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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Großer Gott, aber was kann ich dagegen tun? Nichts. Einfach nichts. Niemand kann es sich leisten, einen ausdrücklichen Befehl des Generaldirektors zu ignorieren.
    Gral straffte sich.
    Zum Teufel damit, sagte er sich. Sie wird schon kein Ungeheuer sein. Und was bedeutet eine Ehe heutzutage noch? Sie ist nichts weiter als ein Fetzen Papier, auf dem zwei Namen stehen.
    Ein Fetzen Papier …
    Ein Ring für viele Finger.
    Seltsam, überlegte Gral. Warum trug Zamuel nur diesen Zettel bei sich, aber keine ID-Papiere, keine Kreditmarke?
    Dauns letzte Anordnung kam ihm wieder in den Sinn. Engramm-3. Ein Kode? Vielleicht; wenn ja, dann keiner, der im SD gebräuchlich war.
    Er mußte Zamuels Privatsafe öffnen; den Spezialtresor im Büro des SD-Direktors, in dem die Unterlagen mit der höchsten Geheimhaltungsstufe lagerten. Unterlagen, in die auch der Vizedirektor keinen Einblick besaß.
    Marks blieb stehen.
    Er wies auf eine rotgestrichene Kunststofftür an der Peripherie der Stahlkammer.
    »Dort«, murmelte der Arzt einsilbig.
    Gral nickte stumm, und Marks ging rasch davon. Bald war er hinter den brummenden, vibrierenden Maschinenkolossen verschwunden.
    Gral gab sich einen Ruck, öffnete die Tür und trat in das behaglich warme, mit schweren, antiken Stilmöbeln eingerichtete Zimmer.
    Die Frau erhob sich langsam aus dem dunkelbraunen Ohrensessel.
    Sie war schlank, blond, so groß wie Gral, und von ihrem Körper ging eine derart intensive erotische Ausstrahlung aus, daß Gral unwillkürlich erschauerte.
    Sein Blick wanderte von ihrem Schoß, der sich deutlich unter ihrer hautengen, halb transparenten Hose abzeichnete, hinauf zu ihren wohlgerundeten Brüsten und weiter zu ihrem Gesicht.
    Es war schmal, feingeschnitten, eigentümlich blaß und wurde von großen dunklen Augen beherrscht.
    Gral hatte das Gefühl, von einem Stromschlag getroffen zu werden.
    Er kannte diese Frau.
    Es gab keinen Zweifel.
    SD-Direktor Zamuels Witwe war Sylke Terza, einst Agentin des Gegenspionage-Dezernats im SD und angebliches PSI-Talent, der man in der Akademie den Verstand geraubt hatte.

III
Der letzte General
    Irgendwo in der Ferne, in der Finsternis der bewölkten Winternacht, grollten heftige Explosionen.
    Draußen pfiff der eisige Wind über die Aufbauten des gepanzerten Fahrzeugs und zerrte mit wütendem Fauchen und Heulen an der Stahlraupe.
    Als ob sich selbst der Wind gegen uns verschworen hat, dachte Gral mürrisch. Jesus, was für ein schrecklicher Tag!
    Trotz des Restlichtverstärkers zeigte der Monitor nur verwaschene Grauschleier.
    Es schneite immer noch. Rumpelnd und rutschend pflügte der Panzerwagen durch die meterhohen Schneeverwehungen und stemmte sich dem Sturm entgegen, der über den zernarbten Ruinen Bonns tobte. Auf dem Infrarotscanner waren eine Handvoll Echos zu erkennen.
    »Marodeure«, erklärte Terjung. Sein ledriges Gesicht war wie immer ausdruckslos.
    Terjung saß hinter den Steuerkontrollen und lenkte das Spezialfahrzeug mit traumwandlerischer Sicherheit durch die verschneiten, finsteren Straßen der einstigen Hauptstadt Westdeutschlands.
    Die beiden anderen Söldner, die die Ortungs- und Waffensysteme bedienten, schwiegen – wie schon seit Stunden.
    Vielleicht können sie gar nicht sprechen, überlegte Gral. Er schob eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie an. Der Rauch wurde vom Sog des Ventilators erfaßt und zerrissen. Vielleicht hat man den Söldnern die Zunge operativ entfernt, um sie noch maschinenähnlicher zu machen. Um ihnen ihre Menschlichkeit zu nehmen und ihnen zu zeigen, was sie sind: Werkzeuge. Wie dieser Panzer.
    Gral rauchte und überflog flüchtig die Bilder, die die zahlreichen kleinen Monitore lieferten.
    Die Falschfarben, die Computergrafiken und die Rundsichtmontagen sagten ihm wenig. Terjung entzifferte ihre Informationen mit professioneller Mühelosigkeit.
    Gral schnaubte.
    Es spielte keine Rolle, ob er nun die Umgebung sah oder nicht. Er wußte, daß sie durch eine Trümmerstadt fuhren, durch ein ausgedehntes Ruinengebiet, in dem nur Ratten, Marodeure, Kriminelle und Verrückte hausten.
    Vor allem Verrückte, sagte sich Gral grimmig. Gott, warum hat niemand den Kanzler dazu bringen können, diese Gespensterlandschaft zu verlassen? Dieser Narr … Er klammerte sich an die Vergangenheit, an längst vergessene Glorie und Macht, und er sieht nicht, wie um ihn herum alles in Schutt und Asche fällt.
    »Keine Gefahr«, brummte Terjung.
    Er wandte den Kopf und fixierte Gral mit seinen

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