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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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wenn ich erst im Süden bin … mit dem Erlös kaufe ich mir eine abgelegene Muschelfarm, stelle Arbeiter ein und genieße die Sonne. Dann können mir die Winterkinder gestohlen bleiben. Es ist endlich an der Zeit, das Leben zu genießen. Vielleicht lege ich mir sogar einige hübsche Sklavinnen zu.«
    »Aber zuvor«, erklang hinter ihnen eine befehlsgewohnte Stimme, »wirst du deine Steuern und Abgaben bezahlen!«
    Sie drehten sich um. Das in der Taille eingeschnürte Gewand des Steuereintreibers schimmerte im Lichte einer nahen Öllampe in allen Farben des Spektrums. Fünf Soldaten begleiteten den älteren Mann, und ihre Hände ruhten in einer stummen Drohung auf den Heften der Schwerter. Auf den Brustplatten der metallenen Körperpanzer zeigten sich die verschiedenen Symbole der Exekutoren Gelfys.
    Das Mittel, das Kargen zuvor zu sich genommen hatte, entfaltete offenbar erst jetzt seine volle Wirkung. Der dürre Fallensteller lachte schrill, und in seinen dunklen Augen erkannte Myriam wieder jenes sonderbare Funkeln. Kargen lebte – zumindest teilweise – in einer Welt, die kein Teil Schwarzkinds war.
    »Steuern und Abgaben? Wofür denn? Für diese wunderbaren Felle und Pelze etwa? Ich habe während des langen Sommers viele Jahre hoch im Norden gearbeitet und vielfältige Gefahren überstanden, während sich die Exekutoren Gelfys in ihrem Luxus ausruhten. Wozu soll ich Steuern zahlen? Mit welchem Recht …«
    Einer der Soldaten trat vor, zückte wortlos das Schwert und wartete auf den Befehl des Steuereintreibers. Der schenkte dem Fallensteller nur ein boshaftes Lächeln, trat auf den Wagen zu und wies die Soldaten in seiner Begleitung an: »Holt Träger herbei. Im Namen der Exekutoren beschlagnahme ich hiermit drei Viertel der Ladung dieses Wagens.«
    Kargen stemmte die Arme in die Hüften. »Das kann doch nicht dein Ernst sein. Ich werde dich in Stücke reißen, du verdammter Speichellecker! Ich …«
    Gaschven zupfte an Myriams Ärmel. »Laßt uns von hier verschwinden.« Der Traummann führte sie fort. Als sie einige Dutzend Meter zurückgelegt hatten, drehte sich Myriam noch einmal um. Auf dem Platz war es zu einem Tumult gekommen. Irgendwo blies ein Uniformierter in ein Signalhorn, und einige Augenblicke später stürmte eine ganze Kompanie Soldaten auf den Platz. Peitschen knallten, und viele Männer und Frauen – darunter auch der wütend zeternde Kargen – wurden abgerührt.
    Gaschven eilte rasch weiter und vergewisserte sich immer wieder, ob David und Myriam ihm auch folgten. Dunkle Gassen verschluckten sie. Sie hasteten an im Dreck schnarchenden Bettlern vorbei, wichen Arbeitern aus, die einzelne Gebäude demontierten und die Stützpfeiler und Holzgerüste auf bereitstehenden Wagen verluden. Es herrschte Aufbruchstimmung in Gelfy. Der lange Winter begann, und wenn die Bewohner ihre Stadt nicht nach einer gewissen Zeit verlassen hatten, würden die Winterkinder kommen, Anspruch auf ihren Besitz erheben und sie vertreiben. Manche Bürger Gelfys aber hatten sich dazu entschlossen, nicht vor Schnee und Eis zu kapitulieren. Sie waren wohlhabend genug, um ihre Villen und Prachtbauten in waffenstarrende Festungen zu verwandeln und sich dementsprechend auf das Erscheinen der Winterkinder vorzubereiten.
    Vor dem Bahnhof Gelfys herrschte noch größeres Durcheinander als in den Straßen und Gassen der Stadt. Tausende von Männern, Frauen und Kindern warteten vor den breiten Zugängen und hofften darauf, einen Platz in einem der Waggons zu bekommen. Uniformierte Polizisten und in Kettenhemden gekleidete Soldaten patrouillierten in der Menge. Kassierer in bunten Gewändern und Roben forderten hohe Beträge für die bevorstehende Fahrt nach Osten.
    Einmal blieb Gaschven ruckartig stehen und versteifte sich. Er deutete auf eine hochgewachsene Gestalt in der Nähe und flüsterte Myriam und David zu: »Seht euch vor. Das dort vorn ist ein Verräter in Diensten der Loge.«
    Der Mann trug eine enge Hose aus Wolfsleder, und das dicke Hemd war mit bunten Zierfransen versehen. Darüber wogte ein Umhang aus einzelnen miteinander vernähten Pelzfetzen im kalten Wind. Das Gesicht des Mannes war mit seltsamen Augensymbolen tätowiert. Diejenigen, die darauf warteten, in die Waggons des Zuges eingelassen zu werden, mieden die Nähe des Verräters, und manche Leute musterten ihn haßerfüllt, wandten sich aber sofort ab, wenn er seine Aufmerksamkeit auf sie richtete.
    Myriam hatte das Gefühl, den Blick des Verräters in ihrem

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