Die Terroristen
Hörer auf.
»Das war ihre Mutter. Weder Vater noch Mutter haben seit der Verhandlung im Juni von ihr gehört. Sie sagte, das sei auch das Beste so, denn keiner in der Familie würde das Mädchen verstehen.«
»Nette Eltern«, brummte Martin Beck.
»Nicht wahr? Warum interessieren Sie sich übrigens für das Mädchen?«
Martin Beck griff nach dem Reichsanwalt und setzte ihn auf den Fußboden, stand auf und ging zur Tür.
»Ich weiß nicht recht. Aber jedenfalls vielen Dank für die Hilfe. Wenn sie von sich hören lässt, könnten Sie es mich vielleicht wissen lassen oder ihr sagen, dass ich gerne mit ihr sprechen möchte.«
Braxen hob die Hand zum Abschied, dann lehnte er sich im Schreibtischstuhl zurück und schnallte seinen Gürtel ein Loch weiter.
18
R einhard Heydt war ebenso wie Kollberg der Ansicht, dass das meiste klar zu sein schien. Er war in eine Zweizimmerwohnung nach Solna umgezogen, die von dem gleichen Strohmann gemietet worden war, der auch die Wohnung in Södermalm besorgt hatte.
Die Japaner blieben dort wohnen. Sie hatten unter sorgfältiger Aufsicht die geheimnisvollen Bomben montiert. Ihre nächste Aufgabe war, sie an den ausgesuchten Plätzen anzubringen, was so spät wie möglich geschehen sollte.
Lange bevor der Presse etwas zu Ohren gekommen war, hatte Heydt alle Einzelheiten des Programms für den Senator ebenso wie den größten Teil des Sicherheitsplanes gekauft. Der Verkäufer war auch diesmal der Doppelagent in der geheimnisvollen kleinen Firma auf Kungsholmen gewesen.
Der Funkexperte traf ein wenig verspätet ein. Er wurde von einem dafür gemieteten dänischen Fischkutter von Gilleleje aus in die Nähe von Torekov transportiert und dort an Land gesetzt. Dabei fuhren sie, natürlich ohne dass einer von der Besatzung eine Ahnung hatte, direkt vor der Nase des Rikspolis-Chefs vorbei, der gerade in der Einsamkeit saß und über seine Verantwortung nachdachte.
Der Mann hieß Levallois und war eine sehr viel unterhaltsamere Gesellschaft als, die beiden Japaner mit ihren Bambussprossen und anderem komischen Gemüse, um von dem unbegreiflichen Spiel mit den kleinen Klötzen gar nicht erst zu reden.
Über seine Ausrüstung hinaus, die nicht hoch genug einzuschätzen war, hatte er jedoch eine weniger gute Nachricht mitgebracht. ULAGs Schwäche war die Kommunikation, die noch nicht genügend ausgebaut war, anderenfalls hätte Heydt wahrscheinlich schneller davon erfahren. Irgendwo war ein Leck entstanden, und an einer anderen Stelle hatte jemand verschiedene Informationen zu einem recht interessanten Bild zusammengefügt.
Heydt war in Indien gesehen worden und auch, als er das Land in Lateinamerika nach dem Attentat verließ. Bereits seit damals hatte die Polizei beharrlich versucht, eine Art Personenbeschreibung zusammenzustellen, die sie dann durch Interpol in Paris an beinahe jede denkbare Regierung mit einigermaßen funktionierendem Polizei- oder Sicherheitswesen verschickt hatte.
Die durchlässige Stelle befand sich sicher nicht bei der ULAG, sondern in einem der Länder, in denen Heydt in früheren Jahren als Legionär in der Guerillatruppe aktiv gewesen war. Jedenfalls hatte man schließlich den Angaben über sein Aussehen seinen richtigen Namen hinzufügen können. Die Polizei in Salisbury behauptete immer noch, keine Ahnung zu haben, wer er sei, was vermutlich der Wahrheit entsprach, aber die Behörden in Pretoria, die sicher nicht wussten, womit er sich tatsächlich beschäftigte, gaben bekannt, dass er südafrikanischer Staatsbürger sei, mit Namen Reinhard Heydt, in seinem Heimatland nicht vorbestraft sei und, so viel man wusste, sich niemals strafbar gemacht habe.
Soweit schien das nicht besonders gefährlich zu sein, aber leider hatte bald danach die Frelimo in Mosambik, die ihn auf ihren schwarzen Listen stehen hatte, eine Fotografie vorgelegt, die qualitativ ausreichend war, um reproduziert und an Interpol geschickt zu werden.
Es gab keinen Haftbefehl gegen ihn. Man teilte lediglich mit, dass die Polizei in dem lateinamerikanischen Staat daran interessiert war, sich mit ihm zu unterhalten, und um Mitteilung bat, wo er sich gerade aufhielt.
Reinhard Heydt verfluchte innerlich den Augenblick, in dem er damals fotografiert worden war. Das war vor zwei Jahren gewesen in einer ungemein ärgerlichen Situation. Während eines bewaffneten Patrouillengangs nördlich von Louren-90 Marques wurde seine Gruppe zersplittert, und er und einige andere waren von den
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