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Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth

Titel: Die Terranauten TB 05 - Kosmisches Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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und blickte empor. Weit oben zogen die Lichtlosen Wolken dahin, eine Zone des Dunkels, die sich in bestimmten Abständen über die weiten Länder von Ohne Grenzen schob, eine kolossale Düsterbank, vorangetrieben von den Winden der Nacht, die nur dort wehten, wo die Luft so dünn wurde, daß man sie kaum mehr atmen konnte. Ja, er wartete schon viele Tages- und Dunkelzeiten, erfüllt nur von einer vagen Hoffnung.
    Doch ein guter Dieb, so sagte sich Garshen stolz, weiß, wann er wo innehalten muß. Ein guter Dieb weiß, wo er etwas von wirklichem Wert erbeuten kann.
    Und ich bin ein guter Dieb.
    Der Geflügelte Freund bewegte sich unruhig, und das Fluggeschirr rasselte und klirrte bei den nervösen Muskelzuckungen. In der Finsternis des Sumpfes gluckerte und rumorte es. Garshen blieb aufmerksam. Der Trockensteg, auf dem er sein Lager aufgeschlagen hatte, war fest und stabil und groß genug. Den Wandernden Morastteufeln konnte es nicht gelingen, sich unbemerkt an ihn heranzuschleichen. Seine sensibilisierten Sinne würden ihn rechtzeitig warnen. Garshen sah über das Feuer ohne Flammen hinweg und betrachtete die phosphoreszierenden Leuchtsäulen in der Ferne. Kobolde ohne Gestalt, Gnome der Tiefe und andere Geschöpfe dieses Ebenenlandes.
    Vielleicht sind es Verfluchte, dachte der Freie Dieb. Vielleicht waren es einst Orgalla und Rantranen, Yrisith und Märmale, vielleicht gar Sharin wie ich. Vielleicht luden sie Frevel auf sich, woraufhin sie hierher verbannt wurden, in die Region der bitteren Aromen und Morastteufel und Siechzonen.
    Garshens Greifklauen malten ein Zeichen der Magischen Abwehr in die Luft, und ein leises Knistern ertönte, als sich ein Teil der Kraft des Malachitsplitters in seinem rechten Klauengelenk entlud.
    Die Unruhe des Geflügelten Freundes verstärkte sich weiter. Es war kein Geschöpf des Ebenenlandes. Es war die Grate der Hohen Berge gewohnt, die Winde, die dort auf ewig durch die Schluchten heulten. Es liebte die schneebedeckten Gipfel, die Kälte, die dort zu Hause war, das Eis der purpurnen Gletscher.
    Garshen legte den Kopf auf die Seite und lauschte. In der Ferne vernahm er ein dumpfes Rumoren, Wortfragmente, die die lauen Böen herantrugen, über den brodelnden Odem des Morastes hinweg, das Knarren langer Holzplanken. Die Geräusche kamen näher.
    »Ein Segler«, sagte er langsam, und seine Hornlippen schabten aufeinander. »Und er kommt näher. Sklavenjäger?« Die beiden großen Facettenaugen funkelten im Schein der gestaltlosen Kobolde. »Nein, ich glaube nicht. Sicher nur eine Reisende Gemeinschaft auf der Suche nach Knollen mit dem tragenden Gas. Doch ich sollte mich vorsehen.«
    Der Dieb murmelte einige leise Beschwörungen; das Feuer ohne Flammen erlosch. Der Malachitsplitter half ihm dabei, im Innern seines Kilts eine Aura der Wärme zu schaffen, die sein Blut davor bewahrte, in der Kälte des Dunkels zu erstarren und so Schlaf hervorzurufen.
    Er lauschte dem fernen Knarren hölzerner Planken, dem Rumoren von Segeln, in denen sich die lauen Winde fingen, dem Sirren der Luftanker, die nun die Fahrt des Seglers verlangsamten. Die Stimmen waren noch zu undeutlich, als daß er sie hätte verstehen können.
    Und dann war da plötzlich noch etwas anderes, ein Hauch von Nervosität, den seine sensibilisierten Sinne empfingen. Der Dieb konzentrierte sich kurz auf seinen Malachitsplitter, und das Funkeln in seinen großen, mehrschichtigen Augen schien sich daraufhin zu verstärken. Er erhob sich, und seine Gelenke knackten leise.
    »Es ist soweit. Geflügelter Freund«, flüsterte er. Einige Lichtsäulen waren näher herangetrieben. Auch darauf mußte er achtgeben: Es war nicht ratsam, einen der Kobolde oder Gnome ohne Gestalt zu berühren. Manchmal war es auch nur ein Trick des Schwarzen Fürsten; manchmal waren die Geschöpfe der Zwischenwelt nicht wirklich unabhängig und ungerufen; manchmal waren es nur die Augen und Ohren des Finsteren fern im Schattenland.
    Er zögerte nicht länger.
    »Ahrja, komm. Geflügelter Freund«, fauchte er. »Folge mir.« Und er eilte über den Trockensteg davon, der sich einer Schlange gleich zwischen den Morasttümpeln hindurchwand. Der Boden federte unter seinen langen Schritten. Die Unruhe in ihm weitete sich nun aus. Es war die Erwartung, die einen guten Dieb erfaßte, wenn er spürte, daß wertvolle Beute in der Nähe war.
    Bald stieg der Boden an und neigte sich zu einer Felseninsel empor. Garshen blieb kurz stehen. »Ahrja, bleib hier.

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