Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher
gekrümmt, und er wußte nicht, ob das ein Konstruktionsmerkmal oder ebenfalls auf den Niedergang und allmählichen Zerfall des Schiffes selbst zurückzuführen war. Trümmer säumten ihren Weg, als die Frau David hastig durch die Korridore führte, durch konkave Kammern und Rohrbahnirrgärten. Manchmal flackerte ein trübes Licht in der Dunkelheit, und die Frau nickte stolz, wenn sie Davids Blick bemerkte.
»Es hat mich verdammt viel Mühe gekostet, die Dinger zu reparieren«, sagte sie sanft. »Ab und zu muß ich in einige andere Heimfaktoren eindringen, um mir einige dazu erforderliche Materialien zu stehlen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Bisher hat es immer geklappt.«
Jenseits der gekrümmten Metallwände heulten Stürme. Manchmal erzitterte der Boden zu ihren Füßen, ertönte ein Knacken in den Wänden und Streben und geborstenen Geräteblöcken. Hier und dort zierten Symbole nacktes, mit Faulschimmel teilweise überzogenes Metall, und David terGorden erinnerte sich dumpf an die Zeichen, die er in den Bildern der Aufzeichnungskuben im Lenker monument gesehen hatte.
Die Frau blieb plötzlich stehen, und David wäre beinahe auf sie geprallt. Sie deutete auf einen Riß in der Wand vor ihnen, dann auf den Boden, den sie hier und dort mit phosphoreszierenden Kreidezeichen versehen hatte.
»Bitte sei jetzt ganz vorsichtig«, sagte sie und sah ihn groß an. »Berühre nichts abseits der Kreidemarkierungen. Es hat mich viel Mühe und Zeit gekostet, den richtigen – und ungefährlichen – Weg zu finden.« Das Heulen verstärkte sich, wurde zu einem Tosen, das an dem Metall zerrte, verklang dann wieder zu einem leisen, auf- und abschwellenden Summen. »Du mußt jetzt gut Luft holen. Wir müssen einen Bereich passieren, in dem es einige Außenlecks gibt, und die Atmosphäre der Welt, auf der dieses Schiff vor Urzeiten strandete, ist reines Gift für unsere Lungen. Faß nichts an! Sonst kann es passieren, daß einige der Schläfer erwachen.« Sie lächelte zaghaft. »Beim letztenmal hat es mich tagelange intensive Diskussionen gekostet, um den Schläfer davon zu überzeugen, daß ich kein zu eliminierender Fremdkörper an Bord dieses Wracks bin.«
Sie schlüpfte durch den Spalt hindurch. David atmete tief ein, hielt die Luft an und folgte ihr, wobei er peinlich genau darauf achtete, nicht Bereiche des Bodens zu betreten, der keine Kreidemarkierungen aufwies. Es wurde plötzlich eiskalt, und seine blonden Haare überzogen sich mit einer glitzernden Rauhreifschicht. Die Frau war ein geschmeidiger Schatten, ein Schemen nur in dem trüben Licht, flink wie ein Wiesel. Sie glitt nach knapp zehn Metern durch einen weiteren Spalt, wartete, bis David ebenfalls hindurch war und warf sich dann gegen das Schott. Ein knarrender Laut ertönte, und die Kälte blieb hinter ihnen zurück. David rang nach Luft und hustete, als seine Lungen zu brennen begannen. Die Frau lachte leise. »Wir haben es gleich geschafft«, sagte sie, nahm seine Hand und zog ihn mit sich. Sie befanden sich nun in einem Bereich des Wracks, in dem sich die Beschädigungen in Grenzen hielten. Die Symbole an den Wänden waren deutlicher zu erkennen.
»Es ist ein Mreyd-Schiff«, sagte die Frau leichthin. »Jedenfalls behauptete das der letzte Schläfer. Bei den Zeitangaben bin ich mir nicht ganz sicher. Wenn ich richtig verstanden habe, dann ist dieses Wrack mehr als zwanzig Millionen Jahre alt. Ziemlich alt, was?«
»In der Tat«, murmelte David. Die Magischen Symbole, die Alten Worte der Mreyd. Er schauderte.
Sie führte ihn in eine kleine Kammer, die mit wollenen Decken ausgelegt war. Wärme sickerte ihnen entgegen, als sie einen winzigen Ergheizer aktivierte. Einige Glimmkegel an den Wänden glühten auf. An den Wänden der Kammer stapelten sich Kisten mit diversen Vorräten. Die Frau summte eine fremdartige Melodie, als sie daranging, zwei Konserven zu erhitzen. Eine reichte sie David.
Sie lachte, als sie seine Skepsis bemerkte. »Iß nur. Die Mahlzeit ist nicht ganz so alt wie das Schiff. Sie stammt aus einem anderen Heimfaktor. Und wenn mein Magen den Brei verträgt, dann dürftest du wohl auch nicht daran sterben.«
David kostete die undefinierbare Mischung. Sie schmeckte eher fad. »Wer bist du?« fragte er, und irgendwo in ihm klebte ein Schatten von Argwohn.
»Ich heiße Chora«, sagte sie. Ihr Haar war wie eine Wolke aus silberner Seide, ihr Gesicht schmal und ebenmäßig, die Wangen wie Milch. Ihre großen grünen Augen maßen David mit
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