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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Sie zögerte.
    »Du kannst offen zu mir sein, das weißt du.«
    Sie nickte. »Wir haben Krieg, Angin. Interstellaren Krieg, wie es das Konzil auf der Erde zu nennen beliebt.« Sie umfaßte das Triadische Monochord, das sie um den Hals trug. Ihre Finger glitten zur Seite und streichelten die Meduse. Angin runzelte die Stirn und nahm neben ihr Platz. »Die Kolonien im Draußen kämpfen um ihre Freiheit und die Unabhängigkeit vom irdischen Regime. Die Kolonisten hatten sich ein besseres Leben versprochen. Sie werden ausgebeutet. Nur die Rendite zählt. Nur der Profit. Was ist das Leben eines einzelnen Menschen?«
    Angin nickte langsam. »Die Aufstände werden niedergeschlagen.«
    »Ja.« Sie überlegte und blickte wieder auf die tai -Karten. Ihre Botschaft war sonderbar. »Wir haben eine Verpflichtung, Angin. Wir dürfen nicht abseits stehen. Wir sind es, die die Verbindungen zwischen den einzelnen Welten herstellen.«
    »Wer wir?«
    »Wir Treiber.«
    »Und die … Terranauten?«
    Noelle hob die Augenbrauen. »Du weißt es?«
    »Natürlich.« Er nickte. »Ich weiß es schon lange. Ein neuer Geheimbund unter den Treibern. Eine Organisation, die die Aufständischen unterstützt und selbst der Erde eine neue, gerechtere Ordnung geben will. Du gehörst dazu, nicht wahr?«
    »Ja.« Sie hatte keine Angst. Wenn sie jemandem vertrauen konnte, dann Angin Fertet. »Ich gehöre dazu. Ich kenne jemanden auf Haydrath. Ich habe ihm Waffen für die Widerstandsbewegung versprochen.« Sie schloß die Augen für einen Augenblick. »Du kannst es dir nicht vorstellen … auf Haydrath ist es besonders schlimm.« Sie zögerte. »Einige andere Kolonien dieser Stellaren Provinz haben sich bereits der Rebellion angeschlossen. Das bindet die Kräfte der Erde. Ein Aufstand auf Haydrath könnte gerade jetzt Erfolg haben.«
    »Könnte«, wiederholte Angin nachdenklich. »Und wenn nicht? Was geschieht mit den Kolonisten, wenn die Rebellion niedergeschlagen wird?«
    Noelle hatte es selbst gesehen. Die vielen brennenden Planeten. Graugardisten. Kampfringos. Das Elend. Den Tod.
    »Und wir Treiber«, fügte sie hinzu, ohne auf Angins Frage zu antworten, »unterstützen die Erde sogar. Wenn wir uns der Rebellion anschlössen … wenn wir die Kampfschiffe der Erde nicht mehr durch Weltraum II flögen …«
    »Ein Traum«, gab Angin zurück und erhob sich wieder. »Nur ein Traum. Treiber brauchen das Leben zwischen den Sternen. Sie sterben psychisch, wenn sie sich zu lange an einem Ort aufhalten.«
    »Eines Tages«, sagte Noelle mit einem erneuten Blick auf die tai -Karten, »werden die Kolonien frei sein, und selbst die Erde wird dann eine völlig andere sein.« Sie lächelte. »Es steht in den Karten. Und die Karten lügen nicht.«
    »Wann? In hundert Jahren? Tausend?«
    Sie schwieg. Sie ging ihren Weg. Angin seinen.
    »Das ist doch noch nicht alles«, sagte der Logenmeister weich. »Da ist noch etwas anderes, nicht wahr?«
    Wieder einmal wunderte sich Noelle über seine große Menschenkenntnis. »Du hast recht.« Sie seufzte. »Ich bin auf der Suche nach meinem Bruder. Er verschwand auf Hemyan, vor rund vier Monaten.«
    »Der Aufstand dort ist niedergeschlagen worden.«
    »Ja. Und eine gewisse Dianne DasMaren hatte einen nicht unerheblichen Anteil an unserer Niederlage.«
    »An unserer?«
    »Wir leben in einer Zeit, in der man Partei ergreifen muß. Dafür oder dagegen. Es gibt kein Dazwischen, Angin. Das sollten alle Treiber endlich begreifen.«
    Angin lächelte. Es war seltsam, solche Worte aus dem Mund eines scheinbar dreizehnjährigen Mädchens zu hören. Er verstand sie. Er verstand sie nur zu gut.
    »Komm«, sagte er schließlich. »Wir tauchen gleich zurück in den Normalraum.«
    »Angin?«
    Er lächelte erneut. »Vertraust du mir nicht mehr?« Er schüttelte den Kopf. »Die Worte, die hier gefallen sind, bleiben unter uns.«
    Sie nickte und folgte ihm. Aus der Aussichtskuppel hinaus. Zur Logenplattform. Die anderen Treiber der KIEW-Loge warteten dort bereits. Die Mistel glühte in ihrem Nährtank. Noelle sah sich um. Gesichter ohne Namen, schon jetzt verblassend. Personen ohne Bedeutung. Menschen, die ihre Augen verschlossen und das nicht sehen wollten, was sie sahen. Sie wollten nur Abenteuer erleben.
    Die Wirklichkeit, dachte Noelle, während sie sich auf ihre Liege sinken ließ und sich in den mentalen Ring einreihte, den die anderen Treiber bereits gebildet hatten, wird sie bald einholen. Das Konzil weiß, daß wir ein Potential für den

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