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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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entfernt, als die Schiffe der Menschen jemals geflogen sind – sieht man von der MIDAS und der BABYLON unter dem Logenmeister Zeus Orestos ab.«
    »Zehntausend Lichtjahre«, wiederholte ich. Aber auch das war nur eine Zahl, nichts weiter. Ich räusperte mich und sagte: »Ich bin einverstanden.«
    Der Terranaut zog an seinem Zigarillo und nickte zufrieden. Mandorla rührte sich noch immer nicht. Sie wartete nur, beobachtete, ließ ihre kühlen Augen hin und her wandern.
    »Gut«, brummte Farrell. Er wechselte einen schnellen Blick mit der ehemaligen Queen. »Möglicherweise«, fügte er schließlich hinzu, »ist es überflüssig, davon zu sprechen, aber Sie sollten es dennoch erfahren, ehe Sie die Reise antreten.«
    Ich spürte einen Stich im Herzen. Meine Kehle war trocken.
    Warum, bei allen Sternen, reagierte ich so nervös?
    »Wir brauchen Ihre Hilfe«, fuhr Farrell fort, »aber wir vertrauen Ihnen nicht, Zatyr. Ich denke, daß Sie das nicht überrascht. Wir haben deshalb dafür gesorgt, daß Sie keinen Verrat begehen können, wenn Sie auf Ardas Welt ankommen und mit den Graugardisten zusammentreffen. Betrachten Sie diese Maßnahme, Zatyr, als Schutz vor sich selbst, vor Ihrem Alter ego.« Er lächelte andeutungsweise. »Als Symbol wie Ihr Mutagen 936.«
    Ich runzelte die Stirn.
    »Welcher Art ist diese Maßnahme?«
    »Sie haben es nicht bemerkt, aber es geschah an Bord des Organseglers. Wir waren nicht allein auf unserem Flug. Einige Freunde haben mich begleitet. Treiber. Starke PSI-Talente.« Farrells Lächeln verstärkte sich. Aber es wirkte nicht selbstzufrieden, eher bedauernd.
    Bedauern? dachte ich. Warum empfindet er Bedauern?
    »Zatyr! Gehen Sie auf Mandorla zu«, verlangte der Terranaut. »Gehen Sie auf sie zu und versuchen Sie, Mandorla zu schlagen.«
    »Aber …!« protestierte ich.
    »Tun Sie, was er Ihnen sagt«, sagte die einstige Queen.
    Zögernd gehorchte ich. Es war ein merkwürdiges Gefühl, auf Mandorla zuzugehen und den rechten Arm zu heben, die Faust zu ballen. Und noch merkwürdiger war es, daß sich mein Arm wie von einem eigenen Willen beseelt wieder senkte, daß sich meine Faust öffnete und Arm und Hand so schwer wie Blei wurden.
    »Sie sollen Mandorla schlagen, Zatyr«, wiederholte Farrell. »Warum zögern Sie? Was ist los mit Ihnen?«
    »Versuchen Sie es«, nickte Mandorla. »Versuchen Sie es richtig.«
    Grimm wallte in mir auf. Was ist das für ein grausiges Spiel, was man da mit mir treibt? fragte ich mich. Ich starrte in Mandorlas braungebranntes, erwartungsvolles Gesicht, in ihre Augen, in das Rauhreif ihrer Pupillen.
    Zornerfüllt versuchte ich es erneut, aber die Schwere meines Armes hatte noch zugenommen. Ich konnte ihn nicht heben, nicht bewegen, ich konnte nicht einmal mehr eine Faust ballen. Mit einem entsetzten Aufschrei fuhr ich zu Farrell herum.
    »Was haben Sie getan?« schrie ich den Terranauten an. »Was haben Sie mit mir angestellt, Farrell?«
    »Meine Freunde«, antwortete Farrell ruhig, »haben Sie mit einem hypnotischen Block versehen. Konditioniert, wenn Sie diesen Ausdruck vorziehen. Selbst wenn Sie es wünschen, werden Sie weder Mandorla noch die Treiber-Loge der SIMON BOLIVAR angreifen können. Und wenn Sie den Mund öffnen, um Chan de Nouille oder irgendeinem anderen Grauen von den wahren Absichten dieser Expedition zu erzählen, so wird kein Laut über Ihre Lippen dringen. Das ist alles.«
    Ich atmete tief durch.
    »Ich verstehe«, sagte ich. »Vermutlich hätte ich nicht anders gehandelt.«
    Farrell lächelte. »Vermutlich.«
    Dann ließ er seinen Zigarillo fallen, trat ihn mit dem Absatz aus und schloß den Raumhelm. Er winkte nicht, entbot uns auch keinen Abschiedsgruß, als er sich umdrehte und der imaginären Bergkette entgegenging, die in der Ferne die grasbewachsene Ebene wie eine Mauer begrenzte. Nach acht oder neun Schritten verzerrte sich seine Gestalt, wurde langsam durchsichtig und verschwand schließlich ganz.
    Ich war mit Mandorla allein.
    »Wir müssen an Bord der SIMON BOLIVAR«, erklärte die weißhaarige Frau. »Man erwartet uns. Kommen Sie.«
    Und ich folgte ihr.
     
    Seitdem habe ich Claude Farrell nicht mehr gesehen. Er hat mit dem Organsegler den versteinerten Wald im Leerraum zwischen den Sternen verlassen, und ich blieb allein zurück, allein mit den Männern und Frauen von der SIMON BOLIVAR, mit Mandorla, die die Schnitte in ihrem Gehirn überwunden hatte, ohne wieder eins mit sich selbst zu werden, und der jungen Treiberin Codette,

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