Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter
unabhängig von allem ringsum vorzüglich entwickelte, bewährte sich immer besser dabei, Farrell die Unannehmlichkeiten der Haft zu erleichtern und ihm zudem über die durch die Fortnahme des Tabaks bedingten Entzugserscheinungen hinwegzuhelfen. Zeit spielt keine Rolle, tröstete ihn der frühlingsjunge Grüne Partner. Für dich nicht mehr. Du wirst ein Lenker sein. Es gibt Zeiten des Nichthandelns und Zeiten des Handelns. Du wirst handeln, wenn die Zeit zum Handeln da ist.
Beruhigende Emanationen entströmten dem Pflanzensymbionten, breiteten sich in Farrells Körper und Geist aus, erfüllten ihn mit Gefaßtheit und Bereitschaft.
Irgendwann nach Verzehr der Gemüsesuppe, die er einmal täglich bekam, öffnete sich wieder einmal mit einem Fauchgeräusch die Stahlpforte der Zelle. Nahezu widerwillig schlug Claude Farrell die Augen auf.
Diesmal war Clamjak Lajosmar, Kommandant der Eisernen Faust, so etwas wie die Leibgarde des Putschisten und Despoten namens Johorghos Klamatz, Farrells Besucher. Rund um die Zelle stationierte Sarym-Projektoren hinderten den Lenker-Adepten am Einsatz der eigenen PSI-Fähigkeiten (beeinträchtigten jedoch nicht die Kommunikation mit dem Grünen Partner, der sich Farrells Nervenbahnen als direkter Medien seiner mentalen Mitteilungen bedienen konnte, während die Sarym-Schirme, die gegen biopsionische Potentiale ohnehin weit weniger wirksam waren als gegen normalpsionische Kapazitäten, nur die Frequenzen des PSI-Spektrums überlagerten und entsprechende, von PSI-Wellen abhängige Aktivitäten verunmöglichten); doch schon der Blick, den Lajosmar ihm aus der abartigen stählernen Helmmaske zuwarf, flößte Farrell üble Ahnungen ein.
Hüte dich, warnte prompt der Grüne Partner, der Lajosmar durch Farrells Augen sah. Ich erkenne Wahnsinn in ihm, du könntest seinen Wahnsinn riechen, wären deine organischen Sinne bereits ausreichend sensitiviert. Uns stehen Widrigkeiten bevor. Sei unbesorgt. Verlaß dich auf mich.
»Nun kommen wir zur Sache, Terranaut«, tönte der Kommandant. Vier Wachen und zwei Robots folgten ihm in die Zelle, ferner ein hochgewachsener, dürrer Kerl in grünlicher Montur, dessen Wangen tätowiert waren mit anatomischen Teildarstellungen, die seinem Gesicht ein zerfleischtes Aussehen gaben. »Jetzt machen wir Ernst. Packt ihn!«
Zwei Wächter ergriffen Farrells Arme. Der Lenker-Adept leistete energisch Gegenwehr, aber wiederum nicht in solchem Maße, daß man die Robots auf ihn gehetzt hätte. Der Dürre entblößte, während Lajosmar luziferisch grinste, Farrells Oberarm und schoß ihm mit einer Injektionspistole etwas unter die Haut.
»Was ist das?« knirsche Farrell laut, meinte jedoch eigentlich seinen Grünen Partner.
»Du wirst es gleich merken«, höhnte Lajosmar. »Das Mittel wird deinen Willen brechen. Es wirkt auf doppelte Weise. Erst verursacht es dir Schmerzen – schreckliche Schmerzen, um deine starrsinnige Abwehrhaltung zu lockern. Danach macht es den Rest deines Bewußtseins gefügig. Du wirst reden, als hättest du dir nie etwas anderes gewünscht. Wahrscheinlich wird es dir schwerfallen, überhaupt je wieder zu schweigen.« Er lachte gehässig. Der Dürre nickte kriecherisch, um seine Ausführungen zu bestätigen, auf den dünnen Lippen ein Schmunzeln.
»Ihr Humor entspricht leider nicht meinem Geschmack«, meinte Claude im Tonfall nachsichtigen Tadels. »Ich …« Im nächsten Augenblick erstickte ihm die Stimme in der Kehle. Zangen schienen jeden einzelnen seiner Muskeln zu fassen und daran zu zerren, sie zu quetschen. Sein Körper begann vom Kopf bis zu den Füßen zu schlottern. Ohne die beiden Wächter wäre er der Länge nach zu Boden gestürzt. Er wand sich, keuchte und ächzte. Der Schmerz schien seine Muskeln und Sehnen zu fressen.
»Na, wie gefällt dir das?« knurrte Lajosmar; erwartungsvoll beobachtete er die ersten Anzeichen der Pein.
Ruhe, Ruhe, Ruhe, raunte der Grüne Partner. Ich bin da, ich lasse dich nicht im Stich. Halte aus, nur ein paar Sekunden. Farrell glaubte zu fühlen, wie die Milliarden von Härchenwurzeln des Symbionten die Droge absorbierten, sie in ihre Pflanzenfasern saugten, unschädlich machten, spürte am ganzen Leibe Schweiß.
Einen Moment später verschwand der Schmerz. Farrell bekam sich in die Gewalt, konnte wieder klar sehen. Sardonisch lächelte er dem Kommandanten zu. »Damit werden Sie überhaupt nichts erreichen. Einen Lenker kann man zu nichts zwingen. Ich habe Ihrem Despoten bereits die Wahrheit
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