Die Terroristen
einzuladen?«
Martin Beck beantwortete diese Frage nicht, sondern wiederholte: »Willst du?«
Kollberg blickte abschätzend auf den Papierstapel. »Wie eilig?«
»So schnell wie möglich.«
»Ja. Es wird ja behauptet, dass Geld nicht stinkt, und ich glaube nicht, dass die Lappen der Polizei mehr riechen als die anderer Leute. Aber die Nacht brauche ich schon dazu. Was ist geheim daran?«
»Hier.« Martin Beck nahm einen zusammengefalteten Bogen aus der Jackentasche.
»Dazu gibt es nicht mal eine Kopie.«
»Okay«, stimmte Kollberg zu. »Ich sitze morgen um die gleiche Zeit hier.«
»Du bist ja pünktlich wie ein Gerichtsvollzieher«, begrüßte Kollberg ihn am Dienstagmorgen.
Martin Beck stand hinter seinem Stuhl und blickte neugierig auf eine kleine doppelläufige Pistole, die der andere gerade registriert hatte.
»Eine Derringer«, erklärte Kollberg. »Ich hätte nicht geglaubt, dass es solche in Schweden gibt. Ein altes, schönes Original, 1881 hergestellt und sicher niemals benutzt. Nicht mal eingeschossen.«
»Na?«
»Ja, also. Ich habe alles durchgelesen. Zweimal. Hat mich die ganze Nacht gekostet.«
Martin Beck zog ein langes, schmales Kuvert aus der Tasche und reichte es ihm. Kollberg öffnete es und pfiff vor sich hin.
»Na, jedenfalls war das eine Nacht wert. Damit geht’s in den Opernkeller, vermutlich schon heute Abend.«
»Was hast du gefunden?«
»Eigentlich nichts. Es ist ein guter Plan. Aber …«
»Ja?«
»Aber wenn es Zweck hat, Möller noch auf etwas hinzuweisen, dann sollte er sich auf zwei wirklich kritische Punkte konzentrieren. Nämlich wenn das Aas zusammen mit dem König auf Logärden steht. Und eine nicht ganz so schwer zu lösende Aufgabe: wenn der Senator zusammen mit dem Regierungschef den Kranz niederlegt.«
»Weiter?«
»Nichts, wie ich schon gesagt habe. Klar, dass ich diese geheime Sache für ein wenig verrückt halte. Wäre es nicht besser, Gunvald Larsson mit Stern und der amerikanischen Flagge in der Spitze als Weihnachtsbaum zu verkleiden und ihn auf Sveaplan aufzustellen? Und ihn bis Weihnachten da stehen zu lassen?«
Kollberg stapelte die Papiere auf einen Haufen vor Martin Beck auf und legte das wichtigste obenauf. Dann nahm er einen sehr kleinen Revolver aus der Schublade und fuhr fort:
»Damit sich das Volk an den grausigen und schauerlichen Anblick gewöhnt, wie Bürochef Malm sich ausdrücken würde.«
»Noch was?«
»Ja, richte Einar Rönn aus, dass er niemals mehr versuchen soll, sich schriftlich auszudrücken oder dass er, wenn es sich absolut nicht vermeiden lässt, zumindest niemandem zeigt, was er geschrieben hat. Sonst wird er nie im Leben befördert.«
»Mmm.«
»Das hier ist doch ein hübsches Ding. Ein kleiner, vernickelter Damenrevolver des Typs, den amerikanische Matronen um die Jahrhundertwende oder davor im Muff oder in der Handtasche trugen.«
Martin Beck blickte uninteressiert auf die vernickelte Waffe, während er die Unterlagen in seine Aktentasche packte.
»Damit kann man vielleicht einen Kohlkopf aus einem Abstand von zwanzig Zentimetern treffen, sofern der absolut still liegt«, erläuterte Kollberg und nahm den kleinen Revolver mit einem einzigen schnellen Handgriff auseinander.
»Ich muss jetzt los. Vielen Dank für deine Hilfe.«
»Friede sei mit dir. Du kannst Rhea von mir grüßen, wenn du Lust hast. Übrigens brauchst du mich auch gar nicht zu erwähnen. Das wäre mir angenehm.«
»Hej.«
»Morgen«, sagte Lennart Kollberg und streckte die Hand nach einer seiner Karteikarten aus.
17
I m Laufe der Jahre hatte mehr als einer sich gefragt, welche Eigenschaften es eigentlich waren, die Martin Beck zu einem so guten Polizeibeamten gemacht hatten. Über diese Frage wurde ebenso häufig bei Vorgesetzten wie bei Untergebenen nachgegrübelt, und der Anlass war seltener Bewunderung als vielmehr offener Neid.
Diejenigen, die ihm übel wollten, wiesen gern darauf hin, dass er nur wenige Vorgänge zu bearbeiten hatte und die meisten davon einfach zu lösen waren. Das stimmte, denn die Aufträge, die er erhielt, waren nicht sehr zahlreich, verglichen mit dem, was sich in verschiedenen anderen Abteilungen der Stockholmer Polizei türmte. Die Dezernate Diebstahl, Rauschgift und Gewaltverbrechen hatten zum Beispiel enorm viel zu tun, und ihr Aufklärungsprozentsatz war erschreckend niedrig. Viele Anzeigen konnten ganz einfach nicht bearbeitet werden, sondern wurden nach und nach zu den Akten gelegt. Der Polizeimeister und
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