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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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gewiss selbst hin und wieder eine Probe von Brillanz und hoch entwickelter Kunst der Schlussfolgerung zeigte, waren das keine Eigenschaften, die er in erster Linie von sich selbst oder seinen Mitarbeitern forderte.
    Wenn jemand ihn gefragt hätte, was das wichtigste in seinem Beruf sei, würde er mit größter Wahrscheinlichkeit Systematik, gesunder Menschenverstand und Pflichttreue in der hier aufgeführten Reihenfolge genannt haben.
    Auch wenn Martin Beck im Großen und Ganzen Lennart Kollbergs Ansichten über die Polizei in der Gesellschaft teilte, so war der Schritt, den Beruf an den Nagel zu hängen, für ihn selbst völlig undenkbar.
    Hinzu kam, dass er viel zu pflichtbewusst war, und das Wissen darum hatte zur Folge, dass er sich selbst oftmals als eine peinlich triste Person betrachtete und oft deprimiert war. Das war zwar in den letzten Jahren etwas besser geworden, aber ein Spaßvogel war er trotzdem nicht, und er hatte auch nicht die Absicht, einer zu werden, Neuerdings beruhten seine Depressionen eher auf der Tatsache, dass er ein vergleichsweise hoher Beamter war, in einer Gesellschaft, in der sich niemals etwas zum Besseren wandelte.
    Im Unterschied zu Lennart Kollberg litt Martin Beck dagegen nicht an dem kollektiven Verfall de’s Polizeikorps, er betrachtete sich als kaum daran beteiligt. Sicher wurden häufig Fehler und Übergriffe begangen, aber das war nicht er selbst oder seine Abteilung, die sich dessen schuldig machte.
    Zu den vielen Eigenschaften, die Martin Beck zu einem guten Polizeibeamten machten, musste man auch Gewissenhaftigkeit, gutes Gedächtnis und eine Hartnäckigkeit rechnen, die manchmal beinahe an einen Maulesel erinnerte, sowie ein gutes Kombinationsvermögen. Ein anderes Detail war, dass er sich für alles Zeit zu nehmen versuchte, das in irgendeiner Weise den Dienst betraf. Off waren das Kleinigkeiten, bei denen sich später herausstellte, dass sie keinerlei Bedeutung hatten, aber in einzelnen Fällen wurden scheinbare Nebensächlichkeiten zu wichtigen Hinweisen in die eine oder andere Richtung.
    Als er Lennart Kollberg verließ und eine positive Beurteilung des Schutzplanes insgesamt erhalten hatte, fühlte er eine gewisse Befriedigung, denn trotz allem war Kollberg immer noch der Mann, auf den er sich am meisten verließ, wenn es um polizeifachliche Dinge ging. Das Gespräch war kurz gewesen, und plötzlich entschloss er sich, einen Besuch zu machen, den er schon ziemlich lange vorgehabt, aber sich nie die Zeit dazu genommen hatte. Eigentlich war seine Zeit auch jetzt knapp, aber andererseits mussten Melander, Gunvald Larsson und Skacke absolut in der Lage sein, alle mehr oder weniger sinnlosen Telefonate oder Besuche zu erledigen. Rönn hatte anderes zu tun und war im Hauptquartier vermutlich nicht zu erreichen.
    Daher bat er, zur David Bagares Gata gefahren zu werden.
    Martin Beck konnte selbst Auto fahren, jedenfalls besaß er einen Führerschein aus den Vierzigerjahren, aber er tat es praktisch nie und war auch nicht Eigentümer eines Fahrzeuges. Jetzt, da es nur noch zwei Tage bis zu dem großen Ereignis waren, hatte man ihn mit einem speziellen Dienstwagen ausgerüstet. Der war grün, und der Polizist hinterm Lenkrad trug Zivil.
    Fünf Minuten später stand er vor der Tür zu Hedobald Braxens Büro.
    Die Klingel funktionierte nicht, aber als er anklopfte, hörte er zwei deutliche Geräusche von innen. Das eine war ein Rülpsen und das andere in Miauen. Erst danach rief eine dumpfe Stimme: »Herein!«
    Martin Beck glitt durch die Tür, wie es seine Art war, und stand im Zimmer, noch ehe die Stimme zu Ende gesprochen hatte.
    Braxen war damit beschäftigt, sich selbst und seinen Tierpark abzufüttern. Die beiden Katzen drängten sich um eine Schale Milch, während der Advokat selbst seinem überalterten Kanarienvogel Körner gab. Eine Zigarre qualmte in einem großen Aschenbecher, der sicher monatelang nicht ausgeschüttet worden war, vor sich hin, und auf der fleckigen Schreibunterlage standen ein Milchkarton, ein Plastikbecher und zwei belegte Brote, eins mit Mettwurst und das andere mit Käse.
    Braxen blickte Martin Beck abwesend an. Dann schob er die Schreibunterlage ein wenig zur Seite und setzte sich hinter den riesigen Tisch.
    »Die Kaffeemaschine ist kaputt«, erklärte er. »Daher trinke ich jetzt auch Milch. Das ist in meinem Alter sicher nicht das Richtige, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass es noch eine größere Rolle spielt. Nicht wahr?«
    »Nein«,

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