Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter

Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter

Titel: Die Terranauten TB 13 - Die Lebenswächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Robert
Vom Netzwerk:
Technologie und Technik ein Nonplusultra und gleichsam magisches Allheilmittel sah, war sich darüber im klaren, daß er für die neue ökonomische Politik einen Ex-Manag bestens gebrauchen konnte. So war Gershavo Ranigard Erster Wirtschaftlicher Weiser und Ökonomischer Chefberater des frischgebackenen Despoten geworden, in die Schicht der Privilegierten heimgekehrt.
    Beliebter war er dadurch nicht geworden. Eher das Gegenteil. Klamatz’ weithin unter der Bevölkerung verteilte Spitzel ermittelten bald, daß viele Menschen den einstigen ›Gouverneur‹ jetzt regelrecht haßten: nun hießen sie ihn ›Penunzenpatron vom Palais Protop‹ oder ›Penunzenpatron des Platinpsychos‹. Ranigard wohnte im Palais und verließ es nur zu dienstlichen Zwecken oder offiziellen Anlässen, und dann per Gleiter. Er mochte kein Loch in den Kopf gelasert bekommen.
    Die Tätigkeit als Planifikateur machte er sich leicht. Klamatz hatte eigene, zumeist völlig abwegige Vorstellungen von der wirtschaftlichen Zukunft Technologos’. Infolge der empathischen Empfindsamkeit des Gnuff merkte er stets, zu welchen Perspektiven der Despot neigte, und so unterbreitete er ihm ausschließlich dementsprechende Konzeptionen. Das Clan-Oberhaupt war über die Einmütigkeit, die in Wirtschaftsfragen zwischen ihm und seinem Chefberater bestand, anhaltend begeistert. Auf diese Art und Weise beugte Ranigard dagegen vor, sich Klamatz’ Ungnade zuzuziehen.
    Doch schon nach wenigen Jahren hatte sich gezeigt, daß die Industrialisierung und die damit einhergehende ökologische Schädigung weiter Landstriche die Bevölkerung in zwei Lager spaltete. Zahlreiche Menschen ließen sich vom nach über einem halben Jahrzehnt des Niedergangs und der Verarmung wiedergewonnenen Wohlstand blenden. Nicht wenige andere hingegen nahmen die Nachteile sehr wohl zur Kenntnis und legten wachsende Unzufriedenheit an den Tag. Ansehnliche Bevölkerungskreise sympathisierten mehr oder minder offen mit der Widerstandsbewegung.
    Daher rührte es, daß sich in Ranigard mit der Zeit die Befürchtung festigte, das Regime der Klamatz werde möglicherweise doch nicht von allzu langer Dauer sein; deshalb betrachtete er es als glückliche Gelegenheit zur Rückversicherung, als er – hier im Palais! – Kontakt zu den Widerständlern erhielt. Er erklärte sich zu ihrer Unterstützung bereit, soweit diese Zusammenarbeit seine Position nicht gefährdete. In seinem Amt, hier im Palais, konnte er den Rebellen ohnehin von wesentlich größerem Nutzen sein; und das sahen sie durchaus ein.
    Nun jedoch spitzte die Situation sich rapide zu, und er mußte vorsichtiger denn je sein. Das Auftauchen der Lebenswächter und die Auswirkungen auf die Ernährungslage hatten – im Zusammenhang mit dem Unvermögen des Regimes, die Krise zu bewältigen – die verbreitete Abneigung gegen die Klamatz-Despotie in immensem Umfang gesteigert und ausgeweitet. Die Vertröstungsreden und Durchhalteparolen, die der Titan-Technikus täglich im Visio herunterplapperte, bedeuteten vor allem jenen Menschen kaum etwas, die – besonders in den Großstädten – nur noch alle zwei bis drei Tage Gemüse-Eintopf zu essen bekamen. In den ländlicheren Gebieten war es nicht so ernst, aber dort brauchte man alles auftreibbare Grünzeug selbst, und die Polizei konnte den Leuten nur gewaltsam einen Teil davon entreißen, um mehr schlecht als recht die City zu beliefern. Vielerorts und immer häufiger ereigneten sich Unruhen und Krawalle, und in Technopolis – praktisch unter den Augen des Despoten und seiner Eisernen Faust – mehrten sich die Demonstrationen, die aufgrund der Brutalität, mit der Polizei und Eiserne Faust sie zu unterdrücken trachteten, nahezu jedesmal in Straßenschlachten ausarteten.
    Das Regime des Klamatz-Clans wankte. Aber sowohl Lux, der Rebellenführer, wie auch Ranigard waren sich eines Problems bewußt: das Volk wollte gegenwärtig Essen – noch verlangte es keine andere Politik, kerne andere Regierung. Die Zeit für eine allgemeine Erhebung war noch nicht reif.
    Tanja, dachte Ranigard in bitterlichem Schmerz, entsann sich an ihren warmen, sehnigen, oft so wilden Leib. Ich mußte diesen Weg gehen. Ich mußte diesen Weg gehen. Ich mußte es tun. Ich gehöre nicht unter Vagabunden. Mein Platz ist in den Reihen der Mächtigen. Manchmal bereute er es, nicht einfach bei ihr geblieben zu sein.
    Der Gnuff spürte sein stilles Weh und wimmerte leise. Neugierig reckte Lux den Hals. »Was ist mit ihm?« Er

Weitere Kostenlose Bücher