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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Glasaugen.
    »Noch schätzungsweise eine halbe Stunde, dann müßten wir die Festung erreichen.«
    Gral nickte wortlos.
    Sie hatten sich Bonn von Süden her genähert; im Süden gab es nur vereinzelte Gruppen der Marodeure, die die Ruinen Bonns als Unterschlupf benutzten und von der einstigen Hauptstadt aus ihre Raubzüge in die Protektorate Eurochems und der anderen multinationalen Konzerne unternahmen.
    »Dieses Gesindel«, sagte Gral laut. »Man sollte Bonn bombardieren und dieses Gesindel ausräuchern. Die Marodeure sind eine wahre Plage. Und die Schäden, die durch sie entstehen, sind kaum abzuschätzen. Es wird Zeit, daß etwas gegen diese Halunken unternommen wird.«
    Terjung, der inzwischen etwas von seiner Schweigsamkeit verloren hatte, entgegnete laut, um das Motorengedröhn zu übertönen: »Ein Bombardement wäre sinnlos. Die Marodeure fliehen dann nur in die alten U-Bahn-Tunnel oder in die Kellergeschosse der Parkhäuser. Man müßte schon nukleare Waffen einsetzen … Ein zu großer Aufwand.«
    Der SD-Direktor nickte.
    Terjung hatte recht. Außerdem – solange unter den Konzernen, die einem Großteil des einstigen bundesdeutschen Staatsgebietes kontrollierten, keine Einigung über ein gemeinsames Vorgehen zustande kam, war jeder Gedanke an einen Vergeltungsschlag gegen die Marodeure illusorisch.
    Bonn und Umgebung bildeten eine Enklave. Eine Zone, auf die keiner der Multis Anspruch erhob. Ein verfallenes, totes, gespenstisches Land, in dem der Kanzler mit seinem Gespensterkabinett residierte und immer noch nicht begriffen hatte, daß sich niemand mehr für ihn interessierte.
    Oder fast niemand, korrigierte sich Gral.
    Er schnitt eine Grimasse.
    Engramm-3 interessiert sich für den Kanzler – oder besser für Jodekain, den verschrobenen General Jodekain, der fast so alt wie Daun sein muß. Kanzler Egberts letzter Getreuer – und genauso psychotisch wie sein Herr und Meister.
    »Echos auf Rot Dreizehn-Zehn«, sagte einer der beiden anderen Söldner knapp. Seine Stimme war so tonlos wie die eines Computers.
    Gral hatte nichts anderes erwartet.
    Die Söldner, so schien es ihm in manchen Momenten, waren eine eigene Rasse. Sie wurden von Konzernen wie Security Agency vermittelt oder hatten sich selbst organisiert und firmierten unter Namen wie Stahl & Eisen oder Schwarze Garde. Jeder Konzern konnte sich ihre Dienste kaufen, und neben den jeweiligen SDs waren sie es, die die Hauptlast der heimlichen und offenen Kriege zwischen den Multis in aller Welt trugen.
    Obwohl Gral die Söldner verabscheute, bewunderte er sie auch.
    Wenn man sie gekauft hatte, waren sie loyal. Das war ihr Ethos – und ihre Versicherung.
    Sie kämpften für Geld, nicht für irgendwelche Ideale oder Prinzipien. Das Recht war auf der Seite des Zahlungskräftigsten, und für dieses Recht waren die Söldner bereit, sogar ihr Leben einzusetzen.
    Es war ihre Skrupellosigkeit, die Gral faszinierte.
    Gegen ein entsprechendes Honorar würde ein Söldner seine Mutter töten, seinen Vater verraten und seine Kinder im nächsten Fluß ersäufen.
    Sie erinnerten ihn an Schreiber, die Dezernentin für Sabotage-Abwehr und -Verhütung. Möglicherweise erklärte diese Wesensverwandtschaft Karen Schreibers energisches Drängen auf eine Rekrutierung weiterer Söldner-Kontingente.
    Ein Wunsch, der dem SD und dem ehemaligen SD-Direktor Zamuel bislang von der Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit, der Personal- und Finanzabteilung verwehrt worden war.
    Gral biß die Zähne zusammen.
    Nun, dachte er düster, übermorgen findet die nächste Sitzung des Direktoriums statt – und zum ersten Mal werde ich an ihr teilnehmen. Und ich werde mich nicht so abspeisen lassen wie Zamuel. Ich kann ihnen Daten, Zahlen, Fakten präsentieren, daß sie vor Entsetzen totenbleich werden. Die Bedrohung Eurochems durch General Chemical nimmt tagtäglich zu, und es wird Zeit, daß das Direktorium diese Tatsache zur Kenntnis nimmt und Gegenmaßnahmen trifft.
    »Echos nähern sich«, sagte der Söldner.
    »Zahl?« fragte Terjung knapp.
    »Fünfzehn.«
    »Man hat uns entdeckt«, bemerkte Gral mit besorgt zerfurchter Stirn. »Man wird uns angreifen.«
    »Vermutlich«, stimmte Terjung zu.
    Gral fluchte.
    Er wünschte, sie hätten den schnelleren Weg benutzt und wären mit einem Düsenkopter direkt in der Festung des Kanzlers gelandet, aber die Aufklärungsspezialisten des SD hatten ihn davor gewarnt.
    Offenbar gab es in der Bundesmiliz des Kanzlers undichte Stellen.
    Modernste

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