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Die Terroristen

Die Terroristen

Titel: Die Terroristen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall; Per Wahlöö
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hinter ihm die Reichspolizeileitung hatten ständig die gleiche Erklärung zur Hand, nämlich den herrschenden Personalmangel.
    Natürlich stimmte das in gewisser Weise, trotzdem war es bei weitem nicht die ganze Wahrheit. Denn die wollte man nur ungern zugeben: dass es wichtiger war, gute Polizisten zu haben als eine größere Anzahl.
    Gegen die personelle Stärke der Ordnungsmacht war nicht viel einzuwenden, dagegen konnte man vieles über die Ausbildung des einzelnen Polizisten sagen, die bedenkliche Lücken, sowohl was Psychologie als auch Ethik betraf, aufwies. Die Werbung für den Beruf, vor allem in Zeiten der Hochkonjunktur, erbrachte schlechte Ergebnisse, zum Teil deshalb, weil dem Korps viel zu viele Arbeitslose aus den dünner besiedelten Landesteilen zugeführt wurden. Häufig waren das Leute, die keinerlei Ahnung von der Dynamik einer Großstadt hatten, viele fühlten sich ausgestoßen und suchten diesen Nachteil durch Gewaltanwendung und unbefugte Machtausübung zu kompensieren. Viele gaben den Beruf wieder auf, und andere suchten sich freie Stellen in der Provinz, so weit entfernt von der Großstadt wie möglich.
    Außerdem war es tatsächlich nicht immer leicht, Polizist in Stockholm zu sein, wo verschiedene Gangsterbanden und Syndikate jetzt ganz offen herrschten, wo es Rauschgift im Überfluss gab und die einfachsten Konfliktsituationen häufig besinnungslose Gewalt von beiden Seiten auslösten. Darüber hinaus beharrten der Rikspolis-Chef und mit ihm viele andere darauf, dass das alte Polizeiwesen, das viele gute Seiten, aber natürlich auch eine Reihe von schwachen Stellen gehabt hatte, umorganisiert und die im Grunde zivile Organisation zu einem paramilitärischen, zentral geführten Verband wurde mit erschreckenden technischen Möglichkeiten, wozu auch immer die genutzt werden sollten.
    Hinter alldem stand eine Regierungspartei, die sich sozialdemokratisch nannte, die aber mit den Jahren weder sozialistischer noch demokratischer geworden war, soweit sie das überhaupt in geringem Umfang jemals gewesen war, und deren Name einen immer dünneren Vorhang für die rein kapitalistische Staatsmacht abgab.
    Der Polizeiberuf ist weitgehend trostlos und nur selten erfreulich, viele Maßnahmen, die ein Polizist ergreift, führen automatisch zu Widerwillen und Unpopularität.
    Die Riksmordkommission mit ihrem uralten und häufig übertrieben guten Ruf, der sie als etwas Spannendes und sogar Romantisches darstellte, war eine Ausnahme.
    Martin Beck war den langen Weg gegangen und war bereits ein guter Polizist gewesen, als er vor 30 Jahren im Bezirk Jakob Fußstreife ging. Es war ihm immer leicht gefallen, mit Leuten ins Gespräch zu kommen, viele Probleme ließen sich mit Hilfe von Humor und Intelligenz lösen, und schon damals war er dankbar gewesen, dass er nicht vom Militär übergewechselt war wie so viele andere Kollegen. Sechs Jahre Streifendienst hatten auch keine besonders bitteren Erinnerungen hinterlassen, und die Anlässe, bei denen er gezwungen gewesen war, Gewalt anzuwenden, waren leicht zu zählen.
    Später hatte er sich immer mehr zum Beamten entwickelt und hatte im Laufe der Zeit nicht selten widerstrebend Kompromisse mit stupiden Vorgesetzten geschlossen, aber er hatte es damit und mit verschiedenen schwer begreiflichen Disziplinarvorschriften ausgehalten, ohne größeren Schaden an seiner Seele zu nehmen.
    Er zeigte natürlich, ebenso wie die meisten anderen, ein gewisses Interesse an seiner Karriere, doch in diesem Punkt hatte er sich stets geweigert, Kompromisse zu schließen. Denn er war ein Mann, der nicht nur am Schreibtisch arbeiten wollte, sondern draußen in direktem Kontakt mit Menschen und ihrer Umwelt. Die Angst, in einem Büro gefangen zu sein, wo das Hantieren mit Papier und dem Telefon nur von geschwätzigen Besprechungen unterbrochen wurde, hatte mit großer Wahrscheinlichkeit seine Beförderungen verlangsamt.
    Nachdem er im Jahr 1950 zum Kriminalassistenten aufgerückt war, hatte er das Glück gehabt, ziemlich schnell der Mordkommission zugeteilt zu werden. Dieser Dienst hatte ihn interessiert, und er hatte begonnen, selbständig Studien in Kriminologie und Psychologie zu betreiben, und bis zur Verstaatlichung hatte er das Glück gehabt, verständnisvolle Vorgesetzte und gute Kollegen zu haben. Sein Talent, mit Leuten zu sprechen, hatte er bewahrt und so weit entwickelt, dass er schon frühzeitig als einer der besten Verhörleiter der Polizei angesehen wurde.
    Obwohl er

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