Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd

Titel: Die Terranauten TB 11 - Spektrum-Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
einige Bemerkungen über die angeblich bevorstehende Arbeit aus und gaben uns alle Mühe, uns unsere Nervosität nicht anmerken zu lassen. Ich warf David einen kurzen Seitenblick zu. Sein Gesicht war eine Maske, aber ich konnte nun in die Welt blicken, die hinter seiner Stirn begann, und was ich dort sah, steigerte meine Besorgnis. Ich schob mich ganz dicht an ihn heran und flüsterte ihm zu: »Es ist nicht mehr weit, David. Wir schaffen es.« Er lächelte, aber es war ein zaghaftes Lächeln, eins, das nicht über die Schwäche in ihm hinwegtäuschen konnte. Der Verlust des Konnexkristalls setzte ihm mehr zu, als er sich selbst einzugestehen bereit war.
    Die Luben überprüften nacheinander unsere codierten Unterlagen. Sie schoben die Magnetkarten in einen entsprechenden Abtaster, und jedesmal leuchtete der Sensorpunkt grün auf. Tairo hatte erstklassige Arbeit geleistet. Unsere Ausweise waren ebenso echt wie sein eigener. Kurz darauf öffnete sich das Schott vor uns. Wir traten in die Kammer und ließen die Sümpfe und die stickige Atmosphäre des Muhadin-Habitats hinter uns zurück.
    »Bitte melden Sie alles, was Ihnen ungewöhnlich erscheint«, trug uns einer der schwerbewaffneten Soldaten auf. »Wir haben Grund zu der Annahme, daß einige Emigranten in die Weltraumstadt eingedrungen sind und hier Vorbereitungen für einen Anschlag treffen.« Er reichte uns ID-Schlüssel, die wir brauchten, um die Servosysteme im Innern des Kollektors zu nutzen.
    »Das versprechen wir Ihnen«, erwiderte Tairo ernsthaft.
    Das Schott der Schleuse schloß sich – gerade rechtzeitig genug, denn Raol begann wie ein kleines Kind zu kichern und sich auf die massigen Oberschenkel zu klopfen. »Das war gut«, ächzte er schrill. »Wirklich gut.« Er verstummte abrupt, als Tairo ihm einen bitterbösen Blick zuwarf.
    Wir wanderten durch stille Korridore und Gänge, und nur selten begegneten wir anderen Arbeitskolonnen. Zweimal wurden wir noch von den Soldaten der hier stationierten Garnisonen überprüft, dann gelangten wir an den Zugang zu einer Turboröhre. Tairo öffnete die Klappe und deutete auf die Kapseln, die auf leuchtenden Ergfeldern ruhten. Wir folgten seiner stummen Aufforderung. Im Innern der Kapsel war es so eng, daß man sich kaum rühren konnte, und die Verständigung erfolgte über mehrere externe Kommunikatoren mit auf die Röhre beschränkter Reichweite. Als sich die Kapseln in Bewegung setzten, bauten sich in ihrem Innern gleichzeitig weiche energetische Polster auf, die den starken Andruck abminderten. Ich sah, wie jenseits der transparenten Kanzel die Wände der Turboröhre konturlos vorbeisausten. Mit einer Geschwindigkeit von nahezu siebenhundert Stundenkilometern jagten wir tiefer ins Innere des Kollektors und verließen damit den Garnisonsbereich. Wir näherten uns dem Kontrollzentrum, riesigen Speicherbänken und den Projektoren, von denen die Initialzündung ausgelöst werden sollte. Wir hatten uns vorbereitet. Wir wußten, welches Risiko wir eingingen. Wir wußten auch, daß das, was David vorhatte, an Selbstmord grenzte. Aber uns blieb keine andere Wahl. Wir fühlten uns wie Gefangene eines Schicksals, das jemand anders bestimmt hatte: der Geist eines Volkes, das vor vielen Jahrmillionen in einer entropischen Katastrophe umgekommen war. Als die Kapseln nach der rasenden Fahrt durch die Turboröhre wieder anhielten, verdrängte ich alle melancholischen Gedanken. Jetzt kam es nur noch darauf an, in kürzester Zeit zu handeln und sich den daraus ergebenden Konsequenzen zu stellen.
    Im Kontrollzentrum der Speicherbänke und Projektoren hielt sich niemand auf. Das hatten wir auch nicht anders erwartet. Die meisten Anlagen im Innern des Kollektors waren vollautomatisiert und wurden von Computern überwacht. Nur wenn die Elektronik eine Fehlfunktion meldete oder eine turnusmäßige Überprüfung fällig wurde, zeigten sich lebende Wesen in den endlosen stählernen Labyrinthen.
    »Ich bin fertig«, sagte Damiro knapp. Sein narbiges Gesicht war völlig unbewegt, als er auf den Elektrischen Störenfried deutete. Es handelte sich dabei um ein handtellergroßes Gerät, das aus mehreren Chips bestand und von einem zentralen Prozessor gesteuert wurde. Allein für sich war es vollkommen harmlos. Integrierte man es jedoch in andere Schaltsysteme, führte er gewissermaßen eine elektronische Infektion herbei, die immer weiter um sich griff. Im Klartext bedeutete das: Wenn Damiro den Störenfried mit den anderen Anlagen des

Weitere Kostenlose Bücher