Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Stern, der noch fehlte, und die Spektralmessungen und energetischen Analysen hatten genau die gewünschten Werte ergeben. Nur noch wenige Tage – dann konnte er die Initialzündung auslösen.
    Und dann gab es kein Zurück mehr.
    Dann war die Sonnensphäre geschlossen – ein Kosmos in sich, eine Barriere, von der die entropiebeschleunigten Verheerungen zurückprallen würden. Und anschließend, wenn alles in einem energetischen Chaos zerstört worden war, konnte er mit der Erschaffung einer neuen Welt beginnen.
    »Du Narr«, flüsterte Chagar. »Warum hast du das nur nie begriffen, David? Deine Bemühungen sind so sinnlos. Das zweite Universum ist zum Untergang verurteilt. Du mußtest scheitern. David …«
    Große Autarke Elektronische Einheiten lösten sich aus der dichter werdenden Wolkendecke und schwebten auf glühenden Ergfeldern herab. Einige von ihnen versanken lautlos in den Fluten des Ozeans. Chagar wußte, wie es weiterging: Die AEEs verankerten sich am Meeresboden, und wenn er die richtige Signalfolge ausstrahlte, setzten sie die in ihnen gespeicherten Energien frei. Daraus folgten Beben, breite Risse in der Kruste dieser Welt – und schließlich würde der ganze Planet auseinanderplatzen und außerhalb der Sonnensphäre eine neue Asteroidenschale schaffen –, eine Wolke aus Trümmern, die bald darauf vom durch die Initialzündung ausgelösten entropischen Chaos zermahlen werden mußte.
    Ein kleiner glitzernder Punkt sauste an den Autarken Elektronischen Einheiten vorbei und setzte kurz darauf zur Landung an. Ein Lube stieg aus dem Gleiter und kam auf Chagar zu.
    Der Sternenfänger sah den Soldaten an.
    »Fresco ist vernichtet«, sagte der Lube monoton. »Die Schiffe der Einsatzflotte befinden sich derzeit auf der Suche nach weiteren Stützpunkten der Emigration. Sie treffen auf nur geringen Widerstand. Offenbar erfolgte der Angriff tatsächlich so überraschend, wie wir es uns erhofften. Die Kommandos haben mit einer eingehenden Untersuchung aller größeren Asteroiden begonnen, Sternenfänger. Nach der Zerstörung Frescos funktionierten einige der psionischen und energetischen Barrieren nicht mehr, und damit lassen sich Streustrahlungen wesentlich leichter anmessen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Emigration endgültig zerschlagen ist.« Der Lube zögerte.
    »Ja?«
    »Einigen Raumschiffen gelang die Flucht. Sie verließen die Schale, und wir wissen nicht, welche Planeten sie ansteuerten.«
    »Die PSI-Fallen sind aktiviert?«
    »Ja, Sternenfänger. Auch die, an deren Fertigstellung wir in der letzten Zeit arbeiteten.«
    »Dann sollten sich aus der gelungen Flucht einiger weniger Emigranten eigentlich keine Probleme ergeben. Irgendwann werden sie in die Fallen geraten, und dann sind sie erledigt.« Chagar atmete tief durch. Er genoß das Gefühl des Triumphes. Er hatte so lange darauf gewartet. »Was ist mit den Vorbereitungen in Hinsicht auf die Identifikatoren?«
    Der Sternenfänger begann zu frösteln. Die Wärme des tropischen Tages war nur mehr eine Erinnerung, und die dunklen Wolken am östlichen Horizont krochen weiter über den Himmel und vereinnahmten das schwächer gewordene Glühen der Sonne. Erste Böen des nahenden Sturms fauchten über die Korallenbänke des Atolls, und die Polypen schlossen verwirrt ihre Freßkelche.
    »Der Widerstand im Rat der Sonnenarchitekten wird stärker«, antwortete der Lube und ging damit nicht direkt auf die Frage des Sternenfängers ein. »Nach dem Tod Tramurs formiert sich jetzt eine neue Opposition. Ich habe eine Überwachung der Betreffenden veranlaßt.«
    Chagar vollführte eine bestätigende Geste, und der Soldat fuhr knarrend fort: »Wir haben Hinweise auf mehrere konspirative Treffen, Sternenfänger. Sie sollten meiner Ansicht nach die durch die neue Opposition erwachsenden Gefahren nicht unterschätzen.«
    »Verhaften Sie die Wortführer. Nennen Sie als Begründung Kollaboration mit der Emigration.« Chagar verzog das transparente Gesicht. »Beweise dürften sich finden lassen.«
    »Und was die Identifikatoren angeht: Es war nicht leicht, die von Ihnen gewünschten Manipulationen vorzunehmen …«
    »Aber Sie haben es geschafft.«
    »Ja. Bis auf einige wenige Ausnahmen. Aber das holen wir noch nach.« Der Lube sah Chagar an, und der Sternenfänger erkannte ein seltsames Funkeln in den purpurnen Facettenaugen. Er tastete nach dem Konnexkristall, den er von David terGorden erbeutet hatte, und er griff kurz in den Gedankenhaushalt des Soldaten