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Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern

Titel: Die Terranauten TB 12 - Der weisse Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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bahnten sich einen Weg durch den Gang, der an den einzelnen Abteilen vorbeiführte. Schließlich entdeckten sie zwei freie Plätze und ließen sich in die Lederpolster sinken.
    Jenseits der Fenster krochen die Konturen des Bahnhofs vorbei. Myriam ballte unwillkürlich die Fäuste und dachte:
    Schneller. Bei Yggdrasil, er muß das Zeichen gleich entdecken …
    »Was ist mit dir?« fragte David leise.
    »Mein Ring«, flüsterte sie. »Er hat meinen Treiberring. Und wenn Gaschven das Zeichen sieht, das innen eingravierte Triadische Monochord …«
    In diesem Augenblick ertönte auf dem Bahnsteig ein gellender Schrei.
    »Treiber! Es sind Treiber im Zug!«

10
Auf der Suche
    Die Herberge lag in einem der heruntergekommenen Stadtteile Gelfys. Das Haus war baufällig, und vor den Mauern, von denen der Putz bröckelte, häufte sich stinkender Müll. Muratten fiepten in der Dunkelheit der Nacht, und irgendwo fauchte eine Katze, die hier in den schmalen Gassen und schmutzigen Hinterhöfen reiche Beute fand. Verdin kannte dieses Gebäude nicht selbst, und er hatte sich auch noch nie in diesem Viertel der Stadt aufgehalten. Die mentale Stimme der Loge leitete ihn.
    Er klopfte an die verriegelte Tür. Eine ganze Weile blieb es still, dann ertönten schlurfende Schritte, und eine kleine Luke öffnete sich.
    »Ja?«
    Die Frau schien ebenso alt zu sein wie das Haus, in dem sie wohnte. Viele Winter und Sommer hatten tiefe Furchen und Falten in ihr Gesicht gegraben, und in den trüben Augen irrlichterte eine längst verlorene Jugend.
    »Laß mich ein«, sagte der Liktor kalt.
    Die Herbergsmutter kniff die Augen zusammen und musterte ihn. Verdin hämmerte erneut gegen das verwitterte Holz der Tür, kräftiger diesmal. Die Frau hob eine Lampe, und als das Licht auf die Züge Verdins fiel, erschrak sie sichtlich.
    »Ich … ich bitte um Verzeihung, hoher Herr. Ich öffne sofort.«
    Die Luke schloß sich, und ein Schlüssel drehte sich in einem rostigen Schloß.
    Verdin betrat einen nur matt erleuchteten Schankraum, in dem bei seinem Erscheinen alle Gespräche erstarben. Die Männer an der Theke drehten sich nicht um, aber sie beobachteten ihn aus den Augenwinkeln und musterten sein Abbild im schmutzigen Spiegel.
    »Ich suche jemanden«, sagte der Liktor, nachdem die Herbergsmutter die Tür wieder geschlossen und verriegelt hatte. »Einen Verräter.«
    Irgendwo seufzte jemand und leerte seinen Krug Bier mit einem Zug. Die Angst der Anwesenden war wie ein Schatten, der das Licht der wenigen Lampen noch mehr trübte als die Rauchschwaden, die von Pfeifen und Kräuterstäbchen ausgingen.
    »Er ist oben, hoher Herr«, erwiderte die Greisin rasch. »Ja, oben.« Sie deutete auf die schmale Treppe, die in die Finsternis der ersten Etage emporführte. Verdin setzte sich wieder in Bewegung und schritt an der Theke entlang. Sein Blick fiel auf professionelle Diebe, deren Arbeit in wenigen Stunden begann, dann, wenn die Nacht am dunkelsten war, wenn die Leibgardisten der Exekutoren und die Polizisten mit der Müdigkeit kämpften und keine Zwischenfälle mehr erwarteten. In dieser Zeit wartete reiche Beute auf die Diebe und Halsabschneider, die Assassinen und Betrüger und Schwindler. Die Bürger Gelfys flohen vor dem Winter und den Kindern des Schnees. Sie fürchteten die Kälte und das Eis mehr als die Augen und Arme und Messer der Nacht.
    Die Stufen knarrten unter dem Gewicht des Liktors, als Verdin die Treppe hochstieg. Die Dunkelheit, die ihn umfing, machte ihm nichts aus. Er brauchte keine Angst vor Angriffen aus dem Hinterhalt zu haben, und er konnte in der Finsternis ebensogut sehen wie bei hellem Tag. Auf einem Absatz blieb Verdin noch einmal stehen und blickte zurück. Die Gäste im Schankraum hatten ihm nachgesehen, wandten sich jetzt aber hastig ab. Verdin las in ihren Gedanken wie in offenen Büchern.
    Ein Nichtbluter, hier in Gelfy. O Gott, ist er von der Loge auf mich angesetzt worden? Man sagt ja, einige Exekutoren hätten gute Verbindungen zur Zitadelle. Die Konkubine Habbaths … das Messer, das sich ihr in den Hals bohrt … das Blut an der blitzenden Klinge …
    Und jemand anders: Verdammte Treiberbrut. Immer noch müssen wir uns vor ihr fürchten. Aber irgendwann kommt einmal der Tag, an dem ein beherzter Logenstreiter …
    »Nein«, sagte der Liktor kalt. »Dieser Tag wird nie kommen. Darüber wache ich.«
    Einer der Männer verschluckte sich an seinem Bier und hustete, während sein eingefallenes und hohlwangiges Gesicht so

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