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Die Terranauten TB 14 - Der letzte Manag

Die Terranauten TB 14 - Der letzte Manag

Titel: Die Terranauten TB 14 - Der letzte Manag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henry Robert
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hinderte ihn am üblichen schläfrigen Dösen. Menschen mit schlaffen Gesichtern und trüben Augen bevölkerten die Umgebung. Jede Bewegung der Lurche warf Leute von den Beinen; fahrig krochen sie aus der Reichweite der gewaltigen Klauenfüße.
    Der Chefberater schob sich an den Gebäuden entlang durchs Gedränge, darauf bedacht, von den Kolossen Abstand zu wahren. Plötzlich hörte er das Heulen von Triebwerksdüsen. Ein Gleiter der Eisernen Faust sauste über die Dächer hinweg. Ranigard winkte und rief, aber offensichtlich bemerkten die Insassen ihn nicht. Der Ex-Manag fluchte erbittert und setzte den Weg fort. Wohin? Erst einmal, beschloß er, mußte er sich orientieren. Wo bin ich überhaupt?
    Er hob den Blick zum Himmel. Erstaunt sah er, daß dicke, grauschwarze Wolken das vormittägliche strahlende Blau abgelöst hatten. Doch ehe er sich darüber Gedanken machen konnte, erkannte er in einiger Entfernung die glasig-keramischen Panzerprotop-Wälle des Tempels der Hl. Hochenergie, die bis zu den so unvermutet aufgezogenen Wolken aufzuragen schienen. Bestimmt gab es dort noch intakte Funkinstallationen. Entschieden schlug er die Richtung zum Tempel ein.
    Am Rande des Shopping-Zentrums standen zahlreiche Bodenfahrzeuge geparkt. Aber die Allee, die sich dahinter erstreckte, war in der Mitte, wo Riesenlurche mit Gewalt aus den Kanälen gestiegen waren, der Länge nach aufgeborsten und durch einen Graben geteilt, und Dutzende von Lebenswächtern hockten zwischen verbeulten Fahrzeugen und geknickten Bäumen, unter denen Tote lagen. Knöchelhoch rann aus gebrochenen Rohren strömendes Wasser über den zertretenen Straßenbelag. Es war offenkundig sinnlos, es mit einem Wagen zu versuchen. Doch der Tempel ließ sich von hier aus innerhalb höchstens einer halben Stunde zu Fuß erreichen.
    Wir sind die Lebenswächter, behaupteten die Lurche unermüdlich, während Ranigard über einen Baumstamm turnte, der quer über die mitten in der Allee entstandene, etliche Meter tiefe, schlammige Rinne gestürzt war, schließlich sicher auf die andere Seite gelangte. Alles Leben im Kosmos befindet sich unter unserer Obhut.
    »Alles nicht, das kann man ja wohl sehen!« knirschte Ranigard laut, obwohl er wußte, daß die Tiere sich nicht darum scherten. Bei dem zersplitterten, zerspellten Baumstumpf lagen Tote, zwei junge Männer; daneben stand lethargisch ein Mädchen. Der Ex-Manag stutzte, als er es sah; trotz der Ausdruckslosigkeit kam ihm das schmale, von schulterlangen schwarzen Haaren umrahmte Gesicht bekannt vor. Dann half sein Gedächtnis nach, und ihm war, als müsse ihm ein für allemal das Herz stocken. »Farija!« keuchte er, sprang auf das Mädchen zu. Es rührte sich nicht. Ranigard packte es an den Schultern, rüttelte es. »Farija! Was machst denn du hier? Ist eure Truppe in Technopolis?« Er meinte die Androiden-Wanderbühne, mit der er während seiner durch Mittellosigkeit bedingten Wanderung aus dem hohen Norden Technologos zurück in den Süden – nach seiner Entmachtung als Manag der Interstellar Wood & Furniture-Konzernvertretung – eine Zeitlang umhergezogen war; damals hatten er und Farija sich geliebt, und des öfteren gelang es ihm nicht, vor sich selbst zu leugnen, daß er sie noch immer liebte.
    Sie war dafür zuständig gewesen, die Charakterprofile für die Androiden-Darsteller zu erarbeiten. Und nun, nach all den Jahren, hatte er sie wiedergefunden! Er begriff, daß es aussichtslos war, auf sie einzureden; mit zittrigen Händen klaubte er seine Amphetamin-Schachtel heraus, steckte Farija eine Handvoll Kapseln zwischen die Lippen. Er hielt ihr die Nase zu, und der Schluckreflex bewirkte, daß sie eine um die andere Kapsel hinabwürgte.
    Ranigard zog sie am Arm mit; sie folgte widerstandslos. Er strebte mit ihr in eine Gasse zwischen Altbauten, die zu eng war, als daß die Lurche sich hätten hineinzwängen können, ohne die Häuser völlig zum Einsturz zu bringen und darunter begraben zu werden. Als er sich das nächste Mal umdrehte, sah er, daß ein Funke von Geist in Farijas Augen zurückgekehrt war; sie starrte ihn an, als glaube sie zu träumen. »Was …?« stammelte sie. »Wieso …? Gershavo …?« Sie blieb stehen, schüttelte sichtlich verwirrt den Kopf. »Bist du das wirklich? Was ist geschehen?«
    »Ich bin’s, ja.« Ranigard lächelte verkrampft. »Und geschehen ist eine Katastrophe.« Er führte sie beiseite, in einen Hauseingang, damit nicht ständig welche der Leute, die auch hier wie in

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