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Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur

Titel: Die Terranauten TB 08 - Die graue Spur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Quint
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Mistelcontainer in den Spezialringo zu schaffen und das Beiboot startklar zu machen …
    Es war nicht weiter wichtig.
    Mandorla hatte uns verraten und war mit den Misteln, unserer einzigen Lebensversicherung, entkommen. Chan de Nouille wußte über unsere eigentlichen Absichten Bescheid. Wir waren entlarvt.
    Und die Grauen handelten sofort.
    Einen kurzen Moment nach Mandorlas Funkspruch eröffneten sie das Feuer.
     
    Ich habe mich oft gefragt, was Mandorla zu diesem Schritt veranlaßt hat. Ich glaube, terGordens psionischer Einfluß, der Mandorlas Konditionierung und Gehorsamsreflex neutralisiert hat, begann im Lauf der Zeit zu verblassen. Als sich Mandorlas und terGordens Wege dann trennten, bekam die Konditionierung Gelegenheit, sich zu erholen und wieder bestimmender Faktor in Mandorlas Weltbild zu werden. Mandorla wußte, daß sie uns mit diesem Schritt zum Tode verurteilte, doch das Prinzip der Treue zu den Garden ist stärker als jede Moral.
    Sie tat, was ihre Konditionierung von ihr verlangte, und kehrte heim in den Schoß ihres sterbenden Ordens.
    Ein Grauer bleibt grau, auch wenn er ergraut.
    Es war unser Fehler. Wir hätten es wissen müssen. Ebensogut hätten wir uns einen entsicherten Laser an die Schläfe halten und abdrücken können. Verstehen Sie, was ich meine? Trotz meines Zorns auf Mandorla, dem ich an anderer Stelle nachgegeben habe … Die Schuld trifft nicht Mandorla. Sie reagierte, wie jede andere Graue an ihrer Stelle reagiert hätte. Sie war der entsicherte Laser an unserer Schläfe, und wir haben trotzdem den Finger gekrümmt.
    Jemand, der sich mit diesen Dingen auskennt, hätte den Terranauten sagen müssen, daß eine Queen immer eine Queen bleibt.
    Aber – um bei meinem Beispiel zu bleiben – sie holten mich, den Waffenexperten, zeigten mir den Laser, und ich bemerkte nicht, daß er entsichert war.
    Alles Weitere ergab sich von selbst.

X
    Der erste Laserstrahl eines der Starcruiser war noch schlecht gezielt und streifte nur den Prallschirm der SIMON BOLIVAR. Der Alarm, der dann durch das Schiff dröhnte, riß uns aus unserer Lethargie.
    »Notsprung!« brüllte Cram, obwohl ich in seinen Augen lesen konnte, daß es dafür zu spät war. Ehe die SIMON BOLIVAR in den Weltraum II eintauchen konnte, würde sie unter dem Feuer der Grauen verglühen.
    Es war Codette, die in diesen entsetzlichen Sekunden die Übersicht behielt. Sie kümmerte sich nicht um das hilflose Geschrei der anderen Treiber, sondern aktivierte über ihr Terminal den Ionenbrenner. Vollschub. Das Triebwerk arbeitete mit äußerster Kraft, doch nur langsam – quälend langsam – scherte das Schiff aus dem Orbit um Ardas Welt aus.
    Der nächste Laserstrahl war besser gezielt. Er entfachte ein grelles Lichtgewitter im Prallfeld. Die Schutzschirmkontrollen glosten in warnendem Rot. Nur ein Schuß – und schon drohte das Feld aus Überlastung zusammenzubrechen.
    Jeder Fluchtversuch war sinnlos. Ich wollte Codette zurufen, nicht die Energien der Speicherbänke an den Ionenbrenner zu verschwenden, sondern auf den Schutzschirm zu legen, als ich zum erstenmal bemerkte, daß wir keinesfalls Kurs auf den freien Weltraum genommen hatten.
    Wir fielen Ardas Welt entgegen.
    »Verlaßt das Schiff!« schrie Codette. Ihr durchscheinendes Gesicht glühte jetzt, ihre Augen waren groß und traurig. »Verlaßt das Schiff. Versucht auf Ardas Welt zu landen und euch zu verstecken und PSI-Kontakt mit der Flotte herzustellen. Rasch! Ich verstärke den Schutzschirm mit meinen PSI-Kräften. Das gibt euch Zeit für die Flucht. Geht!«
    Sie wußte, daß dies ihren Tod bedeutete, und wir wußten es auch. Ihre Stimme klang zu eindringlich, befehlend fast, als daß wir uns ihrer Forderung widersetzen konnten. Codette opferte sich für uns, wir nahmen das Opfer an. Das war alles. Die Entscheidung fiel in Sekundenschnelle und sie war unwiderruflich. Wir klappten die Helme unserer Schutzanzüge zu und stürzten zur Spiraltreppe.
    Allein blieb Codette auf der Logenplattform sitzen, im Goldlicht der Mistel und im grellen Wetterleuchten der Laserstrahlen, die in das Schutzfeld der SIMON BOLIVAR einschlugen und deren Helligkeit auch nicht von der Dämmerflüssigkeit der Protopkuppel gedämpft werden konnte, und das letzte, das ich von ihr sah, war der feierliche, bedrückende Ernst auf ihrem schmalen Gesicht.
    Ich will nicht die Sekunden oder Minuten beschreiben, die wir brauchten, um die Mannschleuse zu erreichen, und die uns wie Ewigkeiten erschienen.

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