Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Macht nicht einmal dazu aus, einen Lauteren zu besiegen?«
Djunath kämpfte den Zorn in sich nieder und lenkte seine Schritte einer der anderen Transitschleifen entgegen, die hier in den Sieben Grotten existierten.
»Oh, er wird mir nicht noch ein zweites Mal entgehen«, versprach Djunath heiser. »Er besitzt nun keine Malachitträne mehr, nicht einmal einen Gabensteinsplitter. Und er ist allein. Seine Enklave ist gefallen. Es gibt nur wenige Orte, in denen er Schutz zu finden hoffen kann. Er muß sich einen neuen Malachit beschaffen, um seine Gabe einzusetzen.«
»Du bist ein Narr, Djunath. Kehre zurück in die Vulkanfeste und setze die sechzehn Tränen in mich ein. Dann fehlt nur noch eine.«
»Das hat noch Zeit«, entgegnete Djunath. »Erst müssen die Vorbereitungen getroffen werden, die sicherstellen, daß Ihrima nicht erneut ein Widerstandsnest bilden kann.«
Und dann werde ich entscheiden, dachte er, ob ich die Malachittränen wirklich in dich einsetze, Mosaik …
Geschmeidig wie eine Katze eilte Arvid die Treppe hinab und warf sich dann in das Dunkel des Kellers hinein. Seine Brust hob und senkte sich in raschem Rhythmus, und er bemühte sich, so leise wie möglich zu atmen. Modergeruch wehte an seine Nase. Oben, auf der Straße, schrien und kreischten die Jäger Benrys.
»Er muß hier irgendwo stecken!« dröhnte ein Baß. »Sperrt endlich eure Augen und Ohren auf, verdammt, und rennt nicht wild durch die Gegend wie ein Rudel aufgescheuchter Hunde. Seid ihr Jäger oder nicht?«
Arvid sah sich um. Er hatte sich auf seinem Beutegang zu weit hineingewagt in das Territorium Benrys. Er war ein kalkuliertes Risiko eingegangen. Und er hatte verloren. Die Jäger würden ihn aufspüren, das war gewiß.
Er horchte den näher kommenden Stimmen eine Weile, dann drehte er sich um und kroch tiefer in das Kellergewölbe hinein. Erst als die Finsternis um ihn herum vollkommen und undurchdringlich war, als er nicht einmal mehr den Zugang sehen konnte, entnahm er seinem Rucksack eine Kerze und zündete sie an. Ihr flackernder Schein warf bizarre Schatten an die porösen Mauerwände. Unrat stapelte sich an den Wänden, und aus den Augenwinkeln sah er zwei davonhuschende Mutantenratten.
»Habt ihr endlich eine Spur gefunden?«
Vielleicht, überlegte Arvid müde, ist es Benry selbst. Der Kerl wird ein Exempel an mir statuieren.
Er würgte, als er sich ausmalte, was geschehen mochte, wenn er dem anderen Territorialherrn in die Hände fiel.
Arvid stieg über den Müll hinweg. Vielleicht gab es einen zweiten Ausgang, durch den er entkommen konnte. Dieser Gedanke verlieh ihm neue Kraft, und bald verstummten auch die Stimmen und Rufe der Jäger. Die Kerze knisterte. In ihrem Licht glühten bleiche Knochen auf, die Überreste derjenigen, die sich während des Zusammenbruchs hierher geflüchtet hatten, in der vergeblichen Hoffnung, der Niedergang der Stadt sei nur ein Zwischenspiel, eine Störung im Getriebe der großen Maschine, weiter nichts. Arvid eilte weiter, ohne den Skeletten Beachtung zu schenken. Von den Toten ging keine Gefahr aus. Es waren die Lebenden, die man fürchten mußte. Fauliges Wasser stand, und als sich auf den Mauern die ersten Flaumspuren zeigten, schob sich Arvid die Maske mit den Atemfiltern vors Gesicht.
Weit hinter ihm flüsterte es:
»Ja, hier muß er sein. Ich rieche ihn.«
»Mist!« fluchte Arvid leise und verharrte.
»Bist du sicher?«
»Verdammt, ja! Ich rieche ihn. He, weiß jemand, wo diese verfluchten Gänge hinrühren? Ich möchte nicht gern einer Armee Wanderratten begegnen …«
»Keine Ahnung«, antwortete eine andere Stimme. Sie trieb einem körperlosen Wesen gleich durch den Korridor. »Bin noch nie hier unten gewesen …«
»Macht schon, macht schon. Er darf uns nicht entkommen.«
Ja, das war Benry höchstpersönlich, kein Zweifel. Arvid lauschte den schlurfenden Schritten, dann wandte er sich um und eilte weiter. Er achtete darauf, möglichst wenige Geräusche zu verursachen, aber das Hindernis tauchte so plötzlich vor ihm aus dem Dunkel auf, daß er nicht mehr rechtzeitig reagierte. Er stolperte und fiel der Länge nach zu Boden. Es polterte und rasselte. Arvid hielt den Atem an.
»Habt ihr das gehört?«
»Ja. Er steckt da drin. Ich hab’ ja gesagt, daß ich ihn riechen kann.«
»He, Arvid!« rief Benry. »Los, komm raus da.« Er lachte. »Vielleicht kitzele ich dich nur ein bißchen mit meinem Messer, wenn du dich mir ergibst.« Pause. »He, hörst du mich, Arvid?
Weitere Kostenlose Bücher