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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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weiß, daß wir hier sind. Und sie hat den Liktor auf uns angesetzt. Ich konnte ihn nicht besiegen, ihn nur zeitweise betäuben. Er wird uns weiterverfolgen. Und irgendwann …«
    »Nein! Wir erreichen die Gläserne Zitadelle. Ganz bestimmt.«
    David gab sich einen Ruck. »Du hast recht.«
    Sie kletterten hinter dem Fallensteller auf die Ladefläche des Schlittens und machten es sich inmitten der Fellstapel so bequem wie möglich. Kargen schwang die Peitsche, und die Muhunde bellten und legten sich ins Geschirr.
     
    David schlief kurz darauf ein. Myriam deckte ihn mit einigen Pelzen zu und hing eine Weile ihren Gedanken nach. Kargen hatte es offenbar eilig, das Tal an der Nordbarriere zu verlassen. Immer wieder holte er mit der Peitsche aus und trieb die Muhunde an. Sie bellten und knurrten und geiferten, aber sie gehorchten ihrem Herrn und zogen den Schlitten unter den schneebeladenen Baumkronen von Kiefern und Fichten hinweg. Manchmal sausten sie über das Eis zugefrorener Flußläufe. Ab und zu konnten sie in der Ferne das Kreischen eines Schneeteufels hören, aber sonst blieb es still um sie herum. Der Wind wehte bleifarbene Wolken über den Himmel, und kurz darauf begann es wieder zu schneien. Der Schnee war wie eine saubere Decke, der all das gnädig unter sich verbarg, was sie hinter sich zurückließen. Myriam sah sich immer wieder um. In dem flockigen Weiß, das vom Himmel herabrieselte, konnte sie die bis zu den letzten Ausläufern der Atmosphäre emporragenden Grate der Nordbarriere nur als einen grauen Schatten erkennen. Die Hütte war längst nicht mehr zu sehen. Gletscher kalbten rumorend in der Ferne.
    Irgendwann mußte auch sie eingedöst sein. Als sie erwachte, tasteten sich von Osten her bereits die ersten dunklen Arme der Nacht heran. Der Schlitten bewegte sich nicht mehr.
    »David?«
    Sie arbeitete sich unter einem Stapel Felle hervor, und kaum hatte sie den Schutz der Pelze verlassen, als sich die Kälte wie mit tausend Nadeln in ihren Leib bohrte. Ganz in der Nähe flackerte der verlockende Schein eines offenen Feuers. Die dürre Gestalt Kargens kam aus dem nahen Wald hervor und brachte Nachschub an Brennholz. Myriam hockte sich neben David nieder, der gedankenverloren an einem Becher mit heißem Tee nippte.
    »Geht es dir jetzt wieder besser?«
    Er nickte nur.
    Kargen schürte das Feuer, und das zitternde Licht der Flammen bildete einen sonderbaren Widerschein in seinem schmalen und faltigen Gesicht. Er bot ihnen Dörrfleisch an, und eine Weile aßen sie schweigend.
    »Wir sollten uns hier nicht zu lange ausruhen«, brach David schließlich das Schweigen und sah den Fallensteller an. »Der Liktor dürfte bald aus seiner Starre erwachen, und dann …«
    »Ho!« Kargen schüttelte sich plötzlich vor Lachen. »Wie die Winterkinder davongelaufen sind! Angst hatten sie. Jawohl, nackte Angst.«
    »Müssen sich deine Hunde noch lange ausruhen?«
    »Meine Pelze und Felle wollten sie mir nehmen.« Kargen spuckte ins Feuer. »Die Früchte meiner mehrjährigen Arbeit wollten sie mir stehlen, einfach stehlen. Ha, aber du hast sie verscheucht.« Er beugte sich vor, blickte nach rechts und links, so als wolle er sich vergewissern, ob sie auch wirklich allein waren, und flüsterte: »Ihr habt mir nicht gesagt, daß ihr Logenstreiter seid.«
    Bevor David eine Antwort darauf zu geben vermochte, sagte Myriam: »Man muß vorsichtig sein. Kargen. Die Zeiten sind schlecht. Und Verräter lauern überall.«
    Der Fallensteller starrte sie eine Zeitlang an, und Myriam glaubte schon, er habe ihre Worte gar nicht verstanden. Dann aber nickte Kargen. So wie ein kleiner Junge, der übertrieben deutlich machte, einen komplizierten Sachverhalt zu begreifen. »Jaja, Verräter gibt es viele. Hier natürlich nicht.« Plötzlich fauchte er: »Aber warum habt ihr mir nicht vertraut? Glaubt ihr vielleicht, ich sei ebenfalls ein Verräter in Diensten der Loge?«
    Myriam versicherte ihm rasch, das sei nicht der Fall.
    Kargen verzog das Gesicht. »Ich habe natürlich schon vom Widerstand gegen die Loge in der Gläsernen Zitadelle gehört. Ich bin nicht dumm. Das dürft ihr nicht glauben. Nein, dumm bin ich gewiß nicht. Ich liebe die großen Städte eben nicht. Ich mag die Einsamkeit am Rande des Winterlandes. Aber jetzt … jetzt muß ich leider nach Süden ziehen, weil der lange Winter kommt. Und bestimmt bin ich nicht der einzige.« Er lachte schrill. »Die Exekutoren der Städte dürften bald ihre liebe Not haben. Wo sollen all

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