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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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über Myriam, und dann rieselte die weiße Kälte nieder. Es zeigten sich nur wenige Spuren im Schnee. Die Stiefelabdrücke Kargens, der vor einigen Stunden aufgebrochen war, um seine Fallen zu überprüfen, waren längst zugeweht worden oder lagen unter frisch gefallenem Schnee begraben. Myriam klappte den Kragen des Fellmantels höher und beeilte sich. Eine dünne Rauchfahne, vom Wind zerrissen, wies ihr den Weg.
    Kurz darauf hatte sie die Hütte erreicht. Sie stand einige Meter vom Ufer eines bereits halb zugefrorenen Baches entfernt. Der in der Nacht gefallene Schnee hatte einige Stechginsterbüsche unter sich begraben, und sie sahen jetzt aus wie Buckel in der Landschaft. Myriam öffnete rasch die knarrende Tür und trat ein.
    Im Innern der Hütte herrschte eine behagliche Wärme. Durch die trüben Fenster fiel helles, von Schnee und Eis reflektiertes Licht. Dennoch dauerte es eine Weile, bis sich Myriams Augen umgestellt hatten.
    David hatte sich auf seiner provisorischen Liege aufgerichtet und sah sie groß an.
    »Oh«, machte Myriam.
    »Wo sind wir?« fragte David.
    Sie trat rasch an den gußeisernen Herd heran, nahm den Kessel von der Platte und schenkte einen tönernen Becher mit Kräutertee voll.
    »Hier. Das wird dir sicher guttun.«
    David nahm einige Schlucke und ließ sie dabei nicht aus den Augen. Myriam holte eine Leinendecke und legte sie ihm um die Schultern.
    »War ich lange … bewußtlos?«
    Sie wich seinem Blick aus. »Vier Tage. Wir dachten schon …«
    »Wir?«
    »Oh, Kargen und ich. Du wirst ihn noch kennenlernen. Er hat uns gefunden, als uns nach der langen Wanderung in der Einöde die Kräfte schwanden. Er hat uns hierher gebracht und gepflegt. Ich erholte mich recht schnell, aber du …« Sie seufzte und betrachtete die Maserungen der Holzbohlen an der niedrigen und rußigen Decke. Einige dort hängende Kräuterknollen verströmten einen beißenden Geruch. »Offenbar warst du nicht verletzt. Du hast den Aufprall mit der Rettungskapsel ebensogut überstanden wie ich. Aber …«
    »Ich verstehe.« Stumm trank er seinen Tee. Myriam beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Sein Gesicht wirkte noch hohlwangiger als zuvor. Zwar glänzten die Augen nun wieder, aber seine Erschöpfung war offensichtlich.
    »David?« Ihre Stimme vibrierte. »Es tut mir leid, David. Ich wollte nicht …«
    Doch, sie hatte es gewollt. Und bei der Vorstellung, David könnte sich in den Gravitationsrachen der Singularität stürzen, drehte sich ihr noch immer der Magen um. Nein, sie bereute nichts. Aber sie fühlte sich schuldig.
    »Wir können jetzt nichts mehr daran ändern.«
    »Nein.« Sie stand auf und trat erneut an den Ofen heran. Sie hatte bereits eine Mahlzeit vorbereitet, die eigentlich für den Fallensteller gedacht gewesen war. Aber Kargen hatte sicher nichts dagegen, wenn sich David damit stärkte. Einige Minuten lang beschäftigte sie sich schweigend und versuchte, sich von den bohrenden Gedanken abzulenken. Vergeblich. Anschließend reichte sie David den blechernen Teller. Er löffelte den Brei heißhungrig in sich hinein.
    »Was war nur mit dir los, David?«
    Er sah sie an und blickte doch durch sie hindurch. Die Eiseskälte der Gletscher an den Hängen der Nordbarriere schien plötzlich ins Tal hinabzugleiten, ins Innere der Hütte zu kriechen und Myriam zu umschlingen. Sie hatte auf einmal Angst, David schon verloren zu haben, obwohl er noch vor ihr saß. Sein ausgemergelter Körper war nur eine Armeslänge von ihr entfernt, aber sein Geist weilte in einer ganz anderen Welt.
    »Ich muß den weißen Stern bilden«, antwortete er leise. »Bald, Myriam. Ich kann nicht mehr lange damit warten, verstehst du? Je länger ich zögere, desto kräftiger wird der Falsche in mir. Und wenn es ihm gelingt, die anderen Spektren vor der endgültigen Verschmelzung zu absorbieren, sie zu einem. Teil seiner Bewußtseinsaura zu machen, ist alles umsonst gewesen …«
    Meine Schuld, dachte Myriam. Es ist allein meine Schuld.
    David stellte den Teller beiseite, stemmte sich in die Höhe und stöhnte leise. Myriam war sofort an seiner Seite, stützte ihn und drückte ihn behutsam auf die fleckige Matratze zurück.
    »Du bist noch zu schwach«, sagte sie. »Ruh dich aus.«
    »Es gibt hier auf Schwarzkind eine zweite Basis des IAES. Wir müssen sie so rasch wie möglich erreichen.«
    Myriam nickte langsam. Wenn sie sich konzentrierte und in den psionischen Äther horchte, so konnte sie in der Ferne, am Rande ihres

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