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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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weiß wurde wie eine frisch gekalkte Wand.
    Er stieg weiter in die Höhe, wanderte durch einen schmalen Korridor und blieb vor einer Tür stehen. Dort erweiterte er sein Bewußtsein und horchte.
    Kein mentales Echo von dem Entropieverbrecher und seiner Begleiterin. Es war, als hätten sie aufgehört zu existieren. Nirgendwo auch nur ein Glimmen in der psionischen Nacht. Er hatte einen Fehler gemacht, und das wußte er. David terGorden war nun vorgewarnt. Er wußte, daß die Loge einen Liktor auf ihn angesetzt hatte, und er schirmte sich ab.
    Ich werde meinen Auftrag dennoch erfüllen, dachte Verdin entschlossen.
    Und aus den unauslotbaren Tiefen der Vergangenheit stieg das Lächeln Serais zu ihm empor. Sie flüsterte ihm zu, und er hielt sie in den Armen, während sich ihre Wurzeln in den Boden gruben. Sie öffneten gegenseitig ihre Knospen.
    Der Haß auf diejenigen, die für den Tod Serais verantwortlich waren, durchtoste ihn wie ein Orkan. Äußerlich war dem Liktor nichts anzusehen, aber in seinem Innern herrschte wilde Entschlossenheit, durchtränkt von heißem Zorn. Die Loge hatte es ihm versichert: David terGorden gehörte zu den Entropieverbrechern, die Serai umgebracht, die ihr langes und glückliches und erfülltes Leben einfach ausgelöscht hatten, nur um ihre eigene unwürdige Existenz zu erhalten. Erbarmen war völlig fehl am Platze.
    Er klopfte an die Tür.
    Nichts regte sich.
    Verdin wartete noch eine Weile, dann winkte er mit der Hand, und krachend flog die Holzplatte vor ihm aus den ächzenden Angeln.
    In dem Zimmer war es nur wenig heller als auf dem Korridor. Verdins Schritte knirschten über die Asche verbrannter Kräuterknollen. Schmutzige Laken lagen überall verstreut. Irgendwo fiepte eine Ratte und ergriff eilig die Flucht.
    Der Verräter lag in einer kleinen Nebenkammer am Boden. In einer Schale neben ihm schwelte noch ein glühender Rest einer halluzinogenen Knolle. Der Mann hatte die Augen weit aufgerissen und starrte den Liktor groß an, ohne ihn wahrzunehmen. Auf einer völlig verdreckten Matratze neben ihm hockte ein nacktes Mädchen. Ihr Oberkörper neigte sich langsam von einer Seite zur anderen. Rote Flecken zeigten sich auf ihren Brüsten. Sie war gefangen in einer farbigen. Vision, durchwanderte eine Welt des Lichts, der Freude und der Sinnlichkeit. Dann und wann streckte der Verräter die Hand nach ihr aus und tastete über den ausgezehrten Körper der jungen Frau.
    Einige Sekunden lang betrachtete Verdin das Bild, das sich hier seinen Augen darbot. Der Verräter stand ebenso in Diensten der Loge wie er selbst. Aber er nahm seine Pflicht ganz offensichtlich nicht wahr. Er floh vor der Wirklichkeit. Der Liktor dachte an Serai und schlug zu.
    Er drang in den Gedankenhaushalt des Berauschten ein und ließ die visionären Träume einfach beiseite wirbeln. Der Verräter stöhnte leise und wälzte sich hin und her. Verdin entzündete ein loderndes Feuer im Bewußtsein des Mannes und ließ in der Welt, in der die junge Frau weilte, einen Dämon entstehen.
    Die Frau gab einen schrillen Schrei von sich und sprang mit einem Satz auf die Beine.
    »Bleib … bleib hier, Wara«, seufzte der Verräter.
    Das Gesicht der jungen Frau war eine Fratze des Entsetzens. Sie fühlte sich von dem Ungeheuer hinter ihrer Stirn verfolgt und erblickte den Liktor. Sie stolperte über den am Boden liegenden Verräter und stürzte der Länge nach hin. Sie raffte ihre Sachen zusammen, stand auf und eilte hinaus.
    Verdin bückte sich und zerrte den Mann in die Höhe.
    »Erfüllst du auf diese Art und Weise deine Pflicht?« fragte er kalt. Der Mann kam langsam wieder zu sich und begriff, in welcher Lage er sich befand.
    »N-nein, ich … ich …«
    Der Liktor holte erneut aus, löschte das Feuer in den Gedanken des Verräters und ließ die letzten Traumbilder verblassen. Er brauchte ihn. Er würde zuviel Zeit verlieren, wenn er jetzt einen anderen Verräter aufsuchte. Der Entropieverbrecher war auf der Flucht, und er durfte nicht entkommen.
    Die Strafe, dachte Verdin und starrte den Verräter haßerfüllt an, wirst du später bekommen. Wenn ich meinen Auftrag erfüllt habe. Dann komme ich zu dir zurück.
    »Ich … es tut mir leid. Der Winter kommt, und ich … ich muß hierbleiben. Die Loge hat es mir befohlen.« Der Mann stieg in seine fleckige Hose und streifte sich rasch ein Hemd über. »Ich habe … Angst. Die Winterkinder …«
    Verdin winkte, und der Mann stand stocksteif.
    »Du hast der Loge zu dienen und

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