei es nicht mehr weit.«
    Er lachte humorlos. Er war nur noch ein Schemen inmitten von düsteren Schatten.
    »Normalerweise nicht. Ein paar Stunden nur. Aber jetzt bricht die Nacht

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