Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter
die Biopsionische Speicheranemone als Behältnis gebildet hatte, betrachtete nachdenklich das schlichte und doch so außergewöhnliche Blumentier. Er hatte das Gefühl, als hinge sein Schicksal von ihr ab.
Hautlappen taten sich auf, als er und die Psychomechanikerin sich zum Verlassen der Kaverne anschickten. Wortlos durchmaßen er und die Frau Kapillargefäß-Gänge. Bisweilen kräuselten Kontraktionen die semi-organischen Wände der Hohlräume, Leuchtfasern und pflanzliche Nervenstränge glommen, Knospen und Blüten leuchteten und erloschen; all diese Vorgänge hingen mit den bislang noch nicht richtig ergründeten mentalen Prozessen eines Organseglers zusammen. In Astletsats Leib erregten sie einen besonders intensiven Eindruck.
Es stand außer Frage, vergegenwärtigte der Riemenmann sich von neuem, als sie das quasi-intelligente Steuerzentrum des riesigsten aller Organsegler betraten, er war ein außergewöhnliches Exemplar. Astletsat verfügte über nicht weniger als zweiundzwanzig Gewebekugeln mit gehirnartigen Organen; kein Wunder, daß er intelligenter war als seine Artgenossen.
Wir sind dicht vor dem Ziel, o Meister Llewellyn, begrüßte Astletsat den Terranautenführer. O ja-ja-ja, wir sind so gut wie da, oh-oh-oh. Geschwinder als der hyperkosmische Wind haben wir die Räume durchquert, die Gärten der Sterne, Sterne, Sterne, o so viele Sterne … Wir sind alsbald am Ziel, Meister Llewellyn.
Geflimmer geisterte durchs Navigationsgespinst des Steuerzentrums, als der Organsegler selbständig Kurskorrekturen vornahm. Die Feldlinien interplanetarer Gravitationseinflüsse wanderten durch die Projektion.
Der vierte Planet besitzt einen Raumhafen, teilte Llewellyn dem Organsegler mit. Lande dort. Aber sei vorsichtig. Wir wissen nicht, wie wir empfangen werden.
Landen, ja-ja-ja, landen, landen. Vorsichtig, ja, so vorsichtig, oh-oh-oh. Ich werde landen auf diesem Sinken kleinen Brocken, ja-ja-ja. Wie er sich dreht, oh-oh-oh, er dreht und dreht und dreht sich und saust dahin, ho-ho-ho, aber ich bin behend und schnell, wie Licht so schnell, ich erwische ihn, er entkommt mir nicht, o Meister Llewellyn …!
Doch es dauerte nicht lange, bis Llewellyn erste Informationen darüber erhielt, was ihn auf Technologos erwartete.
Ein RZS-Feld flackerte vielfarbig mitten im Steuerzentrum auf, und im nächsten Moment materialisierte Scanner Cloud. »Hallo, Llewellyn.«
»Daß man dich mal wieder sieht«, meinte der Riemenmann ironisch. »Was hast du in Erfahrung gebracht?«
Er kommt und geht, ganz gleich, wie es steht, frotzelte Astletsat aus dem Hintergrund des mentalen Äthers. Oh-oh-oh. Wie es steht, wie es geht. Ho-ho-ho.
Niemand beachtete ihn, während der Neue Lenker berichtete, was er inzwischen auf Technologos erlebt und entdeckt hatte.
»Und haltet euch fest«, sagte er zum Schluß. »Der verhaftete Terranaut ist kein anderer als unser Lenker-Adept Claude Farrell.«
»Was? Wie ist er denn nach Technologos gelangt? Ich denke, ihr habt ihn in eurer Obhut?«
Cloud gab Llewellyn eine lediglich ausweichende Antwort. Unter den Lenkern war bis jetzt noch nicht vollauf geklärt, wieviel von den internen Angelegenheiten der Lenker-Gilde man Verbündeten anvertrauen durfte. »Durch Verhandlungen habe ich seine Freilassung nicht erwirken können«, gestand Cloud. »Wenn die Situation sich nicht zu unseren Gunsten ändert, müssen wir andere Mittel zu seiner Befreiung anwenden.«
»Es wäre besser, wir müßten nicht selbst zu diesem Zweck eingreifen«, sagte der Riemenmann. »Wir dürfen den Techno-Welten keinen Vorwand zu irgendwelchen politischen oder gar militärischen Aktionen liefern.«
»Ich habe die Möglichkeit geprüft, ob die planetare Widerstandsbewegung ihn rausholen könnte«, erwiderte der Psyter. »Allerdings vertritt mein Kontaktmann die Ansicht, das wäre zu riskant. Aber mir ist schon etwas anderes eingefallen, wie es sich machen läßt.«
»Wie denn?« fragte Llewellyn nach. Scanner Cloud lächelte breit. »Durch Liebe.«
Inmitten vollständiger Stille saß Claude Farrell im Schneidersitz, die Hände im Schoß gefaltet, auf der lumpigen Plastikliege seiner stählernen Zelle, die Lider geschlossen. Ruhe herrschte auch in seinem Gemüt, eine innere Stille, die den äußeren Umständen, in denen er sich befand, keine Auflehnung entgegenbrachte und es ihm so gestattete. Warten und Isolation in seelischer Festigkeit durchzustehen. Sein Grüner Partner, der Tag um Tag wuchs und gedieh, sich
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