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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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des Treibers, und ihm war, als stände sein Rücken lichterloh in Flammen. Etwas Heißes rann ihm dort über die Haut: Blut, das nun wieder aus den Dutzenden von Wunden sickerte, die ihm die Geißelhiebe im Gefangenenwagen zugerügt hatten.
    »Sehen Sie nur!« Straightwire deutete hinauf.
    Am Himmel zeichneten sich rochenförmige Konturen ab. Farrell fühlte sich an die Orkansegler Ariochs erinnert, aber gleich darauf fielen ihm einige Unterschiede auf. Diese Fluggeschöpfe waren wesentlich größer und glänzten im Farbton heller Opale. Außerdem gingen von der Mitte der Körper stengelartige Auswüchse aus: wie Stachel, die nach unten zeigten.
    Die aufgebrachten Vanrai und Sklavenjäger verfolgten sie noch immer, und erst, als sie das Innere des zweiten Turms erreichten, wurden ihre Schreie und Rufe leiser.
    »Die Mreyd … ein Volk, das vor einigen Jahrmillionen lebte.« Straightwire formulierte diese Worte so gelassen, als spräche er vom Wetter. »Und die Flieger … vielleicht sind es ihre Nachkommen. Vielleicht …«
    Farrell lehnte an der einen Wand und schnappte nach Luft. Das Sonnenland lag einige Kilometer entfernt, aber die Hitze war nach wie vor schier unerträglich, und selbst der anbrechende Abend verschaffte keine Linderung.
    »Wir müssen höher hinauf, Farrell.« Straightwire beugte sich zu ihm. »Schaffen Sie es?«
    Der Treiber nickte und schloß kurz die Augen. Aber die Bilder, die ihm aus der Finsternis entgegenflogen, erschreckten ihn. Er holte tief Luft und richtete sich wieder auf. Sie wanderten durch stille Kammern und leere Zimmer, die die Ewigkeit atmeten. Wenn der Lenker recht hatte, dann mußte diese Stadt … Farrell taumelte unwillkürlich, als er an die Zeiträume dachte, von den Straightwire sprach, als handele es sich nur um Minuten. Millionen Jahre. Und die Stadt zeigte nicht die geringsten Anzeichen eines Verfalls.
    Es wurde jetzt rasch dunkler, und ihre Verfolger gaben auf. Die letzten Stimmen verklangen, und als sie über einen weiteren Steg wanderten, sahen sie winzige Lichter tief unten.
    »Sie fliehen«, sagte Straightwire. »Vor den Fliegern.« Und während sie sich einem weiteren Nadelturm näherten und am Himmel weit über ihnen erste Sterne aufleuchteten, fügte er hinzu: »Die Mreyd waren die Ersten Hüter des Erbes der Uralten, Farrell. Ein großartiges Volk. Carnivores Leben, das sich seiner Verantwortung bewußt war und sie auch wahrnahm. Die Menschheit sollte sich ein Beispiel daran nehmen.«
    Claude Farrell hatte nicht die Kraft zu einem Einwand. Als sie den Steg verließen und in eine Kammer gelangt waren, hockte er sich müde auf dem Boden nieder.
    »Die ersten Lenker, die es überhaupt gab, waren Mreyd«, sagte Straightwire nachdenklich. »Sie errichteten die Separationen und die anderen Basen in Weltraum II. Irgendwann aber starben sie aus. Ich habe viele Hinterlassenschaften der Mreyd gesehen. Meist handelte es sich nur um Ruinen, um Staub und Asche. Dies hier ist die erste Stadt, die … Farrell?«
    Er kniete sich neben dem Treiber nieder und legte ihm die Hand auf die Schulter. Sofort breitete sich tiefe Ruhe in dem Treiber aus. Die Augen fielen ihm zu, und diesmal warteten keine Alptraumbilder darauf, ihn zu entsetzen. Er genoß den stillen Frieden in sich, und er fiel in einen traumlosen Schlaf.
     
    Als er wieder erwachte, war es vollkommen finster geworden. Nein, das stimmte nicht. Die Stadt Crunn schien von innen heraus zu glühen. Die Buckel, die aus den Decken der Zimmer und Kammern im Innern der Nadeltürme wuchsen, leuchteten in einem geisterhaften Schein. Das war das Glimmen und Funkeln, das ihm schon zuvor aufgefallen war, das aus den runden und eckigen Fenstern der Stadt drang und einem Beobachter den Eindruck verlieh, von tausend Augen angestarrt zu werden.
    Claude Farrell stand auf und trat an eins der Fenster heran. Sterne blinzelten am Himmel und neckten ihn: Im galaktischen Archiv tagen die Zivilisationen der Milchstraße, und die Entitäten befürworten einen Vernichtungsschlag gegen die Erde. Sieh uns an! Wir leuchten auch dann noch, wenn es die Erde nicht mehr gibt.
    Aber vielleicht irrten sich die Sterne. Vielleicht erlosch auch ihr ewiger Glanz, wenn es David terGorden nicht gelang, den weißen Stern zu bilden und die sich anbahnende Entropiekatastrophe endgültig zu bannen. Vielleicht würde dem Untergang der Menschheit die Zerstörung des ganzen Kosmos folgen.
    Und wer entwickelte dann atomare und molekulare Gedächtnissporen, die den

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