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Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher

Titel: Die Terranauten TB 07 - Der schwarze Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Erbe dessen, was wir hinter uns ließen, und ich kann nur noch hoffen, daß Tscherken einen Weg findet, meinen Sohn vom Übel zu befreien.«
    Djunath breitete die Arme aus und sah noch einmal das Blut, das aus der Kehle des Desinfektors gequollen war. Sie hatten ihn in der Nacht zuvor verscharrt.
    »Er ist fortgezogen, um Muße zu finden in einer langen Meditation«, entgegnete der Mann mit der Maske und neigte den Kopf. »Er trug sich mit einem Problem, über das er nicht mit mir sprechen wollte.«
    Die Rantranen erschrak, und das Kind wimmerte leise.
    »Bedeutet das, daß unser Pilgerzug jetzt ohne Desinfektor ist?«
    »Nein, nein, da kann ich dich beruhigen.« Der Gnom grunzte, und Djunath warf ihm einen durchdringenden Blick zu. »Ich selbst verfüge ebenfalls über die Gabe. Ich weiß nicht, ob sie so stark ist wie die Tscherkens, aber ich will gern versuchen, deinem Kind zu helfen. Pilgerin.«
    Sie zögerte einen Augenblick, nickte dann und reichte Djunath das Kind. Er legte es auf einen strohgepolsterten Schemel und holte den Malachitsplitter hervor, den er dem Desinfektor gestohlen hatte. Die Augen des Jungen waren beinah ganz zugewachsen.
    Der Gabenstein erglühte, als sich Djunath auf ihn konzentrierte.
    »Glaubst du, daß …?« setzte die Rantranen besorgt an. Draußen zwitscherten einige aufgeregte Orgallapilger. Die Frau wandte sich um, entdeckte den Gnom und erschrak. »Ein Dämon!« rief sie. »Bei allen Wüstengeistern, ein Dämon in der Pilgerkarawane!«
    »Er ist an mich gebunden«, versicherte Djunath hastig und empfand Zorn, als er feststellte, daß der Gnom die Furcht der Pilgerin ganz offenbar genoß. »Er stellt keine Gefahr dar.«
    »Ein an einen Desinfektornovizen gebundener Gnom?« Der Argwohn in ihrer Stimme war unüberhörbar.
    »Ja. Ich erhielt ihn einst von einem mächtigen Gabensprecher, dem ich einen Dienst erweisen durfte.« In Djunath krampfte sich etwas zusammen – eine neue destabile Phase seines Geistes.
    Der Junge weinte.
    Der Mann mit der Maske fuhr mit dem Malachitsplitter langsam über die Haut des Kindes und murmelte Beschwörungen. Einige Pusteln bildeten sich zurück, andere platzten auf und sonderten stinkenden Eiter ab. Djunath verspürte das wachsende Verlangen, in den Geist des Kindes hineinzutauchen, Angst und Schrecken zu säen. Hinter seiner Maske trat ihm der Schweiß auf die Stirn, als er versuchte, diesen Drang zu unterdrücken. Nicht hier. Nicht jetzt. Der Tod Tscherkens mußte für eine Weile genügen.
    Er konzentrierte sich auf die aufgeplatzten Geschwüre, formte Blutgefäße neu, tilgte Eiter, isolierte die Übel herde, regenerierte verfaultes Fleisch.
    Irgendwann hörte der Junge auf zu schreien und schlief ein.
    Djunath beseitigte die letzten Reste der Infektion. Es fiel ihm nicht sonderlich schwer, auch wenn die Kraft des Malachits nur gering war. Der Desinfektor war so lächerlich schwach gewesen, und Djunath nahm sich nur deshalb soviel Zeit, um der Rantranen gegenüber nicht den Eindruck zu erwecken, ein Gabenriese zu sein.
    Die Mutter starrte auf ihr schlafendes Kind, und silberne Tränen schwammen in ihren kohleschwarzen Augen.
    »Ich … ich weiß nicht, wie ich dir danken soll, Desinfektor.«
    Djunath neigte den Kopf. »Diese Worte allein genügen mir. Ich brauche nur etwas zu essen und zu trinken auf der langen Reise zum Strudel, mehr nicht.«
    Die Rantranen starrte ihn an, und ihre Wangen glühten, als sie ihren Sohn vorsichtig anhob und sich an die Brust legte. »Du sollst bekommen, was ich nur irgendwie entbehren kann.« Sie zögerte. »Ich bin dankbar dafür, daß die Pilgerpreten dafür waren, dich aufzunehmen. Weißt du, Desinfektor, es gab auch einige kritische Stimmen unter uns.«
    Djunath kniff die Augen zusammen. Die Maske verbarg seine plötzliche Reaktion. Gab es jemanden unter den Pilgern, der den Schwarzen Fürsten schon einmal mit eigenen Augen gesehen hatte?
    »Diese Maske …«, sagte die Rantranen langsam, und so etwas wie Mitgefühl vibrierte in ihrer Stimme. »Warum trägst du sie?«
    »Ein Fluch, der mich vor langer Zeit traf«, antwortete er langsam. »Ein Fluch des Schwarzen Fürsten.«
    Der Gnom kicherte.
    »Ich verstehe«, sagte die junge Mutter und nickte bedauernd. »Ich werde nicht wieder fragen.« Sie wandte sich um und schob die Plane beiseite. »Ich glaube, du brauchst dir keine Sorgen mehr zu machen. Gabensprecher. Ohne Grenzen hat sich verändert. Man hörte lange nichts mehr vom Herrn des Schattenlandes.

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