Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
Vom Netzwerk:
andere Stimme meldete sich. »Es ist noch zu früh, Rok. Die Experimente sind gerade in das entscheidende Stadium getreten. Sechs Stunden. Wir brauchen nur noch sechs Stunden. Dann sind wir sicher. Dann können uns die Irren nichts mehr anhaben. Die anderen sollen sich zu einer Loge zusammenschließen. Vielleicht gelingt es uns …«
    »Nein!« schrie der Kommentator. »Das ist so gut wie sinnlos, und das solltest du eigentlich wissen. Brannan ist tot, und er war unser bester Suggestor. Wir können den Irren keine Trugbilder mehr vorgaukeln, die ihnen Angst vor uns einjagen. Das ist endgültig vorbei. Sie werden in die Station eindringen, und dann …«
    »Sechs Stunden.« Die zweite Stimme klang jetzt hart. »Danach sind wir unangreifbar. Unsere Messungen sind eindeutig: Die neun Schläfer besitzen ein ungeheuer großes psionisches Potential. Wenn wir es schaffen, uns auch nur einen Bruchteil davon zu erschließen, sind wir außer Gefahr. Dann können wir mit den Irren fertigwerden. Sechs Stunden. Bereite alles für die Abwehr vor.«
    David berührte andere Sensoren, und daraufhin veränderten sich die Bilder erneut. Informationen über die STAR ANGEL wurden eingeblendet, Angaben zur Besatzung, des Flugziels, der Ausrüstung.
    »Zweitausenddreihunderteinundzwanzig«, murmelte er. »Vor rund hundertneunzig Jahren. Allmählich beginne ich zu verstehen …«
    Unter den überlebenden Kolonisten war eine Massenhysterie ausgebrochen. Sie hatten das Hibernationsschiff gestürmt, die Beiboote übernommen und damit die Biostation angeflogen. Ihr Haß richtete sich gegen die Treiber der STAR ANGEL, denen sie die Schuld an der Katastrophe auf dem eigentlichen Zielplaneten des Kolonisationsvorhabens gaben.
    Während die Bilder über die Schirmflächen huschten, dachte David laut nach. »Schon an Bord des Schiffes muß damals das Chaos ausgebrochen sein. Infolge der interbiologischen Kontaminierung infizierten sich viele Siedler mit Mikroorganismen, die sich als besonders fatal erwiesen. Manche Kolonisten verloren in ihrem Haß schlichtweg den Verstand. Offenbar kam es zu einem ungesteuerten Transit. In der Nähe dieser Biostation ging das Schiff in den Retransfer. Die Treiber entdeckten die Lenkerbasis, und …«
    Er holte tief Luft. »In dem psionischen Potential der Lenker sahen sie ihre einzige Chance. Sie hatten Angst vor den Siedlern, nackte Angst. Sie führten Experimente durch, um die Kraft der neun Schläfer für sich zu gewinnen.«
    Kämpfe in den Kammern und Hallen der Biostation. Treiber, die sich zu einer Loge zusammenschlossen und sich dem Haß zu widersetzen versuchten. Viele der wahnsinnigen Kolonisten starben durch Ergschleudern und psionische Induktionen. Servomechanismen, ausgerüstet mit Laserkanonen und Vibromessern, wurden per Fernsteuerung durch die Korridore gelenkt und feuerten auf alles, was sich bewegte.
    Davids Gesicht war aschfahl, als er weitere Schaltungen durchführte.
    Auf einem der Monitore war die Halle mit den neun Sarkophagen zu sehen. Einige Treiber bedienten kompliziert wirkende elektronische Apparaturen. Elektrische Entladungen züngelten über die Kristallblöcke. Das pflanzliche Material der Wände verfärbte sich und starb ab. Einer der Lenker erzitterte, schlug die Augen auf und hob die Hand. Es war die letzte Bewegung, zu der er noch fähig war.
    Und anschließend die Flucht.
    Aber jetzt hatten es die Treiber nicht nur mit den wahnsinnigen Siedlern zu tun, sondern auch mit der Biostation selbst. Das quasiintelligente Steuerzentrum hatte sie als Feinde identifiziert. Gen-Parasiten schwärmten aus. Gänge und Korridore zogen sich plötzlich zusammen. Stahlharte Stacheln bildeten sich in den Wänden und zielten auf die Leiber der Flüchtenden. In einer Traumkammer kam es zu einer mentalen Überladung. Drei Treiber starben.
    Die Überlebenden erreichten einen provisorischen Hangar mit drei Fähren. Zwei davon starteten und nahmen Kurs auf den Planeten Schwarzkind. Von einundzwanzig Treibern waren neun übriggeblieben.
    Neun.
    Und jeder von ihnen besaß nun einen Teil der Kraft eines Lenkers.
    David terGorden schaltete die Schirme ab. Die nachfolgende Stille wirkte besonders bedrückend.
    In der Ferne flüsterte die Stimme des Restlebens und erinnerte sich an die Erste Welt, den Kosmos der Uralten.
    »Sie haben nicht gewußt, was sie hier anrichteten«, murmelte Myriam.
    »Das macht es nicht besser.« David verzog das Gesicht und preßte sich beide Hände an den Schädel.
    Bald. Jetzt noch

Weitere Kostenlose Bücher