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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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nur an deine Aufgaben zu denken, Verräter. Träume benebeln den Verstand und zehren den Körper aus. Du sollst ein funktionstüchtiges Werkzeug für die Zitadelle sein. Aber du hast versagt.«
    Aber warum, dachte der Liktor nachdenklich, hat die Loge nicht schon längst reagiert? Warum hat sie nichts unternommen, um diesen Verräter an die Pflicht seines unbedingten Gehorsams zu erinnern?
    Er sah noch einmal die Gestalt aus Ektoplasma vor der auf einem dünnen Pfeiler ruhenden Kugel, und er entsann sich auch an den Eindruck, daß ein großer Teil der Loge schlief. Wie lange schon?
    Für den Bruchteil einer Sekunde flüsterte eine sanfte und doch unnachgiebige Stimme hinter der Stirn des Liktors, und die einzelnen Fragmente dieser Überlegungen lösten sich übergangslos auf.
    »Bist du … bist du deshalb hier?« fragte der Verräter, und in seinen Augen funkelte jähe Angst.
    »Nein. Ich habe einen Auftrag für dich, Verräter. Einen Auftrag, den du sofort ausführen wirst.«
    »Natürlich, hoher Herr.« Der Mann nickte hastig, und das ängstliche Funkeln in seinen Augen ließ ein wenig nach. Aber nicht ganz.
    »Hier in Gelfy hält sich ein Entropieverbrecher auf, Verräter.« Er übermittelte dem zitternden Mann ein plastisches Bild David terGordens und seiner Begleiterin. »Bestimmt wird er versuchen, die Stadt zu verlassen. Er weiß, daß ich ihn verfolge. Setz dich sofort mit den anderen Verrätern in Verbindung und stell fest, ob die Betreffenden gesehen wurden.«
    »Ja, sofort.« Der Mann machte Anstalten, sich an dem Liktor vorbeizuschieben und das Zimmer zu verlassen. Verdin hielt ihn fest.
    »Ich erwarte von dir, daß du diesen Auftrag mit der Sorgfalt durchführst, die die Loge von dir erwartet. Andernfalls …«
    Der Verräter schluckte. »Das werde ich, hoher Herr. Ganz bestimmt. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    »Das hoffe ich. Für dich.«
    Als der Verräter gegangen war, schloß Verdin die Augen und zog sich in die Meditation zurück. Seine Gedanken tropften fort, sickerten durch die dunklen Straßen und Gassen der Stadt und suchten nach David terGorden.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis der Verräter aufgeregt zurückkehrte.
    »Einer meiner Kollegen hat sie gesehen. Am Bahnhof. Offenbar ist es ihnen gelungen, in einen der Waggons zu gelangen und Gelfy zu verlassen.«
    »In welche Richtung?« fragte der Liktor rasch.
    »Nach Osten, hoher Herr, nach Osten.«
    Und dort, fern von jeder Ansiedlung, lag die Gläserne Zitadelle.
    Der Liktor wandte sich stumm von dem Verräter ab, verließ das Zimmer und machte sich sofort auf den Weg.

11
Crunn – Die Stadt der stummen Flieger
    Die Sonne sank bereits dem westlichen Horizont entgegen, und die Schatten wurden länger. Claude Farrell und Luther Straightwire standen am Rande der Plattform und konnten in die Tiefe blicken. Weit unten wuchsen Laubbäume, die aus – dieser Höhe aussahen wie kleine grüne Knollen. Und aus dem Pflanzenmeer ragten die Nadeltürme der alten Stadt. Ganz offensichtlich waren die Bauten nicht von Menschen errichtet worden: In schwindelerregender Höhe zogen sich schmale Stege dahin, die aussahen wie die überdimensional vergrößerten Nervenverbindungen zwischen den Synapsen eines menschlichen Gehirns. In unregelmäßigen Abständen zeigten sich runde und rechteckige Öffnungen in den lohfarbenen Türmen, und hier und dort konnte Farrell ein sonderbares Glühen innerhalb der alten Bauwerke erkennen. Spuren des Zerfalls zeigten sich nicht. Man hätte den Eindruck gewinnen können, als sei Crunn gerade erst errichtet worden.
    »… und dies hier, ihr hochwohlgeborenen Damen und Herren, ist ein ganz besonders prächtiges Exemplar.« Einer der Vanrai zerrte an der Kette, und ein halbwüchsiger Junge stolperte die Treppe zum Podest empor. Jenseits der Absperrung warteten Hunderte von elegant gekleideten Männer und Frauen. Einige der Reichen und Wohlhabenden hatten sogar ihre Leibgarde nach Crunn mitgenommen. Die Karossen, Kutschen und Dampfwagen der Käufer und Interessierten warteten weit unten, zwischen den Knollenbäumen am Rande der Stadt. Der Sklavenjäger drehte den Jungen um, preßte seine Oberarme und zupfte an der milchigbraunen Haut. Er öffnete ihm den Mund und deutete auf die makellosen Zähne. »Vollkommen gesund. Nein, kräftig ist er nicht, wie Sie sehen können. Aber er hat andere Qualitäten.« Der Vanrai lachte leise. »Er wuchs in einer der großen Städte am Iunu auf, und er wurde dort in die Künste der Liebe

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