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Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster

Titel: Die Terranauten TB 04 - Zeitfenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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letzten Weltzeitalter, und Brahma fällt mit der Kraft seines Geistes über die Erde her. Aber es gibt niemand, der erlöst werden wird. Das Gericht ist umfassend, und die Verdammung ist jedem gewiß. Die Hölle ist eine Welt in der Zukunft, ein Planet, der dem Untergang geweiht ist.
    Gral schüttelte sich.
    »Was können wir tun?« stieß er hervor. »Wie können wir die Katastrophe verhindern?«
    Terjung sah sich flüchtig um.
    »Es gibt nur eine Möglichkeit«, erklärte er. »Der Engramm-Effekt hat durch den Ring Kontakt mit unserer Zeit erhalten. Er benutzt den Ring, um die Verbindung zu stabilisieren. Wenn es uns gelingt, den Ring dazu zu bringen, daß er die Verbindung abbricht, ist die Gefahr gebannt.«
    »Wir müssen in die Festung zurück«, sagte Ricarda tonlos.
    Ja, dachte Gral. Der Ring befindet sich in der untersten Ebene des Bunkers. Der Ring der Präkogs. Und es gibt nur einen Menschen, der den psionischen Einflüssen des Engramm-Effektes widerstehen kann. Das bin ich. Das Anti-PSI-Transplant schützt mich.
    Ricarda und Terjung … Ihre ESW-Begabung schützt sie ebenfalls, aber all ihre Kräfte werden von der Verteidigung beansprucht. Sie können nicht mehr agieren. Der Zwischenfall im Gewölbe hat es bewiesen.
    Er suchte Ricardas Augen und las in ihnen, daß die Direktorin zu der gleichen Erkenntnis gelangt war.
    Gral öffnete den Mund und wollte sagen, daß er Angst hatte, daß er sich fürchtete und daß er dennoch bereit war, das Risiko auf sich zu nehmen, doch in diesem Moment erschütterte eine donnernde Explosion die Panzerraupe.
    Gral wurde aus seinem Sitz geschleudert und prallte gegen das Schaltpult der Waffenkontrollen. Schmerz durchzuckte seine Brust. Die Luft wurde ihm aus der Lunge gepreßt, und sein letzter Eindruck war das Heulen des Schneesturms, der immer lauter wurde …
     
    *
     
    Der Schmerz hatte Gral in die Bewußtlosigkeit begleitet, und der Schmerz wühlte noch immer in seiner Brust, als er erwachte.
    Hinzu kam die Kälte.
    Polarkälte. Gletscherfrost.
    Gral öffnete die Augen. Eiszapfen hingen hoch über ihm von der grauen Decke. Ihre Spitzen funkelten ihn drohend an, und Gral erwartete jeden Moment, daß sie abbrechen und fallen und ihn durchbohren würden.
    Reglos blieb er liegen.
    Bei jedem Atemzug schien seine Brust zerspringen zu wollen. Die Kälte lag wie eine Decke auf seinem bloßen Gesicht. Eng zusammengeschnürter Pelz hüllte ihn vom Hals bis zu den Füßen ein; so eng, daß er sich kaum bewegen konnte.
    Die Explosion …
    Ricarda! Terjung!
    Gral stöhnte auf.
    Marodeure, dachte er benommen. Ein Überfall der Marodeure. Sie haben darauf gewartet, daß die Raupe die Festung verläßt. Merkwürdig, daß die Ortungsanlagen keinen Alarm gegeben haben. Und was ist mit Terjungs Gespür für die Gefahr?
    Gral schnaubte unwillkürlich.
    In sein Schnauben mischten sich schwere Schritte.
    Ein Gesicht schob sich in sein Blickfeld.
    Ein bärtiges, finsteres Gesicht. Schneekristalle glitzerten in dem schwarzen Vollbart, und die Augen des Mannes, der zerlumpt wirkende Pelzkleidung trug, musterten ihn kalt.
    »Wach?« knurrte der Schwarzbart.
    »Nein, ich schlafe«, versicherte Gral.
    Der Schwarzbart bleckte die Zähne.
    »Sie haben Humor, wie?« fragte er. »Immer locker mit den flotten Sprüchen, hm? Aber warten Sie nur ab; wir haben schon ganz andere Burschen fertiggemacht. Gegen den König kann keiner anstinken.«
    Gral biß die Zähne zusammen.
    Also stimmte seine Vermutung; er befand sich in der Gewalt der Marodeure von Bonn.
    Der König … War dies dieser sagenhafte Ruinenkönig, von dem es hieß, daß alle Anführer der zahlreichen Plünderer-Banden unter seinem Befehl standen? Der Mann, vor dem selbst hartgesottene Halunken wie Masser oder Chebratzki zittern sollten?
    Gral atmete flach und ignorierte den Schmerz in seiner Brust.
    Der Eurochem-SD hatte die Gerüchte über den König der Marodeure niemals ernst genommen. Nach den Dossiers des Aufklärungs-Dezernates war der Ruinenkönig nur eine mythische Gestalt. Eine Art »Schwarzer Mann«, der die Angst der Bevölkerung vor den skrupellosen Plünderern personifizierte.
    Der Schwarzbart trollte sich.
    Es fiel Gral schwer, den Kopf zu drehen und sich umzusehen. Er fühlte sich wie eine Raupe in einem zu engen Kokon.
    Der Raum, in dem er sich befand, lag offenbar über der Erde. Im Halbdunkel entdeckte er einige zugenagelte Fensteröffnungen. Eisiger Wind pfiff durch die Ritzen. Graue Helligkeit sickerte mit dem Wind

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