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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Luftabwehrraketen waren in die Hände der Marodeure gelangt. Es hätte ein ganzes Geschwader Düsenkopter erfordert, die Fla-Abwehr niederzuhalten.
    Diese verdammten Marodeure! dachte Gral wieder.
    Die Luft in dem gepanzerten Fahrzeug schien ihm mit einemmal stickig. Hielt der Spezialwagen, was die Konstrukteure von Alfa Mercedes versprachen? Wenn die Marodeure schon über Luftabwehrraketen verfügten, dann mit Sicherheit auch über panzerbrechende Waffen und Boden-Boden-Raks.
    Nicht daran denken, riet sich Gral nervös. Dieses Fahrzeug birgt genug Überraschungen, um ein ganzes Bataillon Marodeure in die Flucht zu schlagen.
    Terjung ist sicher, daß wir ungefährdet die Festung erreichen. Und Terjung muß es wissen.
    Er ist ein Söldner.
    Er riecht Tod und Gefahr.
    »Echos erreichen in zwei Minuten Schußentfernung«, meldete der Söldner.
    Terjung betätigte einige Knöpfe.
    Ein flimmernder Schriftzug erschien auf einem der Monitore.
    ABWEHRSYSTEME AUF COMPUTERKONTROLLE.
    Gral schluckte, drückte die Zigarette aus, die plötzlich nach Stroh schmeckte und ihr ganzes würziges Aroma verloren zu haben schien, und beugte sich nach vorn.
    Ein anderer Monitor lieferte ein Phantombild; ein stilisiertes Panorama, das der Bordcomputer aus den Informationen der Radartaster, Infrarotscanner und Laser- und Maserortungssysteme erstellte.
    Gral sah eine breite, verschneite Straße und zu beiden Seiten finstere, bedrohlich wirkende Häuser. Die leeren Fensterhöhlen erinnerten an die erloschenen Augen verendeter Steinungeheuer. Weiter vorn, dort, wo eine Seitenstraße in die breite Allee mündete, tauchte sekundenlang eine winzige menschliche Gestalt auf.
    Der Marodeur war bis zu den Hüften im Neuschnee versunken, und der Sturm zerrte an seiner hageren Gestalt. Er bohrte irgendeinen Gegenstand in den Schnee und stapfte dann mühsam weiter.
    Eine schwache Erschütterung durchlief den Panzer.
    Etwas Kleines, Feuriges raste auf die Gestalt zu und explodierte in einem grellen Blitz. Der Explosion folgte nur einen Moment später eine weit mächtigere, grollende Detonation, die sogar das Heulen des Blizzards übertönte.
    Eine Mine, erkannte Gral.
    Die Panzermotoren dröhnten auf. Das Fahrzeug wurde schneller, schnitt eine Schneise in die Schneeverwehungen, und gleichzeitig hämmerten die computergesteuerten Abwehrwaffen des Panzers los.
    Der Lärm wurde unerträglich.
    Gral schob die Kopfhörer über die Ohren. Er sah Terjung an, aber Terjung war so gelassen und unbeeindruckt wie immer. Der Panzer passierte die Seitenstraße. Das Rattern der automatischen Maschinengewehre nahm noch zu.
    Auf dem Monitor des Infrarotscanners erloschen nacheinander die Echos.
    Dann war er leer.
    Die Waffen verstummten.
    Nur die superstarken Elektromotoren dröhnten.
    »Sie werden es nicht noch einmal wagen«, sagte Terjung nüchtern. »Und bei diesem Unwetter habe sie keine Chance, schwere Waffen heranzuschaffen, ehe wir die Festung erreichen.«
    Gral entspannte sich allmählich.
    Er schloß die Augen. Engramm-3, dachte er. Was für ein Tag! Seine Gedanken schweiften ab, und er sah Sylke Terza – Sylke Zamuel – wieder vor sich …
     
    *
     
    In der Nacht hatte Gral nur wenig geschlafen.
    Die letzte Nacht in dieser Wohnung, dachte er melancholisch, als er am Morgen aufstand und sich über den Serviceautomaten ein Frühstück aus der Automatenküche des Wohnturms heraufkommen ließ.
    Eine knappe Minute verging, dann öffnete sich die Klappe des Pneumoschachtes, und ein Tablett mit Kaffee, Milch, Proteinbackwerk und Schinken erschien.
    Gral aß im teakholzgetäfelten großen Wohnraum, am runden Alabastertisch vor der breiten, doppeltverglasten Fensterfront, die ihm den Blick über den Zürichsee gestattete, und er aß lustlos und ohne Appetit.
    Am jenseitigen Ufer, ein Koloß, der den Wohnturm wohl um das Doppelte überragte, reckte sich das Verwaltungszentrum von Eurochem dem wolkenreichen Himmel entgegen. Graues Morgenlicht diffundierte fahl durch die Wolkenbänke, und Sturmböen peitschten den Schnee in breiten, nebligen Schwaden vor sich her.
    Mein Hochzeitstag, dachte Gral sarkastisch. Der glückliche Bräutigam schaut hinüber zu der Stätte, wo die Eheschließung stattfinden wird, und er weiß vor Seeligkeit weder aus noch ein.
    »Scheiße«, sagte Gral laut.
    Ihn belustigte trotz seines Mißmuts die Vorstellung, daß sein Apartment – wie alle Wohnungen in dem Turm – vom SD abgehört wurden. Nun, mochten der Computer oder die

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