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Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger

Titel: Die Terranauten TB 10 - Der Sternenfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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sagte. Um sie herum dröhnte und donnerte und fauchte es. Nach einer Weile bildeten sich vor ihnen sonderbare Konturen in den sturmgepeitschten Wolkenschlieren. Myriam korrigierte den Kurs, und die kleinen Triebwerke der Kapsel heulten ein letztes Mal. Unmittelbar darauf gelangten sie in eine Zone relativer atmosphärischer Ruhe, und die junge Treiberin sagte: »Das ist sie: die Elektrische Stadt der Kharr.«
    Davids Blick fiel auf ein gewaltiges Gebilde aus Röhren, Kuppeln, Dornen, Verbindungsstreben und anderen Objekten, die er zunächst nicht zu identifizieren vermochte. Die ganze Stadt mochte eine Ausdehnung von mehr als zwanzig Kilometern haben. Das architektonische Muster, das dem Gebilde zugrunde liegen mochte, entzog sich Davids Verständnis. Es sah vielmehr so aus, als habe man die Stadt aufs Geratewohl konstruiert, als sei vorher kein einheitliches Konzept erstellt worden. Manche der Röhren, die aus zentralen Kugeln und Oktaedern herausragten, waren mehrere hundert Meter dick. Andere hingegen wirkten wie dünne und spitze Nadeln, die in die Atmosphäre Marnivots hineinstachen. Hier und dort glühte der blasse Schein von Ergfeldern, die offenbar besonders wichtige Bereiche der Stadt schützten. Gitternetze gingen von einigen Dornen aus und bewegten sich in den Sturmböen schleierartig und wie zögernd hin und her. Die Rettungskapsel geriet in eine Turbulenz und wurde zur Seite geschleudert. David verlor kurz die Orientierung, als Begriffe wie »oben« und »unten« vorübergehend ihre Bedeutung verloren. Erneut stabilisierte er ihr Gefährt mit seinen psionischen Kräften, und als er die Übelkeit in sich verdrängt hatte, sah er lange, fadenförmige Gebilde, die von der Unterseite der Dorne hinabragten und irgendwo in den Wolkenmeeren Marnivots verschwanden.
    »Das sind die Entlader«, erklärte Myriam. Auf den Wangen der jungen Frau zeigten sich noch immer rote Flecken, aber sie gab sich jetzt weitaus selbstbewußter als noch vor einigen Minuten. Offenbar glaubte sie, von den Jägern ginge keine unmittelbare Gefahr mehr aus. »Sie reichen bis in die Regionen, in denen die permanenten Gewitter toben. Die Blitze haben eine Energie von jeweils mehreren Gigawatt. Die Entlader nehmen den größten Teil davon auf und leiten ihn in die Generatoren und Absorptoren der Elektrischen Stadt. Die Kharr speichern sie und geben auf Anforderung an die Tiefenbasen ab.« Sie deutete auf das wogende und farbige Durcheinander weiter unten. »Dort unten gibt es Stationen der Sonnenarchitekten. Einige von ihnen dienen Forschungszwecken; andere arbeiten an Verfahren, Gase unter hohem Druck zu kristallisieren.« Sie zuckte kurz mit den Achseln, und David sagte:
    »Dafür, daß du diesen Planeten noch nie selbst besucht hast, weißt du eine ganze Menge.«
    Sie lachte. Es klang ein wenig unsicher. »Ich bin eine gute Zuhörerin. Wir Emigranten sind oftmals auf Wissen aus zweiter Hand angewiesen, David. Nun, jedenfalls können die Tiefenbasen nicht über die Kollektoren der Architekten mit Energie versorgt werden. Darum ist die Elektrische Stadt nie ganz von den Kharr aufgegeben worden. Gewissermaßen hatten sie Glück. Wenn Marnivot nicht für bestimmte Experimente geeignet gewesen wäre, hätte der Sternenfänger sicher längst die Sprengung dieses Planeten veranlaßt.« Sie sah wieder auf die Schirme und erschrak. »Die Jäger haben die Verfolgung noch nicht aufgegeben. Sie nähern sich weiter.«
    Schweiß perlte auf der Stirn der jungen Frau, als sie die Kapsel mit Hilfe der Korrekturtriebwerke vorsichtig auf eine der Verbindungsröhren der Stadt zusteuerte. David unterstützte sie mit seinen psionischen Kräften. Als sie den Tunnel fast erreicht hatten, heulte jenseits der transparenten Außenhülle eine Sturmbö, erfaßte die Kapsel mit imaginären Armen und gab ihr einen heftigen Stoß.
    Es krachte, als ihr Gefährt gegen die metallene Wand der Verbindungsröhre stieß. David sah einen feinen Riß, der sich in der durchsichtigen Hülle bildete.
    »Die Helme auf«, sagte er rasch.
    Myriam wandte sich von dem Instrumentenpult ab und kam seiner Aufforderung nach. Als die Siegel von Davids Schutzanzug geschlossen waren, löste er die Sicherheitsgurte und hangelte sich auf die Luke zu. Die junge Frau folgte ihm und hakte eine Sicherheitsleine in seinen Gerätegürtel. Irgendwo knirschte es. Der feine Riß wuchs in die Breite. Es zischte, als Methan und Ammoniak ins Innere der Rettungskapsel drangen.
    »Der Schutzanzug ist nicht

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