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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Widerstand.«
    Und vielleicht, fügte er in Gedanken hinzu, bricht dies auch dieser Hexe Fantrinelli das Genick. Falls sie tatsächlich zwei Agenten General Chemicals für den SD empfohlen hat …
    »Direktor Zamuel ist seit gestern nicht mehr im Hause erschienen«, bemerkte Schreiber.
    Gral mimte Überraschung. »Hat er eine Nachricht hinterlassen?«
    »Nicht, daß ich wüßte.« Die Dezernentin verengte die Augen. »Ich erwähne das nur, weil ich heute morgen mit dem Direktor einen wichtigen Gesprächstermin hatte. Sie wissen schon, die Sicherung unserer petrochemischen Verarbeitungsbetriebe am Persischen Golf.«
    Gral warf die halb aufgerauchte Zigarette achtlos in den überquellenden Aschenbecher. »Ich weiß«, versicherte er grimmig. »Unser Verdacht, daß Alfa Mercedes die Hegemonie über den Nahen Osten anstrebt, hat sich bewahrheitet.«
    Er lehnte sich nach vorn, drückte eine Taste an seinem Intercom, und nur Sekunden später meldete sich das Sekretariat von Zamuels Büro.
    »Tag, Sid«, begrüßte Gral Zamuels agilen, flachshaarigen Referenten kurz angebunden. »Ich muß Zamuel sprechen.«
    Sid Herbshires gebräuntes, bartloses Gesicht trug einen besorgten Ausdruck. Während Gral sein Abbild auf dem kleinen Videomonitor betrachtete, schien seine Besorgnis noch zuzunehmen.
    »Es … es tut mir leid. Vizedirektor Gral«, sagte der Referent unsicher. »Direktor Zamuel ist nicht zu erreichen.«
    Gral wölbte die Brauen. Ein Anflug von Grausamkeit trieb ihn dazu, das makabre Spiel weiterzuspielen. »Was soll das heißen? Ist er nicht in seinem Büro? Haben Sie es in seiner Villa versucht?«
    »Ich befürchte«, erklärte Herbshire rauh, »daß der Direktor verschwunden ist. Seine Leibwächter wissen nichts über seinen Verbleib. Sie suchen ihn seit zwei Tagen.«
    »Seif zwei Tagen?« echote Gral. »Soll das heißen, der Direktor der Abteilung Sicherheit ist seit zwei Tagen spurlos verschwunden, und man hält es nicht einmal für nötig, seinen Stellvertreter darüber zu informieren?«
    Unter der Höhensonnenbräune wurde Herbshires bleich. »Es tut mir leid«, murmelte er erneut. »Es war nicht meine Schuld. Ich hatte Anweisung, vorerst Stillschweigen über die Angelegenheit zu bewahren …«
    Grals Herz begann heftiger zu pochen. Das Blut schoß ihm ins Gesicht, und die Unruhe, die leise Furcht, die ihn seit dem Vorfall in Transkom-12 beherrschte, verwandelte sich in Argwohn.
    In Mißtrauen, unter dem Panik verborgen lag.
    »Sie hatten Anweisung?« Gral schob sein Gesicht näher an den kleinen Monitor des Intercoms. »Von wem?«
    Herbshire schwitzte.
    Gral sah deutlich die Schweißperlen auf der dunklen Stirn des Mannes, der fast so lange für Zamuel arbeitete wie er selbst; Gral mochte ihn nicht. Herbshire war ihm zu glatt, zu schlüpfrig.
    »Heraus damit, zum Teufel!« brüllte Gral. »Reden Sie! Oder ich lasse Sie umgehend von Ihrem Posten ablösen!«
    Der Referent duckte sich. Er senkte den Kopf.
    »Es war Daun«, sagte er leise. »Generaldirektor Daun befahl mir, keine Meldung zu erstatten, solange die Suche nach Direktor Zamuel läuft.«
    Daun!
    Gral saß einen Moment lang wie gelähmt da.
    Der Generaldirektor persönlich! Der todkranke Greis, der hinter den unüberwindlichen Mauern der Stahlkammer lag, eingewoben in das Netzwerk modernster medizinischer Geräte, und mit der Unbeugsamkeit seines Willens gegen das Sterben kämpfte … Blind, fast taub, nicht mehr in der Lage, auch nur eine Minute das Bett und die Fürsorge der Lebenserhaltungsmaschinen zu verlassen, und dennoch Herr über das multinationale Wirtschaftsimperium Eurochem.
    Daun wußte vom Verschwinden Zamuels.
    Wußte er auch von seinem Tod? Von Transkom-12 und dem Killer, dem das psychotrope Medikament das halbe Gehirn zerstört hatte?
    Bestand eine Verbindung zwischen Daun und Zamuels Tod?
    »Es ist gut«, stieß Gral hervor und versuchte, seine Erregung zu unterdrücken. »Ich werde später noch einmal auf die Angelegenheit zurückkommen.«
    Die unterschwellige Drohung ließ Sid Herbshire noch bleicher werden, und Gral registrierte es mit boshafter Befriedigung. Gleich darauf rief er sich zur Ordnung. Es war nicht Herbshires Schuld. Wer in Eurochem konnte es sich schon leisten, einen unmißverständlichen Befehl des Generaldirektors zu ignorieren?
    Niemand.
    Vielleicht werde ich wirklich alt und senil, dachte Gral selbstkritisch, als er die Verbindung unterbrach. Gott, seit wann bereitet es mir Freude, andere Menschen in Angst zu

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