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Die Terranauten TB 14 - Der letzte Manag

Die Terranauten TB 14 - Der letzte Manag

Titel: Die Terranauten TB 14 - Der letzte Manag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Robert
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Trance dahintappten, sie anrempelten. »Wir haben’s mit ’ner zweiten Generation von Lebenswächtern zu tun. Diesen Lurchen.« So kurzgefaßt wie möglich erzählte er ihr, wie es sich ergeben hatte, daß sie sich hier so unerwartet begegnet waren, musterte sie unterdessen unauffällig. Sie hatte sich so gut wie nicht verändert. Ihre Gestalt, bekleidet mit einem modisch weiten, zimtfarbenen Hosenanzug, war so wundervoll schlank und sehnig wie früher; an diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt gänzlich verfehltes Verlangen erwachte in Ranigard.
    »Wo …?« Farija blickte sich um. »Wo sind Widno und Semin?«
    »Zwei junge Männer?« Ranigard scheute die schreckliche Eröffnung, doch er hatte keine Wahl. »Sie sind tot. Ein Baum hat sie erschlagen, so leid’s mir tut, Farija.«
    Das Mädchen schrie auf und schlug die Hände vors Gesicht. Für einen längeren Moment mußte der Ex-Manag es stützen. »Das ist ja furchtbar …!«
    »Haben sie zu eurer Truppe gehört?« Farija nickte, wischte sich die Augen. »Komm«, forderte Ranigard sie auf. »Wir müssen weiter. Es ist nutzlos, hier zu warten.«
    »Wir sind erst gestern in Technopolis eingetroffen«, sagte Farija konfus. Das Aufputschmittel machte ihre Wangen fleckig, und sie fuchtelte mit den Händen. »Wohin willst du? Wir haben ein neues Stück im Programm. Gershavo, du bist ein Sumpfschwein, du hast mich vergessen!«
    »Ich will in den Tempel, um mit dem Palais Verbindung aufzunehmen«, erwiderte der Chefberater gereizt, ganz und gar dagegen abgeneigt, jetzt persönliche Dinge zu diskutieren. »Ich trage Verantwortung. Ich kann nicht auf der Straße herumstehen.« Er schickte sich an, die Gasse zu durchqueren. »Nein, ich habe dich nicht vergessen«, fügte er hinzu. »Aber … Nun ja, ich hatte wichtige Angelegenheiten zu regeln.«
    »Ja, im Palais.« Farijas Stimme zeugte von Bitterkeit. »Bei den Leuten, die drauf und dran sind, den Planeten zugrunde zu richten … Ihre Gesellschaft war dir immer wichtiger als ich. Man hätte dich damals aufknüpfen sollen, Gershavo.« Nichtsdestotrotz schloß sie sich ihm an. »Sie waren erst seit ein paar Wochen bei uns«, kam sie auf die zwei jungen Männer zurück, die durch die Lebenswächter den Tod gefunden hatten. »Wenn ich gewußt hätte, daß du dieser Manag bist, ich hätte dir eigenhändig die Schlinge um den Hals gelegt. Jeder anständige Mensch hätte das gleiche getan.«
    »Deshalb habe ich ja verschwiegen, wer ich wirklich bin«, entgegnete Ranigard wütend, bahnte roh einen Weg durchs Gedränge Willenloser. Irgendwie zeigten die Apathie-Befallenen, vielleicht aus instinktivem Schutzbedürfnis, eine deutliche Neigung, sich zu dichten Trauben zusammenzuschließen, in denen sie sich dann umeinander bewegten. Diese Ansammlungen erwiesen sich als ebenso schwierige Hindernisse wie geborstene Straßen und Lurche.
    Plötzlich rumpelte Donner über die Stadt, und die Blitze, die nun zuckten, gleißten vom Himmel herab. Im nächsten Moment fing es an zu regnen. Die Riesenlurche hoben die Köpfe, als wären sie davon sehr angetan. Zuerst konnte man den Eindruck haben, es würde bei einem kurzen Platzregen bleiben; bald darauf jedoch verstärkte das lebhafte Gießen sich zu einem wüsten Wolkenbruch.
    Jetzt begriff Ranigard den Zweck der elektrischen Entladungen. Die Lebenswächter waren Amphibien, sie mußte ihre Haut feucht halten, und offenbar war ihnen die Lütt zu trocken; deshalb hatten sie die Atmosphäre aufgeladen und künstlich Gewitter erzeugt.
    Innerhalb weniger Minuten waren Farija und der Ex-Manag vollkommen durchnäßt. Die Apathisierten zogen sich langsam, wie Schlafwandler, in geschlossene Räume zurück, überließen das Freie und die Nässe den Riesenlurchen.
    Nachdem sie vier Rudeln Lebenswächtern ausgewichen waren, sieben aufgerissene, überflutete Straßen überquert, zwei Trümmerhalden überklettert und eine Stelle, an der es zu einer schaurigen Massenkarambolage von Bodenfahrzeugen gekommen war, umrundet hatten, gelangte das Paar zum nachgerade megalithischen, aus Bruchprotop und Stahllegierungen gefertigten, mit abstrusen neoplastizistischen Reliefs geschmückten Portal des Tempels der Hl. Hochenergie. Sie hatten kein Wort mehr miteinander gesprochen, nur jeder für sich über die scheußlichen Verhältnisse, die der sturzbachartige Regen noch verschlimmerte, vor sich hingeflucht.
    Die schweren, acht oder zehn Meter hohen Torflügel waren offen, und eine Gruppe von Zeloten der Hl. Hochenergie

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