Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth
das gegeben, nach dem sie am meisten gierten: Leben.
Ein Leben, das sich auf den langsamen Tod anderer gründete.
An den Wänden der Halle, gebunden von eisernen Ketten, hingen die Leider: Sharin, einige wenige. Rantranen, etwas mehr, selbst einige Märmale.
»Wollt ihr heute Auskunft geben?« fragte der Fürst. Seine Stimme erfüllte die ganze Halle, glitt wie ein Schatten über die gequälten Leiber der Gefangenen.
Er wartete.
»Nun gut«, sagte er dann. »Ihr seid die letzten der Lauteren Gabenspender. Ihr habt euch mir widersetzt. Ihr habt gekämpft, aber ihr habt verloren.« Er lachte. »Gebt mir Auskunft über die Sieben Grotten.«
Stille.
Einige Stumme Wächter knurrten gierig.
Erneut hob der Fürst die Arme, und von den Händen lösten sich flammende Lanzen, die sich ins Fleisch der Leiber bohrten. Er tastete nach ihren Gedanken, die nun in Schmerzen badeten, aber sie waren ihm nach wie vor verwehrt. Das war der letzte Frevel, den die Lauteren begangen hatten – die Selbsteinkapselung mit Hilfe der Gabenmalachite. Er hatte ihnen die Steine genommen und sie dem Weisen Mosaik beigefügt, aber die Selbstseparierung bestand nach wie vor.
»Oh, was seid ihr doch für jämmerliche Geschöpfe«, höhnte der Fürst. Er lachte. »So sterbt also.«
Eine kurze Beschwörung, und die Ketten lösten sich auf. Ein Dutzend ausgemergelte Körper prallten auf den Boden der Halle. Der Fürst wandte sich um, schuf mit einem weiteren Wort der Macht Lücken in den Magischen Zirkeln der Wächter. Schreckensschreie ertönten, als die Wesen der Zwischenwelt sich auf die Wehrlosen stürzten.
Die dunkle Gestalt lachte erneut und schritt weiter. Sie kümmerte sich nicht um das, was nun hinter ihr geschah. Sie trat über eine der stärksten Bannschwellen in der Vulkanfeste hinweg und erreichte so die Kammer mit dem Weisen Mosaik.
Die Wände waren gewölbt und mit schillernden Adern aus Gabenmalachit durchsetzt. Dort, wo diese Adern ihr Ende fanden, glühten magische Symbole, so alt wie das Land Ohne Grenzen, so alt wie der Schwarze Fürst und die Ratgebende Stimme. Bücher stapelten sich auf der anderen Seite der Kammer, geschrieben zu einer Zeit, als die Macht des Dunkels nur erst auf einen kleinen Bereich beschränkt gewesen war, zu einer Zeit, als ein Großteil der Transitschleifen von Lauteren Gabenspendern benutzt worden war.
Wie etwa von Ihrima dem Weltenerkunder, dachte der Schwarze Fürst und fügte in Gedanken hinzu: Jämmerlicher Ihrima. Du hast geglaubt, unbemerkt ins Schattenland eindringen zu können, vielleicht gar die Vulkanfeste zu zerstören. Du Narr.
Das Weise Mosaik …
Der Schwarze Fürst ließ sich in dem Magischen Zirkel nieder, der unmittelbar vor der Wand auf dem steinernen Boden leuchtete, in der sich die zweiundachtzig malachitenen Tränen des Weisen Mosaiks befanden. Verbunden waren die Gabensteine durch dünne Mineraladern.
Siebzehn fehlen noch, dachte der Fürst düster. Siebzehn malachitene Tränen – und das Weise Muster ist vollständig. Es muß also noch mindestens siebzehn Lautere Gabenspender geben, die meinen Spionen entgangen sind.
Er neigte den Kopf und streckte die Arme aus.
»Ich rufe dich. Ratgebende Stimme, Geist des Weisen Mosaiks. Ich befehle dich herbei, auf daß du mir Einsicht gewährst. Gehorche meiner Macht. Unterwerfe dich mir.«
Die zweiundachtzig Gabenmalachite strahlten heller, und ihre Glanzaureolen bildeten zwei von Feuerkränzen umrahmte Augen.
»Ich höre dich, Djunath, Hoher Herr, Fürst«, antwortete die Ratgebende Stimme. »Was ist dein Begehr?«
Der Fürst atmete unwillkürlich schneller. Das Gefühl der Macht, das ihn durchströmte, war wie ein Meer aus Euphorie. Er genoß die hohen Wogen der Wonne, die aufsprühende Gischt. Es war ein Sog, dem er sich nicht widersetzte.
»Sag mir, wo ich die restlichen Malachittränen finde«, verlangte Djunath mit rauher Stimme. »Sag mir, wo ich die Sieben Grotten suchen muß. Wo liegt die Transitschleife? Welcher Weg führt in die letzte Enklave der Lauteren?«
»Mein Blick reicht weit«, antwortete das Weise Mosaik mit den Feueraugen. »Aber nicht weit genug. Ich kann dir deine Fragen beantworten, wenn du die siebzehn restlichen Tränen einfügst. Nicht eher. Finde die Steine. Erst dann wird deine Macht unbeschränkt sein. Erst dann werden dir alle Wege offenstehen. Erst dann wirst du die Stufe der Letzten Erkenntnis erreichen. Noch sind dir weite Regionen von Ohne Grenzen verschlossen. Ja, du ahnst nicht einmal
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