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Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt

Titel: Die Terranauten TB 18 - Das Terranauten-Projekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Weiler
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breiteren Kanäle, die vom Hafenbecken aus bis weit ins Innere der Stadt reichten, parkten ein Bereitschaftswagen der Vigilanten und ein schwarzlackierter Transporter.
    Handliche Scheinwerfer glühten, und in dem hellen Schein führten uniformierte Gestalten Männer, Frauen und Kinder aus verschiedenen Häusern.
    Trotz der nächtlichen Kälte waren die Betreffenden nur in leichte Sachen gekleidet, und sie wirkten nervös und verängstigt. Ein älterer Mann – die farbigen Schulterabzeichen wiesen ihn als Offizier aus – gab sich immer wieder Mühe, sie zu beruhigen.
    »Machen Sie sich keine Sorgen!« rief er halblaut. »Es ist nur eine Routinekontrolle, weiter nichts. Ihre Sanitätstests weisen positive Ergebnisse auf. Wir bringen Sie nur ins Hospital, und dort kümmern sich die Ärzte um Sie. Machen Sie sich keine Sorgen …«
    Und wie willfährige Schafe ließen sich die Männer und Frauen und schluchzenden Kinder in den Transporter führen.
    Narda beobachtete das Geschehen aus dem dunklen Schatten einer Brücke heraus, und sie ballte die Fäuste. Die Emanationen der Vigilanten machten deutlich, daß der Offizier log. Sie konzentrierte sich auf ihre Empfindungen, trotz der neuerlichen Schmerzen, die ihr eine nahe PSI-Falle bereitete, und sie wußte, daß die Uniformierten Personen mit latenten Treiber-Fähigkeiten abholten. Sie versuchte, den Bestimmungsort des Transporters herauszufinden, aber dabei wurde der Schmerz so stechend, daß sie das Gesicht verzog und sich schnell abschirmte.
    »Seltsam«, sagte einer der Vigilanten und wandte sich an den Offizier, der gerade die rückwärtigen Luken des Transporters schloß. »Ich habe hier eine Aktivitätsanzeige.« Er hob einen Sensorkegel in die Höhe.
    Narda wartete nicht auf eine Anpeilung. Lautlos sprang sie auf den steinernen Sims des Kanals und eilte davon, während hinter ihr Scheinwerferkegel durch die Finsternis tanzten.
    Einige hundert Meter entfernt wandte sich Narda von dem Kanal ab und hastete durch eine weitere Gasse. Kurz darauf kündete ein flackerndes Schild von einem Traumhaus. Ohne zu zögern trat sie ein.
    Im Innern war es nur unwesentlich heller als draußen. Vorsichtig schob sie sich an Nischen mit Dutzenden von Berauschten vorbei.
    Sie verharrte nicht ein einziges Mal, nutzte den Aufenthalt in diesem Etablissement nur dazu, ihre Infrarotspuren mit denen der anderen Personen zu vereinen. Selbst mit den empfindlichsten Scannern ließen sich ihre Wärmemuster nun nicht mehr von denen der Gäste unterscheiden.
    Einmal trat ihr ein dicklicher, halbnackter Mann in den Weg, und sie versetzte ihm einen Handkantenschlag in die Seite, hörte, wie der Hüne ächzte und hinter ihr auf die Knie sank, und setzte ihren Weg ungerührt fort.
    In tönernen Schalen und auf metallenen Rosten schwelten Blätter, die einen intensiven und beißenden Geruch verströmten, der entfernt an Kardamon oder Ingwer erinnerte. Narda entsann sich an die knappe Bemerkung Crymsens, der von einer Droge namens Flash gesprochen hatte.
    Der jungen Frau wurde schwindelig; sie hielt die Luft an und schritt noch rascher aus. Die Konturen der Umgebung schienen zu verschwimmen, und einige Male drohte sie das Gleichgewicht zu verlieren. Irgend jemand lachte hinter hier, grölend und knurrend – eine Stimme aus einer anderen Welt. Nach einer Weile, als sie bereits das Gefühl hatte, ihre Lungen könnten jeden Augenblick platzen, fand sie die Hintertür, riß sie auf und wankte ins Freie.
    Kalte Luft schlug ihr entgegen. Sie atmete tief ein und konzentrierte sich eine Zeitlang darauf, die Nebelschwaden aufzulösen, die sich vor ihrem inneren Auge zusammengeballt hatten.
    Die Dämpfe hatten ein seltsames Glücksgefühl in ihr entstehen lassen, eine Art Euphorie, die sich gerade in einer Umgebung wie dieser als tödlich erweisen mochte. Es war, als sanken ihre Füße in den Boden – der hier aus hartem Stein bestand und nicht einmal das Regenwasser aufnehmen konnte –, als bedürfe es nur eines Wunsches, um im wahrsten Sinne des Wortes Wurzeln zu schlagen, um Keime zu entwickeln und Blätter an ihrem Körper wachsen zu lassen. Eine seltsame Empfindung, eine völlig andere Wahrnehmungsperspektive. Und irgendein Teil Nardas, tief in ihr, verborgen in den Zwielichtwinkeln ihres Selbst, ahnte, daß noch weitere Gefühle darauf harrten, geweckt zu werden, um aus Träumen und Visionen eine neue Erkenntnisstruktur zu errichten, vor der ihre Suche sich als unwichtig erweisen würde, ebenso wie das

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