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Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr

Titel: Die Terranauten TB 15 - Im 176. Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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in der Dunkelheit verschwand.
    Der Elektronische Zaun leuchtete an einigen Stellen grell auf. Die Lauscher verschmorten innerhalb eines Sekundenbruchteils. Automatische Laser verkochten.
    Die Männer und Frauen der Untergrundsoldaten erhoben sich. Sie verließen ihre Deckungen und stürmten dem Gelände der Gardebasis entgegen. Lichter flammten nun auf. Irgendwo begann eine Sirene zu heulen.
    Bombenwerfer husteten.
    Barracken warfen sich dem dunklen Himmel Haydraths entgegen. Die Soldaten schrien und brüllten und stürmten weiter vor.
    Es war soweit.
    Haydrath kämpfte um seine Freiheit.
     
    Die Lichter waren ausgeschaltet. Dennoch herrschte in dem Raum Dämmerung. Die Glimmsteine hatten zu glühen begonnen. Und das trotz ihrer umfangreichen Entgiftung, die einen Transport zur Erde überhaupt erst möglich machte. Langsam schritt Dianne DasMaren an den Regalen mit ihren Schätzen entlang. Hier und dort berührte sie einen besonders herrlichen Stein. Hier und dort strichen ihre schlanken Hände über eingemeißelte Hieroglyphen. Auch sie leuchteten nun in einem kalten Feuer, das sie nicht verbrennen konnte.
    Ruhe breitete sich in ihr aus. Ruhe, die sich dennoch mit Erregung paarte. Sie genoß diese widerstrebenden Empfindungen. Sie genoß die Ätherischen Stimmen der Steine, die Jahrmillionen alt waren.
    Dianne runzelte die Stirn.
    Sie vernahm einen Diskant, und die Ruhe in ihr löste sich auf. Melancholie breitete sich dort nun aus und vermischte sich mit Trauer und Wut.
    Sie lachte schrill. Neue Kraft durchfloß ihre Adern und Venen. Neue Kraft machte ihre Muskeln geschmeidig. Neue Kraft schärfte ihren Verstand und beschleunigte die Gedanken. Sie war am Ziel. Sie hatte all das erreicht, von dem sie geträumt hatte. Noelle befand sich in ihrer Hand. Der Rache, der sie seit Monaten entgegenfieberte, stand nichts mehr im Wege. Nur noch ein paar Minuten … nur ein paar Augenblicke im Brennpunkt der Ausstrahlungen dieser Glimmsteine … die Freude mochte um so intensiver sein.
    Dann schlug ihre Stimmung um.
    Aus Zufriedenheit und freudiger Erwartung wurde Wut. Visionen: wutverzerrte Gesichter, Waffen, die sich auf sie richteten, Verschwörungen, Intrigen, Komplotte, Anschläge. Sie lachte erneut. Wieder klang es schrill, und das Echo, das die Wände zurückwarfen, klang noch verzerrter. Oh, ja, sie wußte um ihre Gegner. Aber sie hatte Vorbereitungen getroffen, schon damals, als sie nach Haydrath versetzt worden war. Ihr konnte nichts passieren. Sie war auf alles gefaßt, und derjenige, der mit gierigen Händen nach ihrer Macht und ihren Schätzen griff, würde sich sofort die Finger verbrennen. Oh, ja, und wie er sie sich verbrennen würde …
    Sie wandte sich langsam von den Glimmsteinen ab und öffnete die Tür, die in einen anderen Raum ihres Geheimtrakts führte.
    Noelle blickte ihr entgegen, mit blassem Gesicht. Sie hatte Angst. Sie sollte Angst haben.
    »Na, wie fühlst du dich?« erkundigte sich Dianne DasMaren mit falscher Freundlichkeit und trat an die Liege heran. Sie hütete sich allerdings davor, ihr zu nahe zu kommen.
    »Gut«, sagte Noelle nur. Ihr Blick ging zu dem speziell gesicherten Behälter, in dem sich ihre Meduse befand. Die Boratdy-Freundin flatterte unruhig umher und suchte nach einem Ausweg, der nicht existierte.
    Ein Symbol, dachte Noelle. Ein Symbol für mich selbst.
    Direkt neben dem Behälter mit ihrer Meduse befand sich ein zweites Protopgefäß. Die darin befindliche Meduse regte sich nicht mehr. Tot.
    »Wo ist mein Bruder?« fragte sie kalt.
    »Judad?« Dianne lächelte kalt und begann, ihre Gesichtsmaske abzunehmen. »Ich habe ihn mit einem kleinen Auftrag fortgeschickt.« Sie genoß jedes Wort. So lange hatte sie auf diesen Augenblick gewartet. »Er war ein guter Liebhaber. Allerdings nicht ganz freiwillig. Das Sanfte Fieber in ihm hat ihn stimuliert.«
    Noelle sah sie nur an. »Wo ist er?«
    »Oh, irgendwo dort draußen.« Sie wandte Noelle ihr entstelltes Gesicht zu. »Siehst du das?«
    »Du hast dich nicht sonderlich verändert«, sagte Noelle kühl.
    Wut kroch in Dianne DasMaren empor. Sie packte den Laser, entsicherte ihn, richtete ihn auf Noelle … und ließ ihn wieder sinken. Nein, so einfach wollte sie es der Terranautin nicht machen. Etwas mehr Zeit. Etwas mehr Befriedigung. Dianne horchte. Sogar noch hier konnte sie die Ätherischen Stimmen der Glimmsteine vernehmen. Sie hatten sich intensiviert. Sie klangen noch herrlicher nun, noch verlockender.
    »Dein Bruder Judad«,

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