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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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Bewußtsein zu regen. Es verwirrte Tairit. Nie zuvor hatte er etwas Ähnliches empfunden. Nur in den Gesprächen der Preten war manchmal die Rede vom Funken der Erkenntnis. Es hieß, es sei eine Intensivverbindung zu denen, die waren.
    »Ca«, murmelte Tairit nachdenklich. »Das ist mein Symbol. Eine seltsame Bedeutung: Härte und Energie und Enttäuschung.« Vielleicht, dachte er, wohnt in mir sogar die Kraft eines Preten. Die Bedeutung von Energie? Möglicherweise.
    Tairit erhob sich. Die Warme Flamme züngelte knisternd.
    »Wenn es so ist«, rief er in die Einsamkeit des Tiefentals, und seine Stimme hallte von den granitenen Wänden wider, »wenn eure Kraft tatsächlich die meine ist, dann will ich euch ehren, wie es ein Prete vermag. Dann will ich euch den Respekt zollen, der euch gebührt. Doch dann werde ich eure Kraft auch einsetzen, um Rache zu bringen. Zu viele von uns sind gestorben durch die Habgier der Städter. Sie wissen nichts. Sie verstehen nichts. Sie sehen nichts. Sie sind wie Geschwüre auf dieser Welt: unheilbringend, wuchernd, zerstörend. Gebt mir die Kraft, die ich brauche.«
    Niemand antwortete seinem Ruf. Er hatte auch nicht mit einer Antwort gerechnet.
    Er ließ die Magische Flamme verblassen und machte sich bereit zum Aufbruch. Er fühlte sich jetzt besser. Haß und Wut waren tief in ihm, eingekapselt nun, doch bereit, ihm die Entschlossenheit zu geben, die er brauchte.
    Bevor er aufbrach, legte er den Kopf in den Nacken und betrachtete die Sterne weit oben.
    Sie bildeten ein eigenartiges Muster. An einigen Stellen war der Glanz der Lichter blaß und trüb, als hinge ein dünner Nebelschleier davor. Es waren keine Wolken. Es war auch kein Dunst. Diese Nacht war kalt und klar. Es war etwas anderes.
    Woher in diesem Augenblick die Erkenntnis kam, konnte Tairit nachher nicht sagen. Er wußte nur, daß er begriff. Die Zeichen waren eindeutig: der viel zu frühe Winter, die Kälte zu einer Zeit, in der in den Jahren zuvor noch die Granitmoose geblüht hatten, die verfinsterten Sterne. Und die Kristallstaubseen hoch oben, die nun größer und mächtiger waren als jemals zuvor.
    »Sie kommt wieder«, flüsterte Tairit. »Die Lange Nacht. Und sie wird den Feuerregen bringen …«
     
    Der Grubenlift funktionierte nur noch deshalb, weil die Notstromaggregate Energie lieferten. Die Generatoren oben liefen entweder nicht mehr, oder aber die Energiezufuhr zur Grube war unterbrochen worden.
    »Neununddreißig Tote«, sagte ein Mann neben Ennet Christiansen. Der Lift summte und knurrte. Hinauf. »Verdammt!« Er hielt dem Uniformierten, der sich ebenfalls in der Kabine befand, den Laser an den Hals.
    »Damit«, sagte Christiansen scharf, »erreichst du überhaupt nichts.«
    Der Lift hielt mit einem Ruck an. Als sich die Tür öffnete, schlug ihnen Stimmengewirr entgegen. Gesichter drehten sich zu ihnen um. Ennet Christiansen erkannte einige Mitglieder des Inneren Zirkels der Widerstandsbewegung. Die Stimmung war hochexplosiv. Den Uniformierten, die die Rebellion der Grubenarbeiter überlebt hatten, wurden finstere Blicke zugeworfen. Sie schwebten nach wie vor in Lebensgefahr.
    »Also«, rief Christiansen. »Was ist geschehen?«
    Jemand trat vor. Hier auf der Dritten Stollenebene mochten sich jetzt etwa vierhundert Arbeiter aufhalten. »Sie haben den Ausgang gesprengt«, sagte der Mann. Sein Gesicht war von Schweiß überströmt. Die Feuchtigkeit vermischte sich mit dem Staub. Es stank. »Wir können nicht hinaus.«
    Christiansen begleitete den Mann zum Zentralschacht. Die Notbeleuchtung brannte. Chemische Flackerpunkte an den mit Protop ausgekleideten Schachtwänden. Weiter oben, dort, wo eigentlich die Lichter der Zweiten Ebene hätten sichtbar sein sollen, war nur Felsgestein.
    »Wir haben verdammtes Glück gehabt«, knurrte der Mann. »Der ganze Mist hätte auch weiter herunterstürzen und uns alle unter sich begraben können.«
    »Kein Zufall?«
    »Zufall?« Der Arbeiter lachte humorlos. Die Stimme klang dumpf durch den verstopften Filter der Atemmaske. »Dort oben in der Ersten und Zweiten Ebene sind mehr als fünfzig Arbeiter unter dem Schutt begraben.«
    Mehr als fünfzig, dachte Christiansen. Er fühlte sich plötzlich müde. Trotz der Wut in ihm. Also fast hundert Tote. Für nichts.
    »Funktionieren die Kommunikationsverbindungen nach draußen?«
    Der Mann nickte. »Es kommen dauernd Aufforderungen, die erbeuteten Waffen den überlebenden Sicherheitskräften zu übergeben. Wenn sie sich melden

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