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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Widerstand sind. Wir sind die einzigen Unabhängigen im ganzen Sternenreich. Es wird der Tag kommen, an dem das Konzil der Konzerne selbst uns angreift. Ganz sicher.
    Sie verdrängte diese Gedanken und vergewisserte sich, daß ihre Ichabschirmung nach wie vor wirksam war. Sie mußte in Zukunft vorsichtiger sein. Auf Hemyan waren sie zu unvorsichtig gewesen. Ihr war die Flucht gelungen. Ihr Bruder aber … Sie hatte noch immer das Bild vor Augen. Das schöne und gleichzeitig häßliche Gesicht Dianne DasMarens. Ihre Meduse, die sich diesem Gesicht entgegengeworfen und es entstellt hatte. Noelle lächelte. Eine Erinnerung, die ein Leben lang währte.
    Die Loge tastete hinaus in den zweiten Weltraum, verinnerlichte den mentalen Gesang der Mistel und bereitete den Retransfer vor. Noelle nahm den Schatten einer Welt wahr: Haydrath. Nachschub an Versorgungsgütern, Aufnahme einer Ladung von V/O Kulturaimport, für die Erde bestimmt.
    Es wird schwierig werden, die Waffen durch die Kontrollen zu schleusen, dachte Noelle. Noch einmal dachte sie an die Information, die sie auf Darank erhalten hatte. Ihr Bruder, so hieß es, halte sich auf Haydrath auf. Und Dianne DasMaren ebenfalls.
    Noelle lächelte kühl und streichelte wie in Trance ihre Boratdy-Meduse.
    Retransfer.
    Ein roter Sonnenriese, durch eine schillernde Materiebrücke mit einem grünen Zwerggestirn verbunden. Eine Welt, die nur aus Fels zu bestehen schien. Tiefe Einschnitte, die diesen Planeten aus Granit durchzogen. Nur dort unten, in den Tiefentälern und Kratern und Trichtern, hatte sich genug Atmosphäre angesammelt. Nur dort war der Luftdruck hoch genug, um ein Leben für Menschen zu ermöglichen. Nur dort gab es Klima und Wetter. Eine sonderbare Welt. Aber jede Welt war auf ihre eigene Art und Weise sonderbar.
    Die KIEW schwenkte in eine Umlaufbahn. Funksprüche wurden gewechselt. Die Passagiere erwachten aus dem lebenserhaltenden Tiefkühlschlaf. Ringos wurden für den Planetenfall vorbereitet.
    Noelle blickte sich um, als sie einen mentalen Hauch spürte.
    Jok sah sie an. Er gehörte ebenfalls zur Loge der KIEW. Er war ein unglaublich fetter Mann. Glitzernde Edelsteine waren in seiner Stirn eingelassen, das farbenprächtige, teure Gewand mit Silbernetzstaub verwebt. Alles war Luxus an Jok. Für die anderen Treiber empfand Noelle gar nichts. Jok aber haßte sie. Er verkörperte genau das, was sie verabscheute. Der Blick aus seinen zwischen den Fettwülsten beinah verborgenen Augen …
    Sie öffnete ihre PSI-Sinne.
    Und empfing ein eindeutiges Bild. Ein junges Mädchen, dem Körper nach erst dreizehn Jahre alt, die Beine gespreizt, nackt, das Gesicht verklärt. Darüber: ein fetter Mann, ebenfalls nackt, stöhnend, in dem Mädchen arbeitend.
    Ekel erfüllte Noelle.
    Jok lachte. Seine Stimme war dünn und schrill. Die Stimme eines Eunuchen, dachte Noelle angewidert.
    Aber, aber, empfing sie seine telepathische Botschaft. Und dann ein anderes Bild: ein Triadisches Monochord, eine Symbolbotschaft.
    Noelle atmete einmal tief durch. Es war unmöglich. Sie konnte es sich einfach nicht vorstellen. Jok … ein Terranaut wie sie?
    Du siehst, wir haben mehr gemeinsam, als du gedacht hast.
    Noelle verdrängte ihre Abneigung, machte sich von Beurteilungen frei. Das Gemeinsame war wichtiger.
    Willst du mir helfen auf Haydrath?
    Wir Terranauten müssen schließlich zusammenhalten, nicht wahr?
    Dann wieder das Bild des Koitus.
    Noelle verschloß rasch ihre Sinne. Die Meduse bewegte sich unruhig. Etwas störte sie. Noch immer. Noelle dachte an die Karten und ihre Botschaft, die sie nicht verstanden hatte. Es beunruhigte sie.
     
    Mit den Fallwinden kam der Schnee. Ruhig fielen die weißen Flocken und bedeckten die Stadt der Nichtmenschen mit einer Patina aus sauberem Weiß. Als Mualt höher stieg und als weite rote Fläche am Himmel sichtbar wurde, kehrten sich die Winde um. Die Schneeflocken tanzten nun an den aufsteigenden Wänden, und nur noch wenige erreichten den Grund der Welt. Manchmal rissen die Wolken dicht unterhalb der Öffnungen der Tiefentäler auf, und dann konnte man sogar Shenth erkennen, als grünen, verwaschenen Fleck, der die Kristallstaubmeere weit oben, in den Regionen der Immerwährenden Winde, in ein geisterhaftes Licht tauchte.
    Als Tairit aus der Kataleptischen Starre erwachte, wußte er nicht, wieviel Zeit inzwischen verstrichen war. Er fühlte sich zwar nicht kräftig, aber auch nicht schwach. Die Starre hatte seine Verletzungen geheilt. Die Wunden

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