Die Terranauten TB 06 - Monument der Titanen
Wir wissen, daß du hier bist. Du hast keine Chance.«
Arvid zog die Beine an und wollte sich wieder erheben, als seine Hände etwas Hartes, Metallenes ertasteten. Er suchte nach der Kerze, fand sie schließlich und zündete sie mit zitternden Fingern erneut an. Ihm stockte der Atem, als er sah, über was er gestolpert war.
Es war eine hölzerne Kiste. Der Deckel war zur Seite gerutscht und offenbarte eine in ein Öltuch gewickelte Mitra. Daneben, ebenfalls eingewickelt, lagen fünf Reservemagazine.
Arvid packte die Waffe, streifte das Tuch ab und überprüfte sie. Wie lange war es her, daß er ein solches Ding in Händen gehalten hatte? Eine Ewigkeit. Er öffnete den Verschluß, vergewisserte sich, daß das angeflanschte Magazin voll war und lud durch. Dann hängte er sich die Waffe über die Schulter, verstaute die fünf Reservemagazine in seinem Rucksack, erhob sich und eilte weiter. Nach einigen Dutzend Metern stieß er auf eine massive Wand. Er ballte die Fäuste, schlug gegen die Steine und drehte sich um.
Die Schritte der Jäger waren bereits recht nahe.
Er legte sich flach auf den Boden und preßte seine Hüfte gegen die Mauer auf der einen Seite des Gangs. Tausendfüßler krabbelten unter seinen Händen; kleine Raubspinnen flohen. Arvid löschte die Kerze und wartete.
Es dauerte nicht lange.
Schon bald sah er in der Ferne einen diffusen Lichtschein und direkt daneben die konturlosen Körperumrisse von Benrys Jägern. Es waren drei, und sie hielten Giftschleudern in ihren fleischigen Händen. Die Bolzen töteten nicht, sie betäubten nur, damit Benry später seinen Spaß haben konnte. Arvid preßte die Zähne zusammen und legte die Mitra an. Er bedauerte es, daß er nicht die Möglichkeit gehabt hatte festzustellen, ob die Waffe überhaupt noch funktionierte. Vielleicht flog sie ihm in dem Augenblick um die Ohren, in dem er den Abzug betätigte.
»Er muß jetzt ganz nahe sein«, sagte einer der Jäger. Sein Schnüffeln war deutlich zu hören. »Es riecht … ranzig.«
»He, hast du gehört, du Hurensohn?« brüllte Benry. Er hielt sich weit hinter den drei Jägern. Benry war immer vorsichtig. Nur deshalb lebte er noch. »Du stinkst, hat er gesagt. Wann hast du dich das letztemal gewaschen, Arvid?«
Die Jäger blieben stehen. Einer von ihnen trat vor, schnüffelte, zögerte und zielte dann mit seiner Giftschleuder ins Leere.
»Ich hab’ ihn gefunden!« rief er.
Arvid krümmte den Zeigefinger.
Die Mitra spuckte einen Hagel von Bleiprojektilen aus, und der Kolben schlug heftig gegen seine Schulter. Er korrigierte. Flammen leckten aus dem Lauf, und das Krachen der Entladungen warf hallende Echos. Die Jäger fielen und rührten sich nicht mehr.
Arvid sprang auf die Beine und eilte dem Schatten Benrys entgegen. Er feuerte erneut. Querschläger jaulten von den Mauern und Steinen. Benry gab einen leisen Schrei von sich. Arvid stürmte weiter und zielte mit seiner Mitra in das Dunkel vor ihm.
»Hör auf, Arvid.« Stille. Die Stimme war von rechts gekommen. Arvid wandte sich in die entsprechende Richtung.
»Hörst du nicht, Arvid?« Die Stimme klang nun schrill. Arvid schnitt eine Grimasse. »Wir können doch über alles reden. Was willst du von mir?«
Er schlich sich an eine Nische heran. Der Zugang zu den Kellergewölben war ein grauer Hauch inmitten von Schwärze. Arvid sprang mit einem Satz vor und zielte mit dem Lauf der Mitra auf den breiten Schädel Benrys. Ein Projektil hatte seinen Arm durchschlagen.
»Und nun, Benry?« spottete Arvid.
In den Augen des anderen Territorialherrn glomm Furcht.
»Du kannst … doch nicht …«
Arvid nickte. »Und ob ich das kann.« Sein Zeigefinger näherte sich dem Abzug. Benry wimmerte ängstlich und versuchte, vor ihm zurückzuweichen. Die Wand in seinem Rücken war hart und massiv.
Arvid schulterte die Mitra. »Nein, ich habe eine bessere Idee.« Er packte die Giftschleuder Benrys und warf sie ins Dunkel hinein. Dann zerrte er den Verletzten in die Höhe. Benrys gieriger Blick klebte nun an der Waffe.
»Wo … wo hast du die her?«
»Komm.« Er stieß ihn vor sich her auf den Ausgang zu. »Dein Vorratslager ist doch bestimmt gut gefüllt, nicht wahr, Benry? Ich habe gehört, du hast in der letzten Zeit eine ganze Reihe von Beutegängen unternommen. Wie viele sind dabei gestorben?« Seine Stimme klang scharf und schneidend.
»Hör mal, Arvid, wenn ich dabei dein Territorium …«
»Oh, das macht nichts, das macht gar nichts. Wir werden uns einfach
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